Brauchtum in Haan Eine ruhige Hand brachte bunte Eier

Haan · Beim Haaner Schützenverein kann man zu Ostern schießen, treffen und Eier mit nach Hause nehmen. Für drei Treffer gab es ein Ei. Das Fest soll den Verein der Öffentlichkeit vorstellen und Vorurteile abbauen.

Uwe Gohrbandt versprach für drei Treffer ein Osterei.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Zum zweiten Mal nach der durch die Corona-Pandemie erzwungenen Pause konnte der Haaner Schützenverein von 1881 wieder zu seinem traditionellen Osterfest einladen. „Das Fest hat den Charakter eines Tages der offenen Tür und soll den Haaner Bürgerinnen und Bürgern demonstrieren, welche Qualität den Schießsport ausmacht“, sagte Uwe Gohrbandt, seit zehn Jahren Vereinsvorsitzender, der zudem darauf verwies, dass der Verein zwischenzeitlich nicht untätig war.

So wurde nicht zuletzt wegen eines Bauschadens die Herrentoilette saniert. Die Damentoilette wird in absehbarer Zeit ebenfalls in Angriff genommen. „Wir haben zwischendurch sparsam gelebt. Zusammen mit NRW-Fördergeldern hatten wir das Glück, uns Dinge leisten zu können, die ansonsten nicht möglich gewesen wären“, so Gohrbandt. Dazu zählte beispielsweise die elektronische Zielerfassung, ohne die Wettbewerbe auf höherer Leistungsebene nicht ausgetragen werden können.

Interessierte konnten Schusswaffen ausprobieren

Das Osterfest bot den Gästen die Möglichkeit, sich an verschiedenen Schusswaffen zu erproben. Die Auswahl begann bei Laser-Pistole und -Gewehr, ging über zu Luft-Pistole und -Gewehr und reichte bis zum Kleinkaliber-Gewehr sowie Pfeil und Bogen. Gute Schieß-Ergebnisse wurden mit Ostereiern belohnt. Vereine, Institutionen und Unternehmen konnten sich mit jeweils vier Teilnehmenden für den Mannschaftswettbewerb melden. Die Siegermannschaft konnte den traditionellen Wanderpokal mit nach Hause nehmen. Bürgerinnen und Bürger wetteiferten um den Bürgerpokal, der Nachwuchs schoss im Rahmen eines Jugendwettbewerbs. „Ich war 1961 bei der Bundeswehr, hatte während der Dienstzeit aber nie eine Pistole in der Hand, das wollte ich jetzt mal nachholen“, sagte Peter Schulz, dessen beachtliche Trefferquote mit der Laser-Pistole ihm immerhin zwei Ostereier einbrachte. „Allerdings hatte ich eine hervorragende Anleitung“, so Schulz bescheiden.

In aller Ruhe hatte Andreas Lengnowski das Zusammenspiel von Kopf und Abzugsfinger, Atemtechnik sowie Repetier- und Abzug-Technik erklärt. Das Aufleuchten von grünen Leuchtdioden neben der zehn Meter entfernten elektronischen Zielscheibe signalisierte die Trefferanzahl. Erste Begeisterung für den Schießsport verspürte auch Enkelin Aileen Lengnowski. „Die Laser-Pistole finde ich absolut cool, den Bogen eher noch nicht so sehr“, sagte die Zehnjährige, die ihr Schießsport-Engagement bis zum zwölften Lebensjahr auf diese Sportgeräte beschränken muss.

Welche positiven Effekte der Schießsport gerade auf Jugendliche mit Konzentrationsstörungen habe, sei wissenschaftlich umfassend erforscht. So gäbe es insbesondere bei unter ADHS leidenenden Kindern gute Heilungerfolge, da der Schießsport die Konzentration auf den Punkt verlange und auch sofort eine Rückmeldung erfolge“, so Gohrwandt.

Nachwuchs für den ambitionierten Schießsport zu finden, ist jedoch nicht einfach. Zu häufig werden sportorientierte Schieß- und mit dem Brauchtum verbundene Schützenvereine nicht auseinandergehalten. Junge Schießsportler haben mitunter mit dem Negativ-Image ihrer Sportart zu kämpfen. „Wir hatten einmal den Fall, dass ein Junge, der sich für den Schießsport interessierte, mit dem Vorwurf seiner Freunde, er würde sich wohl zum Mörder ausbilden lassen, konfrontiert wurde und daraufhin den Sport aufgab“, erzählte Uwe Gohrbandt.

Insgesamt gibt es in der Schießhalle zehn Stände, der hintere Teil ist den Bogenschützen vorbehalten. Die unterschiedlichen Modelle reichen vom klassischen Modell, das nahezu selbstgemacht aussieht, bis hin zum Compound-Bogen, der mit Hilfe einer ausgeklügelten Flaschenzug-Technik eine enorme Durchschlagskraft erzeugt. „In Amerika nutzen sie den sogar für die Bärenjagd“, so der Vereinsvorsitzende, der erklärt, dass der Bogenschießsport auch in Kooperation mit anderen Vereinen, wie etwa dem HTV, angeboten wird. „Dann geht es um eine Kombination aus Langlauf-Strecke und Schießen“, so Gohrwandt. Eine Tombola sowie das prasselnde Osterfeuer markierten weitere Höhepunkte des Osterfestes bei den Schieß-Sportlern.