Günstige Wohnungen sind rar
Bei Neubauten werden bis zu zwölf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter fällig. Zu teuer für viele Familien.
Eine lebens- und liebenswerte Stadt ist Hilden. Wie begehrt die Kommune ist, lässt sich an der Höhe der Mieten ablesen. Für Neubauwohnungen in der Hildener Innenstadt werden pro Quadratmeter zwölf Euro kalt verlangt — und auch bezahlt. Durchschnittsverdiener oder Familien mit Kindern und kleinem Einkommen können sich Hilden häufig schlicht nicht mehr leisten.
Dazu zwei Zahlen: Ende 2013 (aktuellere Zahlen gibt es derzeit nicht) gab es in Hilden 1521 öffentlich geförderte Wohnungen, gut 200 davon sind Eigentumswohnungen. Zum Vergleich: 2002 gab es in Hilden noch 2911 öffentlich geforderte Wohnungen. Im vergangenen Jahr stellte das Sozialamt 421 Wohnberechtigungsscheine aus. 2013 konnte das Sozialamt gerade einmal 30 Parteien eine öffentlich geförderte Wohnung vermitteln.
Auf der Liste des Sozialamtes stehen aktuell (Stand 2014) 241 wohnungssuchende Parteien, fast genau so viele wie im Vorjahr. „Viele große Vermieter führen eigene Listen“, erklärt Sozialamtsleiterin Marie-Therese Barbezat-Rosdeck die Diskrepanz zu den ausgestellten Wohnberechtigungsscheinen: „Für diese Wohnungen haben wir als Sozialamt kein Belegungsrecht.“
Der Wohnberechtigungsschein gelte zudem in ganz Nordrhein-Westfalen, erläutert ihre Stellvertreterin Andrea Niodaschewski: „Er wird bei uns beantragt und ausgestellt. Aber wo er vorgelegt wird, können wir nicht nachvollziehen.“ Für sie ist die Zahl der ausgegebenen Wohnberechtigungsscheine ein Indikator für den Mangel an bezahlbaren Wohnungen. Niodaschweski: „Ich glaube, die Zahl der Wohnberechtigungsscheine wird weiter steigen.“
Das Problem: Mieter mit geringen Einkommen haben zwar Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein, aber nicht auf eine preisgünstige, öffentlich geförderte Wohnung.
Da ist es eine gute Nachricht, dass die Langenfelder Rotterdam-Gruppe auf dem Gelände des ehemaligen Möbelhauses Eschenbach an der Richrather Straße 15 rund 60 Sozialwohnungen für Ältere bauen will. Eigentlich sollten die Bauarbeiten schon Ende 2014 beginnen. „Jetzt liegen sämtliche Genehmigungen bis auf die Baugenehmigung vor“, bestätigt Geschäftsführer Andreas Rotterdam: „Das mit der Baugenehmigung liegt an uns.“ Der Bauantrag sei bereits eingereicht.
Trotz der Verzögerung sollen die ersten Mieter Anfang 2016 einziehen, daran hält Rotterdam fest. Der Bauunternehmer will rund acht Millionen Euro investieren: „Schnell reich wird man mit Sozialwohnungen nicht, aber sie sind ein solides Investment — wenn man an der richtigen Stelle baut und genügend Zeit mitbringt.“
Die richtige Stelle habe er mit dem Grundstück Richrather Straße 15 gefunden, ist der Unternehmer sicher: „Das ist die ideale Stelle für Sozialwohnungen.“ Bushalte-Stelle vor der Tür, S-Bahnhof um die Ecke, 10 Minuten zu Fuß in die Innenstadt. Geplant sind 30 Ein- und ebenso viele Zweiraum-Wohnungen — alle barrierefrei und altengerecht. Im Erdgeschoss wird es eine Bäckerei geben.
Die Stadt hat mindestens zehn Jahre ein Belegungsrecht für öffentlich geförderte Wohnungen. Anschließend kann sich der Vermieter die Mieter selbst aussuchen.