Kleiderkammer Hilden feiert 30. Geburtstag

Nach vielen Umzügen in den vergangenen Jahren ist das Lager an der Benrather Straße daheim.

Foto: Stephan Köhlen

Hilden. Vera Lepper, die Vorsitzende vom Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM Hilden), zählte auf, wie schwer der Gedanke mit der Kleiderkammer zu realisieren war: „Wir mussten immer wieder aus den Räumen raus, wir mussten immer fliehen“. Man fing vor 30 Jahren ganz klein im Kellerraum in der Mühlenstraße an. Da dort aber „unzumutbare Verhältnisse“ herrschten, wie sich Lepper erinnerte, suchte man geeignetere Räume.

Zuerst im Alten Reichshof, dann im Lager des Kaufhauses Schnakenberg (Am Kronengarten) und zuletzt in der alten Druckerei Hertwig in der Berliner Straße. An allen drei Standorten erlebte der SKFM das gleiche Szenario: baldigen Abriss durch den Eigentümer.

Birgit Alkenings,

Bürgermeisterin von Hilden

Seit über einem Jahr ist das Ladenlokal in der Benrather Straße das Domizil — und dort feierte der SKFM den Festakt zum 30-jährigen Bestehen der Kleiderkammer. „Die Verantwortlichen haben viele Umzüge überstanden und viele persönliche Bruchstellen überlebt“, meinte Bürgermeisterin Birgit Alkenings und lobte die 42 ehrenamtlichen und die beiden hauptamtlichen Helferinnen, die den Betrieb der Kleiderkammer organisieren. Und Alkenings führte einen ihr noch sehr wichtigen Aspekt hinzu: „Als ehrenamtliche Helferinnen setzen Sie ein Signal gegen die Wegwerfgesellschaft — in Zeiten, in denen Menschen T-Shirts für fünf Euro aus Bangladesch kaufen, die dann zweimal angezogen werden und dann im Müll landen“.

Unwichtig, ob die Kunden der Kleiderkammer weniger oder viel Geld haben, „ist es wichtig, dass Sie immer diesen Denkanstoß geben“, fügte die Bürgermeisterin hinzu. Zu den weiteren Rednerinnen und Rednern zählte Erika Bünnagel, die 1988 als damalige Vorsitzende des SKFM die Idee der Kleiderkammer mit ehrenamtlichen Helfern in die Tat umzusetzen versuchte. Sie besuchte mit Mitgliedern des SKFM eine Kleiderkammer in Langenfeld und brachte das Konzept mit nach Hilden.

„Aber bis wir die Kleiderkammer unter unseren Büros in der Mühlenstraße eröffnen konnten, vergingen erstmal zwei Jahre“, staunte Bünnagel im Nachhinein. Vereinsvorsitzende Vera Lepper und Mechthild Hendrikson (eine der beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen), sprachen deutlich aus, dass der Betrieb der Kleiderkammer „ohne ehrenamtliche Mithilfe einfach nicht denkbar sei“.

Ein ganz neues Gesicht hinter dem Verkaufstresen ist Hanni Trespe. Sie ging letztes Jahr in Rente und übernahm ganz frisch am 11. April ihre erste Schicht in der Kleiderkammer. „Hier gibt es Kleider und Haushaltsgegenstände in Hülle und Fülle“ sagt Trespe, „und diese zu günstigen Preisen weiterzuverkaufen, bevor sie in der Tonne landen, halte ich für sehr sinnstiftend“.

Außerdem lerne sie in der Kleiderkammer viele interessante Menschen kennen — ob vor oder hinter dem Verkaufstresen sind diese „immer für ein nettes Gespräch zu haben“.