Gut Grund in Haan Wenn der Reiher im Stall Mäuse fängt

Haan · Nicht nur Pferde leben auf dem Reiterhof Gut Grund in Haan. Neben Schwalben hat sich dort auch ein Fischreiher niedergelassen, zumindest zeitweise. Ingo heißt er und fängt aktuell wieder Mäuse.

Nicht nur Pferde leben auf dem Reiterhof Gut Grund in Haan. Neben Schwalben hat sich dort auch ein Fischreiher niedergelassen, zumindest zeitweise. Sein Name lautet Ingo.

Foto: Nicole Conrad

Siebzig Pferde leben auf dem Reiterhof Conrad auf Gut Grund – und seit Kurzem immer wieder auch Reiher Ingo, der im Stall auf Mäusejagd geht. Die Vierbeiner haben sich bereits an den ungewöhnlichen Gast gewöhnt. 15 der Pferde gehören Mirko und Nicole Conrad. „Zehn sind Schulpferde“, sagt Mirko Conrad. Wo Hafer gefüttert wird und Mist produziert, finden sich schnell Mäuse und die unterschiedlichsten Fliegen- und Mückenarten ein. Und diese wiederum ziehen Vögel an, die die Nahrungskette weiterführen.

Schwalben beispielsweise: Im Sommer herrscht im Stall reger Flugverkehr. Denn dann sind sie unterwegs, fangen die Fliegen und Mücken im Flug und sind mit der Aufzucht ihrer Jungen beschäftigt. „Schwalben haben ein gutes Gespür für ein gutes Klima“, weiß Mirko Conrad. Das bedeutet, sie kommen nur in Ställe, in der saubere Luft herrscht. „Wenn man Schwalben im Stall hat, dann ist mit dem Gemäuer alles in Ordnung“, meint er.

Nilgänse sind regelmäßige
Gäste auf dem Hof

Das ganze Jahr über ist im Stall ein munteres Gezwitscher und Getschilpe zu hören. Sperlinge fühlen sich hier pudelwohl, denn es gibt genügend Haferkörner, die daneben gehen. So ist ihr Tisch auf dem Reiterhof Conrad immer reich gedeckt. Genauso für die Turmfalken und Waldkäuzchen, die sich alljährlich hier einquartieren. „Die Turmfalken holen Mäuse ohne Ende“, sagt Mirko Conrad. Sie kommen, um hier ihre Jungen aufzuziehen. „Die Falken wohnen direkt über unserem Schlafzimmer“, erzählt Nicole Conrad. Wenn der Nachwuchs da ist, beginnt schon früh morgens das Geschrei. „Dann haben die Jungen Hunger“, sagt sie.

Auch eine Schleiereule hatte sich einmal in einem der Nistkästen auf dem Reiterhof eingerichtet, und Nicole Conrad erinnert sich noch lebhaft an ihre Begegnung mit diesem großen Raubvogel. „Man hört die Eulen ja nicht, wenn sie fliegen. Sie sind mucksmäuschenstill“, erzählt sie. Eines Nachts ging Nicole Conrad in den Stall, um nach einer hochträchtigen Stute zu schauen. „Und plötzlich war da die Eule. Sie ist genauso erschrocken, wie ich, und hat mich angeschrien. Ich hatte Gänsehaut.“ Nicht nur Falken und Eulen gehen auf Mäusejagd. Ein ganz besonderer gefiederter Gast im Pferdestall ist der Reiher, der von den Conrads liebevoll Ingo genannt wird. „Er war zunächst fünf Wochen hier“, sagt Mirko Conrad. Ingo marschierte in den Stall und setzte sich dort gerne auf das obere Gestänge der Pferdeboxen. „Von dort hatte er einen guten Überblick“, meint Mirko Conrad. Gerne stellte er sich auch in eine leere Pferdebox und wartete auf seine Beute. „Reiher haben ja eine ganz andere Jagdtechnik“, erklärt Conrad. „Sie stellen sich völlig reglos hin und warten.“ So erkennen die Mäuse nicht, dass ein Räuber auf sie lauert. Kommen sie dem Reiher zu nah, schnappt er zu. „Ich habe das beobachtet“, sagt Mirko Conrad. „Der hat die Maus ganz geschluckt. Man konnte sehen, wie sie den dünnen langen Hals hinunter gewandert ist.“

Tage hat Reiher Ingo im Pferdestall auf Gut Grund verbracht. „Ich vermute, er kam, weil die Düssel so trocken war“, meint Nicole Conrad. „Deshalb kam er hierher. Hier hat er Mäuse gefunden.“ Das war vor einigen Wochen. Ebenfalls regelmäßige Gäste auf dem Reiterhof, sind die Nilgänse. „Jedes Jahr kommt ein Pärchen, um hier zu brüten“, erzählt Mirko Conrad. Sind die Jungen groß genug, ziehen die Nilgänse weiter. Bei so vielen gefiederten Mitbewohnern, kommt es natürlich auch vor, dass mal ein Junges aus dem Nest fällt. „Jedes Jahr“, sagt Nicole Conrad. „Wir haben schon einen Falken und einen Kauz zum Falkner gebracht.“

Die kleinen Schwalben und Sperlinge dagegen werden auf dem Hof großgezogen. „Die Kinder machen das mit Hingabe“, erzählt Nicole Conrad. Und das, obwohl sie für die Baby-Schwalben auf Fliegenfang gehen müssen. Anschaulicher könnte Biologieunterricht nicht sein. Übrigens ist Ingo seit einigen Tagen wieder zurück auf Gut Grund. Ihm hat es dort offenbar ganz gut gefallen.