Zu Beginn der Badesaison Der Elbsee kommt nicht zur Ruhe

Hilden · Neues Jahr, alte Probleme: am Elbsee benehmen sich viele Gäste falsch. Wildes Parken, unerlaubtes Baden, Müll und laute Musik bis spät in die Nacht verwandeln das Gewässer in einen Ballermann wider Willen. Die Behörden versprechen, dagegen vorzugehen – doch die Anwohner sind skeptisch.

 Das Ordnungsamt auf Streife am Elbsee.

Das Ordnungsamt auf Streife am Elbsee.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die ersten warmen Tage dieses Jahres waren so etwas wie die Probe aufs Exempel für den Elbsee: der 1. Mai und Christi Himmelfahrt waren Feiertage bei warmen Temperaturen und viel Sonnenschein. Und schnell zeigte sich: Seinen Ruf als Ort für kostenloses Bade- und Freizeitvergnügen scheint das Gewässer bei vielen Menschen aus dem näheren und weiteren Einzugsgebiet nach wie vor wegzuhaben. Warum auch am nahen Unterbacher See Geld bezahlen, wenn man hier umsonst und in der freien Natur ins kühle Nass gelangt? Wieder gab es zugeparkte Anfahrtswege, ein erstes „Anbaden“ da, wo es nicht erlaubt ist, Grillen im Wald und laute Musik bis spät in die Nacht. Dabei steht der Elbsee seit 2010 in großen Teilen unter Naturschutz; im übrigen Bereich liegt er in einem Landschaftsschutzgebiet. Hiervon ist im Uferbereich nur das Vabali Spa am Schalbruch ausgespart. Nur an ausgesuchten Aussichtspunkten sollen Wanderer einen Blick auf den See erhaschen können. Doch die ersten Eindrücke aus diesem Jahr legen den Schluss nahe, dass zahlreiche Gäste sich an Regeln nicht halten und ihr Verhalten nur auf äußeren Druck hin ändern werden. Was also unternehmen die zuständigen Behörden?

Eine Schwierigkeit, die sich einem konsequenten Durchgreifen möglicherweise in den Weg stellt, ist bekannt: Seit 1975 befindet sich der Elbsee ebenso wie Dreiecksweiher und Menzelsee im äußersten Südosten des Düsseldorfer Stadtgebietes. Mit dem Auto ist er jedoch nur über Hildener Territorium zu erreichen. Zu Hilden gehören hingegen Wohngebiete in unmittelbarer Nähe. Und deren Bewohner bekommen die Auswirkungen des Trubels rund um den See unmittelbar zu spüren.

Zu ihnen gehört Manfred Böhm. Der Hildener bemüht sich gemeinsam mit anderen Bürgern seit Jahren um eine Verbesserung der Situation. Für ihn geht es am Elbsee um nicht weniger als die Frage, ob es dem Staat gelingt, sein Gewaltmonopol durchzusetzen. Er vermisst eine „ausgereifte Konzeption“ der Behörden. Am 1. Mai hat Böhm beobachtet, was am Elbsee los war: „Am Breidenbruch im Osten lagerten ganze Gruppen; am Südufer waren vor allem Familien mit Kleinkindern.“ Wen er nicht gesehen hat, war der OSD. Dafür sei am drauffolgenden Samstag – bei weitaus kühlerem, regnerischem Wetter und dementsprechend wenig Betrieb – eine Fahrstreife im westlichen Uferbereich unterwegs gewesen. Von einem Alibihandeln möchte Böhm zwar nicht reden. Und er hat Verständnis dafür, dass das Ordnungsamt Düsseldorf noch andere Dinge zu tun hat, als am Elbsee nach dem Rechten zu sehen.

Er zeigt sich jedoch „enttäuscht“ vom Düsseldorfer OB Stephan Keller (CDU) sowie der Grünenfraktion im Düsseldorfer Rathaus. Diese schrieben sich das Thema Umweltschutz auf die Fahnen und verlangten den Bürgen dafür viel ab. Doch am Elbsee ließen sie den Worten keine Taten folgen. Böhm verweist auf Schlauchboote auf dem See, plattgetretene Uferzonen und Müllhaufen – und das mitten in der Brutzeit der Wasservögel.

Vor Jahren habe die Feuerwehr mal Badende von der Insel im See geholt – „aber das ist lange her“. Mehrere am Breidenbruch aufgestellte große Mülltonnen reduzierten zwar die wilden Müllkippen, seien aber zugleich „eine Einladung“ zum Picknick am See.

Böhm fordert von den Behörden ein präventives Vorgehen: Präsenz zeigen; Besucher zunächst aufklären und ermahnen und, falls das nicht hilft, Verstöße konsequent sanktionieren. Er ist sich sicher, dass das aktuell nicht passiert: „Sonst würden die Leute nicht in Scharen wiederkommen.“ Eine weitere Maßnahme, die er vorschlägt, um den unerlaubten Zugang zum See so schwer wie möglich zu machen, ist eine dichte Bepflanzung des bereits stark beschädigten östlichen Uferbereichs etwa mit Brombeersträuchern oder Feuerdorn. Im Vergleich zu einer durchgehenden Umzäunung sei dies die einfachere Option. Böhm möchte kein Sperrgebiet, sondern einen respektvollen Umgang mit der Natur.

Bei Ordnungswidrigkeiten etwa durch falsches Parken ist unter Umständen auch das Hildener Ordnungsamt zuständig. Der einzige ausgewiesene Parkplatz liegt am Schalbruch. Aus polizeilicher Sicht ist der Elbsee kein Hotspot. Es gebe hier keine Häufungen an Straftaten, so der zuständige Bezirksdienstbeamte. Gleichzeitig räumt er ein, dass das Gebiet für die Düsseldorfer Dienststelle schwer zu erreichen sei und daher weniger Personal zur Verfügung stehe. Anders als in anderen Bereichen der Stadt Düsseldorf gibt es hier keine gemischten Streifen aus Polizei und Ordnungsamt.

Erlaubt ist auf dem Elbsee lediglich der Wassersport, den die vier im Wassersportzentrum zusammengeschlossenen Vereine (DLRG, Windsurfing, Kanu, Segler) betreiben. Dafür steht ihnen ein durch Bojen eindeutig markierter Bereich zur Verfügung. Schwimmer, die sich in der Wassersportzone aufhalten, gehen ein Unfallrisiko ein. Björn Jansen vom Kanu-Club Hilden berichtet von pöbelnden Badegästen und erschwertem Zugang zum Vereinsgelände aufgrund der parkenden Autos. Er befürchtet: „Wenn der Betrieb hier überhand nimmt, steht irgendwann auch unser Nutzungsrecht auf der Kippe.“