Gurte rissig, Bremsen marode — Polizei zieht Lkw aus dem Verkehr
2013 hat Polizei kreisweit 2154 Lastwagen kontrolliert. 266 Mängel wurden dabei an Fahrzeugen festgestellt.
Kreis Mettmann. Nach 380 Kilometern ist für den Lkw-Fahrer aus Leipzig die Fahrt auf dem Ostring in Hilden zu Ende. Die Polizei hat ihm die Weiterfahrt verboten. Der Grund: Fahren ohne Fahrerlaubnis. „Mit dem alten Führerschein Klasse drei darf er diesen Zwölftonner mit Anhänger nicht fahren“, erläutert Polizeioberkommissar Hans-Jürgen Ullmann. Der Fahrer steigt fluchend in die Fahrerkabine und telefoniert mit seinem Handy. Ein Ersatzfahrer muss her. Das kann dauern.
Zeit genug für Ullmann und seine Kollegen, auch den Laster zu kontrollieren. Regelmäßig ist die Polizei auf Straßen und Autobahnen unterwegs, um Lastwagen und ihre Fahrer zu überprüfen. Allein die Kreispolizei Mettmann kontrollierte im vergangenen Jahr nach Angaben von Sprecherin Nicole Rehmann kreisweit 2154 Fahrzeuge. Dabei stellte sie 266 Mängel fest.
Abgefahrene Reifen, gebrochene Bremsscheiben, „es gibt nichts, was es nicht gibt“, sagt Polizeioberkommissar Ullmann. Auch die Lenk- und Ruhezeiten werden manipuliert, obwohl das Verfahren vom papiernen Fahrtenschreiber auf ein digitales Erfassungssystem umgestellt ist.
Dem hat sich die Polizei angepasst: Auf dem Ostring steht ein Polizei-Transporter, dessen Innenraum ausgestattet ist wie ein Büro. Auf einem Schreibtisch stehen ein Laptop und ein Drucker, in den Schubladen befinden sich jede Menge Formulare und Literatur. Die Vorschriften sind komplizierter geworden, „auch wir können nicht alles wissen“, sagt Polizeikommissar Michael Gieschen.
An Bord ist auch ein Datenspeicher, ein Stick, mit dem die Daten des digitalen Erfassungsgeräts des Lkw heruntergeladen und auf dem Laptop analysiert werden können. Lücken in der Fahrtenaufzeichnung bleiben so den Beamten nicht verborgen.
In dieser Hinsicht hat der Leipziger Brummifahrer eine weiße Weste. Doch Thomas Obst, Leiter der Kontrollgruppe Verkehrsdienst, braucht nur einen Handgriff, um einen weiteren Mangel festzustellen: Die Gurte, die Holzgestelle auf der Ladefläche des Lasters sichern sollen, lassen sich mit Leichtigkeit verdrehen — sie sitzen zu locker. Außerdem weist das Material Risse auf. Paletten, die auf der Ladefläche herumliegen, sind nicht festgemacht. Der Brummifahrer kramt orange-farbene Gurte aus dem Laderaum und bessert nach.
Für Matthias Köhler, Prokurist bei der Hildener Spedition Engemann, haben die Lkw-Kontrollen aus seiner Sicht Sinn, denn „es gibt schwarze Schafe, die gegen die Vorschriften verstoßen“.
Der Fahrer des Leipziger Lkw nimmt im Polizeiwagen seine Strafanzeige entgegen. Für ihn heißt es jetzt, auf der Sperrfläche des Ostrings auf seine Ablösung zu warten. Und das alles bei brütender Hitze.