Haaner sind besonders zufrieden

Eine Kreis-Studie beleuchtet die „Generation 55 plus“. Ältere Haaner sind fit, aktiv und finanziell recht gut gestellt.

Haaner sind besonders zufrieden
Foto: Archiv/dpa/Berg

Haan. Prof. Dr. Baldo Blinkert vom Freiburger Institut für angewandte Sozialwissenschaften hat 3985 Einwohner im Alter von 55 plus in allen zehn kreisangehörigen Städten befragt, wie zufrieden sie mit ihrer Lebenssituation sind und wie sie die Chancen sehen, auch im Alter ein aktives Leben zu führen. Die Haaner sind besonders körperlich aktiv: 31 Prozent der Befragten sind an sieben Tagen 20 Minuten und länger körperlich aktiv. Im Kreisdurchschnitt sind es nur 30,3 Prozent. 63 Prozent möchten vor 65 in den Ruhestand gehen, 26 Prozent mit 65 Jahren. 54,8 Prozent haben in den vergangenen zwölf Monaten Kurse belegt oder Vorträge und Veranstaltungen besucht. Das sind deutlich mehr als im Durchschnitt des Kreises (50,2 Prozent).

62,2 Prozent der Haaner wollen demnächst Kurse und Veranstaltungen besuchen (Kreisdurchschnitt: 58,5 Prozent). Auch bei der täglichen Nutzung des Internets liegen die Haaner mit 46,2 Prozent (Kreis 41,7 Prozent) weit vorn. 26,2 Prozent der befragten Haaner sind ehrenamtlich tätig (Kreisdurchschnitt 25,3 Prozent). 45,4 Prozent (Kreis 48,2 Prozent) wollen sich auch künftig auf keinen Fall ehrenamtlich engagieren.

Freiwillige in Haan arbeiten am liebsten im sozialen Bereich (35 Prozent), im kirchlichen oder religiösen Bereich (23,9 Prozent), für Kultur und Musik (19,7 Prozent) oder Freizeit und Geselligkeit (17,9 Prozent). Im Unfall- und Rettungsdienst oder bei der freiwilligen Feuerwehr wollen sich nur 1,7 Prozent (Kreis 1,8 Prozent) einsetzen.

Warum ist das wichtig? Weil körperliche Fitness, Teilnahme an Fort- und Weiterbildung, Internetnutzung, ehrenamtliches Engagement und Neugier und Offenheit dazu beitragen, ein zufriedenes Leben zu führen, haben die Wissenschaftler festgestellt. Das zeigt auch der Index: Die Haaner der Altersstufe 55+ sind mit ihrem Leben sehr zufrieden (71,3) und dies mehr als ihre Altersgruppe im Kreisdurchschnitt (70,8). Die Haaner sind auch zufriedener als ihre Altersgenossen zum Beispiel in Bielefeld (70,6), Moers (69,5) und in Villingen-Schwenningen (70,6). Zum Vergleich: Für Karlsruhe maßen die Forscher eine Lebenszufriedenheit von 71,7 und für Freiburg von 72,9.

In der Gartenstadt leben deutlich mehr ältere Menschen mit Hochschulabschluss und Studium. Das führt in der Regel auch zu höheren Einkommen. Die Befragten in Haan verfügen im Schnitt über ein Durchschnittsnettomonatseinkommen pro Person von 1573 Euro (Haushaltseinkommen 2811 Euro). Das liegt deutlich über dem Kreisdurchschnitt 1477 Euro (Haushaltseinkommen 2639).

Kontakte haben, sich mit anderen treffen ist 83,7 Prozent der Haaner wichtig (Kreis 82,4 Prozent). Kulturelle Veranstaltungen haben in der Gartenstadt einen hohen Stellenwert (72,7 Prozent, Kreis 68,2) — noch vor sportlicher Betätigung (62,4 Prozent, Kreis 62,5 Prozent). Die Forscher leiten daraus folgende Empfehlungen ab. Die Stadt sollte das ehrenamtliche Engagement fördern. Denn auf diese Weise werde nicht nur das „Sozialkapital“ der Kommunen gestärkt, sondern auch Möglichkeiten für ein aktives Leben im höheren Alter geschaffen.

Die Kommune sollte Möglichkeiten zur Beteiligung an politischen Entscheidungen anbieten. Die Umfrage belege ein erhebliches Interesse daran. Blinkert: „Alles das gibt es in den Kommunen, aber es fehlen oft die Informationen über derartige Programme.“ Das gelte auch für die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen. „Wichtig wären auch Angebote, die nicht mit einer dauerhaften Mitgliedschaft verbunden sind oder wegen zu hoher Erwartungen an sportliche Kompetenzen oder langfristige Bindungen abschrecken.“

Pflegebedürftigkeit ist für Ältere ein wichtiges Thema. Wenn ein naher Angehöriger gepflegt werden muss, würden nur 15 Prozent der Haaner (Kreis 19 Prozent) ein Pflegeheim wählen: die meisten möchten im eigenen Haushalt durch einen Pflegedienst (34 Prozent) oder eine private Fachkraft (18 Prozent) pflegen lassen.

Haan hat schon viel für ein „aktives Altern“ getan. Beispielsweise gibt es bereits seit sechs Jahren das Seniorennetzwerk Haan. Dort haben sich mehr als 700 Ältere zusammengetan und organisieren ihren vielfältigen Interessen selbst. Stichwort Kultur: Es gibt eine lebendige Musikszene in der Stadt von Klassik bis Blues und Rock, Ausstellungen, Kino-Nächte, Events wie GartenLust und viele mehr. Und natürlich noch den „Haaner Sommer“: Sechs Wochen lang jeden Tag Programm auf dem Neuen Markt — komplett organisiert von Freiwilligen. Das gibt es in keiner anderen Stadt in der ganzen Region. Das gibt es nur in Haan.