NRW Ahr-Flutopfer landen in Hilden
Hilden/Bad Neuenahr · Nach der verheerenden Unwetter-Katastrophe hat das Ehepaar Millotat aus Bad Neuenahr kein Dach mehr über dem Kopf. Im Kreis Mettmann hoffen sie auf eine neue Bleibe. Wer kann weiter helfen?
. Es war der Wohnort, den sie sich für ihr Leben im Alter ausgesucht hatten, den sie durch frühere Kuraufenthalte kannten und mochten: Bis zum 15. Juli 2021 lebten Gerd (95) und Hannelore (87) Millotat über 20 Jahre lang in Bad Neuenahr, hatten eine hübsche Wohnung nur wenige Gehminuten von der Ahr entfernt. Doch seit gut sieben Wochen ist alles vorbei: Durch die Hochwasserkatastrophe hat das Ehepaar alles verloren, was ihnen lieb und wert war, sie stehen vor dem Nichts.
Aktuell wohnen sie im Seniorenzentrum Erikaweg in zwei Gästezimmern, dringend aber suchen sie nach einer kleinen barrierefreien Wohnung im Kreis Mettmann oder im Düsseldorfer Süden.
Am Abend der Katastrophe war das Paar schön essen
Der Tag vor der großen Katastrophe lässt sich eigentlich gut an: Hannelore Millotat hat Geburtstag, abends geht das Ehepaar deshalb schön essen. Zu diesem Zeitpunkt regnet es zwar schon stark, aber darüber machen sich die beiden noch keine Sorgen. „Wir sind dann nach Hause gelaufen, haben Fernsehen geschaut und sind um halb 10 ins Bett gegangen“, erinnert sich Hannelore Millotat. Später aber wird sie von Geschrei und Geplätscher vor ihrer Erdgeschosswohnung wach. „Als ich die Jalousien hochgemacht habe, floss die Ahr schon durch die Straße“, erzählt die Seniorin. Ein Nachbar klopft an ihre Wohnungstür und schreit laut „raus, raus, raus“, wenig später drückt das Wasser der Ahr die Haustür mit einem lauten Knall ein. Zuflucht finden sie zunächst bei den Nachbarn eine Etage höher, mitnehmen können sie nichts. „Wir hatten nur einen Schlafanzug an, keine Schuhe“, sagt Gerd Millotat. Immer wieder steigen den beiden bei den Erinnerungen an diese Nacht die Tränen in die Augen.
Als er am nächsten Morgen ins Erdgeschoss geht, ist das Wasser, das nachts zuvor anderthalb Meter hoch in ihrer Wohnung stand, schon auf Kniehöhe zurückgegangen. Seine Geldbörse und die Brille kann er retten, aber an die Handtasche seiner Frau mit sämtlichen Papieren kommt er nicht mehr ran: „Von der Wohnung ist nichts übriggeblieben, die Türen waren aus den Angeln gehoben, blockierten alles“, erinnert er sich.
Feuerwehrleute bringen sie am Tag nach der Flut in eine Halle auf dem Gelände des Süßwarenherstellers Haribo in Grafschaft, dort bekommen sie Kleidung, übernachten auf Feldbetten, müssen noch zwei Mal die Unterkunft wechseln, bevor sie in Adenau in einem Hotel unterkommen. „Hier sollten wir erst einmal bleiben“, erzählt Hannelore Millotat.
Zu allem Elend muss ihr Mann zwischenzeitlich ins Krankenhaus. Sie aber wird aktiv, schaut sich in ihrer alten Heimat rund um Wülfrath, Hilden und Wuppertal um, wo das Ehepaar unterkommen könnte. „Im Seniorenzentrum Erikaweg habe ich nach einer freien Wohnung gefragt“, sagt die 87-Jährige. Allerdings: Die letzte war gerade vergeben. „Wir haben den beiden aber zwei Gästezimmer geben können, bis etwas frei wird“, berichtet Beate Linz-Eßer, Geschäftsführerin der Seniorendienste Hilden, die das Seniorenzentrum am Erikaweg betreiben.
Paar sucht barrierefreie Wohnung ab 50 Quadratmetern
Da das aber sehr lange dauern kann und die traumatisierten Senioren möglichst schnell in einem neuen Zuhause zur Ruhe kommen sollen, suchen sie nun dringend nach einer barrierefreien Wohnung ab 50 Quadratmetern. Möbliert oder teilmöbliert ist sie bestenfalls, denn: „Ich habe einfach keine Kraft mehr, ohne meine Frau wäre ich verloren“, sagt Gerd Millotat. Ihm wie seiner Gattin machen die Geschehnisse seelisch und körperlich nach wie vor schwer zu schaffen: „Wir vermissen einfach alles, ein Leben haben wir in der Nacht in Bad Neuenahr verloren.“ Ihre Wünsche in dieser schwierigen Situation? „Gesundheit, wieder auf die Beine und allein klarkommen in einer neuen Wohnung“, sagt das Ehepaar.