Zwischen Hilden und Haan Hund attackiert acht Moorschnucken

Hilden/Haan · Die Herde mit rund 500 Tieren weidet momentan in der Hildener Heide rund um den Jaberg. In ihrem Nachtquartier am Haaner Hermann-Löns-Weg sind sie am Mittwoch von einem Hund angegriffen worden.

Schäfer Franz Eikermann und Elke Löpke von der Biologischen Station sind nach dem Vorfall schockiert.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(tobi/cis) Elke Löpke ist schockiert: „Ein freilaufender Berner Sennenhund hat acht Moorschnucken schwer verletzt – es ist noch nicht klar, ob sie überleben oder getötet werden müssen“, erklärt die Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel in Monheim, die jedes Jahr die 500 Tiere große Schafsherde in die Hildener Heide entsenden, um dort Landschaftspflege zu betreiben. Einige Tiere seien zudem trächtig. Ein Schock durch eine Jagdsituation wie am Mittwoch könne zu Fehlgeburten führen.

Was ist geschehen? Die Moorschnucken weiden seit einigen Tagen in der Hildener Heide. Tagsüber sind sie mit einem Schäfer unterwegs, abends werden sie in einem umzäunten Bereich eingepfercht. „Die Stadtwerke Haan haben uns dafür ein eingezäuntes Gelände zur Verfügung gestellt“, erklärt Elke Löpke. Durch ein Loch im Zaun sei dann am Mittwochmorgen ein nicht angeleinter Hund in den Pferch eingedrungen und habe die Tiere gerissen. „Die Hundehalterin hat selbst die Polizei gerufen“, berichtet die Leiterin der Biologischen Station.

Eine Polizeisprecherin bestätigt den Vorfall: „Wir haben eine Ordnungswidrigkeitenanzeige geschrieben“, erklärt sie. Der Bericht des Vorfalls gehe an die Stadt, die sich um das weitere Verfahren kümmert. Dort werde entschieden, ob der Hund nun beispielsweise einen Maulkorb tragen muss.

Die Heideflächen rund um den Hildener Sandberg sind für den Naturschutz enorm wichtig und einzigartig im Kreis Mettmann, betont Michael Schoch von der Biologische Station Haus Bürgel. Die Heide ist ein besonderer Lebensraum für „Hungerkünstler“, wie zum Beispiel Heidekraut, Heidenelke und Moorlilie, die mit karger Kost der nährstoffarmen Böden auskommen. Hier kommen seltene Arten vor. Deshalb werden die Heideflächen seit dem Jahr 2002 durch eine Wanderschafherde der Schäferei Eikermann gepflegt.

Schafe grasen dort, um die Heide vor Überwucherung zu schützen

Warum? Weil Heide keine Natur-, sondern eine Kultur-Landschaft ist, die erst durch Beweidung entstanden ist. Die Schafe fressen Pfeifengras, junge Birken und Brombeeren, die sonst die Heide überwuchern würden. Außerdem verjüngen sie die Heidepflanzen, indem sie diese anknabbern. Ohne die Schafe würde die Heide verbuschen und innerhalb weniger Jahre zu einem Wald heranwachsen. Die Schäferin zieht Jahr für Jahr vom Rhein aus durch die Gebiete der Bergischen Heideterrasse, Further Moor, Ohligser Heide und Hildener Heide. Sie verweilt im Juli und September jeweils für ungefähr eine Woche in Hilden.

Die Wanderschafherde besteht aus etwa 500 Moorschnucken – einer sehr kleinen, hornlosen Schafrasse – und etwa 30 Ziegen. Sie wird tagsüber durch die Schäferin mit Hütehunden gehütet und übernachtet in einem Pferch.

Auch die Städte Solingen, Hilden und Langenfeld setzen sich für den Erhalt der Heiden ein. Darum wird der Schäfer auch für seine Arbeit bezahlt. „Ohne diese Entlohnung wäre der Erhalt der Schäferei nicht möglich“ sagt Schäfer Franz Eikermann. Würde er die Tiere schlachten, würde er pro Tier nur um die 30 Euro erhalten. Da lässt er sie lieber als Rasenmäher auf vier Beinen arbeiten. Eikermann: „Ich liebe die Tiere einfach.“ In Hilden hat die Biologische Station vergangenes Wochenende zwei Info-Veranstaltungen angeboten, die mit jeweils rund 70 Teilnehmern sehr gut besucht waren. Der Schäfer hat erklärt, was die Tiere machen und warum sie so wichtig für die Heidelandschaft sind. „Eine tolle Aktion mit vielen zufriedenen Teilnehmern“, sagt Elke Löpke.

Die Moorschnucken werden auch noch die kommenden Tage in der Hildener Heide unterwegs sein. „Wir möchten noch einmal eindringlich darauf hinweisen, dass Hunde einen Jagdtrieb haben“, sagt die Leiterin der Biologischen Station, Elke Löpke. Sie wirbt nachdrücklich dafür, die Hunde an die Leine zu nehmen. „Hundehalter müssen dort einfach ein wenig rücksichtsvoller sein“, erklärt die Leiterin der Biologischen Station.

Um den Moorschnucken so viel Sicherheit wie möglich zu bieten, haben sich die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Mettmann, die Biologische Station Haus Bürgel, der Förster der Stadt Hilden und das Regionalforstamt Bergisches Land einvernehmlich dazu entschieden, einzelne Wege in der Hildener Heide während der Beweidung zeitlich befristet zu sperren.

Darüber hinaus sind zeitgleich ehrenamtliche Mitarbeiter der Biologischen Station Haus Bürgel vor Ort, die Spaziergänger und Hundehalter über die Maßnahmen aufklären und bei der Suche nach Alternativrouten behilflich sind. Die Maßnahmen verhinderten den Angriff des Hundes nicht.