KInderparlament für Berg en Dal Niederländer nehmen sich Hilden zum Vorbild
Hilden/Berg en Dal · Das Kinderparlament der Stadt Hilden wird zum Vorbild für die niederländische Gemeinde Berg en Dal. Was kurz hinter der Grenze geschehen soll und was das alles mit Freiheit zu tun hat, erfuhr eine Delegation der Stadt beim Besuch.
Das Freiheitsmuseum im niederländischen Groesbeek, einer 13 000 Einwohner zählenden Stadt südlich von Nijmegen, ist ein besonderer Ort: Es schlägt einen Bogen vom Zweiten Weltkrieg über die wichtigsten Geschehnisse des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Baulich ist es den Fallschirmen nachempfunden, wie sie die US-amerikanischen Soldaten bei ihren Landungen in der Region um Groesbeek am 17. September 1944 und 8. Februar 1945 einsetzten.
Eine Delegation aus Hilden konnte sich kürzlich ein Bild vom Freiheitsmuseum machen, das eine wichtige Botschaft vermitteln möchte: Freiheit und Demokratie bedingen einander. Initiator der deutsch-niederländischen Begegnung war Florian Gödderz, ein Mitglied der Partei GroenLinks (GL). Tatsächlich stammt der Politiker aus Hilden. Hier verbrachte er seine Kindheit und Jugend. 2007 zog er in die Niederlande. Drei Jahre später wurde er Mitglied der als linksliberal eingeordneten Partei, die in der Zweiten Kammer, dem Pendant zum Bundestag, in einem Bündnis mit der sozialdemokratischen Partei der Arbeit 25 Stimmen besitzt.
Gödderz war Teil einer niederländischen Delegation, die im September vergangenen Jahres nach Hilden reiste, um sich über die Arbeit des Kinder- und Jugendparlamentes zu informieren. Das Projekt habe eine Strahlkraft weit über Hilden hinaus, findet Gödderz. Die Reichweite dürfte mindestens 130 Kilometer betragen, denn so weit von Hilden entfernt liegt Berg en Dal. Die Gemeinde möchte sich die Stadt an der Itter zum Vorbild nehmen und ein ähnliches Projekt umsetzen. Bei dem Treffen vor einem halben Jahr im Jugendzentrum Area 51 war jedenfalls eine Gegeneinladung in die Niederlande ausgesprochen worden, der nun eine deutsche Delegation folgte. Teil des Gegenbesuchs war eine Tour durchs Freiheitsmuseum.
Ziel ist, Jugendliche stärker
in die Politik einzubinden
Es gab auch andere Stationen: „Unser Gemeinderat möchte Kinder und Jugendliche stärker in die Politik einbinden“, erklärte die Beigeordnete Irma van de Scheur beim Empfang der Deutschen im Jugendzentrum Maddogs. Ausdrücklich lobte sie den Ehrgeiz der Hildener, die Jugend in politische Entscheidungsprozesse einzubeziehen: „Ihr seid ein herausragendes Beispiel dafür, wie junge Menschen an wichtigen Entscheidungen in ihrer Gemeinde beteiligt werden können, seit einer Zeit sogar als sachkundige Bürger in einigen eurer Ratsausschüsse.“
Zu den Personen, die diesen Worten lauschen durften, gehörten neben Mitgliedern des Jugendparlamentes der Beigeordnete Sönke Eichner, Carsten Wannhof als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses sowie Sascha Göbeler und Andrea Nowak als Begleiter des Jugendparlamentes. Sie alle wurden von Irma van de Scheur bei der Begrüßung namentlich erwähnt. Sie stellte im Anschluss die Geschichte des 1971 eröffneten Jugendzentrums vor. Diese Ausführungen machten deutlich, warum es so wichtig ist, keine Politik über die Köpfe der jungen Menschen hinweg zu machen: Mitte der Sechzigerjahre kam es in Groesbeek zu schweren Ausschreitungen frustrierter junger Menschen. Nach mehreren Verhaftungen stürmte ein Mob das Polizeirevier. „Von diesem Moment an stand Jugendpolitik ganz oben auf der Tagesordnung des schockierten Rates“, berichtete Irma van de Scheur. „Heutzutage haben wir mehr Verständnis für die Wünsche unserer Kinder und Jugendlichen.“
Worte wie diese erhalten eine besondere Aktualität, da angesichts eines Haushaltes mit tiefroten Zahlen in den vergangenen Monaten eine Debatte über das aufgekommen war, was sich Hilden in den kommenden Jahren noch wird leisten können. Insbesondere die Zukunft des Abenteuerspielplatzes war in den Diskussionen über Finanzierungen infrage gestellt worden. Die Niederländer wollen, das betonten sie, klein anfangen. Die Maßnahmen werden sich zunächst wohl auf den Aufbau eines Kinderparlamentes konzentrieren, da man die Gruppe der jüngsten Generation, so die Vermutung, besser erreichen könne als die Jugendlichen. Wer die Demokratie und damit die Freiheit stärken möchte, müsse hier beginnen, so die Botschaft. Oder um es mit Irma van de Scheurs Worten zu sagen: „Kinder und Jugendliche haben, ebenso wie Erwachsene, ein Recht auf Partizipation.“