Friedhof präsentiert sich offen
Zum ersten Mal zeigt sich ein Haaner Friedhof ganz offen den Besuchern. Stadt und Kirchen wollen so ein Tabu brechen.
Haan. Das Leben ist vergänglich. Jeder muss irgendwann einmal sterben. Das ist etwas, das alle wissen, doch immer noch wird das Thema „Tod“ von vielen Menschen verdrängt. So wundert es nicht, dass auch Friedhöfe häufig gemieden werden. „Für viele ist der Friedhof ein Ort des Schreckens“, weiß Gabriele Haage, stellvertretende Friedhofskirchmeisterin der evangelischen Kirche Haan. Friedhofskirchmeister Bernd Zippert fügt hinzu: „Viele haben Angst davor.“
Dieses Tabu möchte nun ein Team der evangelischen Kirche, der Stadt Haan und der katholischen Kirche lockern. Um den Menschen die Angst und das Unbehagen zu nehmen, hat dieses Team einen „Tag der Haaner Friedhöfe“ ins Leben gerufen, der alle zwei Jahre auf einem anderen der drei Haaner Friedhöfe stattfinden soll.
Den Anfang macht der evangelische Friedhof an der Alleestraße. Hier werden im Umkreis der Kapelle drei große Zelte aufgebaut, wo Vertreter aller Friedhofsträger, der Hospizverein, die Deutsche Treuhand, aber auch Bestattungsunternehmen, Gärtnereien und Floristen sowie Steinmetze über ihre Arbeit informieren und für Fragen zur Verfügung stehen. „Wir wollen an diesem Tag an die Öffentlichkeit gehen und zeigen, es gibt ein Leben danach“, erklärt Zippert.
Der erste „Tag der Haaner Friedhöfe“ beginnt am Samstag, 9. Juni, um 10 Uhr mit einer Andacht, die Pfarrer Hans-Peter Gitzler halten wird. Um 10.30 und um 16 Uhr bietet Martin Banniza Führungen über den Friedhof an, wird historische Fakten und Hintergründe vermitteln und erzählen, wer hier so alles seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Pfarrer Gitzler will zwei Lesungen in der Kapelle halten, bei denen er deutlich macht, dass „der Friedhof nicht nur ein Ort des absoluten Ernstes sein muss“, wie Zippert erklärt.
Während dieses Aktionstages haben die Besucher auch die Möglichkeit, den Steinmetz Tobias Kartz am Objekt arbeiten zu sehen, einen Blick in eine Kammer des Kolumbariums zu werfen oder zu sehen, wie ein Grab ausgehoben wird.
„Wir möchten zeigen, dass alles mit dem größten Respekt gegenüber dem Toten geschieht“, betont Haage. Der „Tag der Haaner Friedhöfe“ stehe unter dem Motto „Begegnung“. So stehen den Besuchern auch mindestens zwölf Ansprechpartner zur Verfügung. „Die Leute können Kuchen essen, Kaffee trinken und dabei ins Gespräch kommen, in lockerer Atmosphäre“, sagt Haage. „So verliert sich die Angst, das Tabu.“ Der gesamte Erlös geht an gemeinnützige Vereine. Auch ein Fotowettbewerb wurde im Vorfeld in den vier Fotogruppen des Senioren-Netzwerkes ausgeschrieben. Etliche Fotos von den drei Haaner Friedhöfen wurden eingereicht, aus denen die drei besten prämiert werden.
Die Preisverleihung — es gibt drei attraktive Preise, wie beispielsweise eine Unterwasserkamera zu gewinnen — findet ebenfalls während des Aktionstages statt, wo in den Zelten auch die Siegerfotos ausgestellt werden. So wünschen sich alle Organisatoren, dass der Friedhof seinen Schrecken verliert und zu einem Ort der Begegnung wird. Das Ende des Aktionstages ist für 17 Uhr vorgesehen.