Verkehr in Hilden Ist gebührenpflichtiges Parken bald nur noch per App möglich?

Hilden · Die Stadtverwaltung sieht die Möglichkeit, Kosten einzusparen. Auf der Strecke bleiben könnten Menschen, die mit der Technik überfordert sind.

Parkautomaten könnten bald ohne Bargeld funktionieren

Foto: Köhlen, Stephan (teph)/Köhlen; Stephan (teph)

Wer in Hilden gebührenpflichtig unter freiem Himmel parken möchte, braucht in seiner Geldbörse künftig wohl nicht mehr nach den passenden Münzen kramen. Auch eine Zahlung per Karte über ein Lesegerät soll dann nicht mehr möglich sein. Wer kein Knöllchen riskieren möchte, müsste sich eine App aufs Smartphone installieren, über welche die Parkzeit abgebucht wird. Nach einer Vorberatung im Hauptausschuss wird der Rat der Stadt in seiner Sitzung am 25. September über diese Änderung entscheiden.

Dafür zeichnet sich anscheinend eine Mehrheit ab. Der Hauptausschuss machte in seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch im Bürgerhaus den Vorschlag, der neuen Bewirtschaftung zuzustimmen.

Diese Entscheidung fiel nach Auskunft von Ludger Reffgen von der Bürgeraktion jedoch nicht einstimmig. Er selbst habe seine Bedenken formuliert, erklärte er im Gespräch mit der Redaktion. Vor allem ältere Menschen könnten durch den aufgezwungenen technischen Wandel benachteiligt werden. So sah es auch der Seniorenbeirat: Die von ihm vertretene Gruppe könnte überfordert sein.

Wird für eine möglicherweise gar nicht so kleine Gruppe das Stadtzentrum sogar zur Tabuzone? Zunächst einmal mag eine solche Frage überspitzt klingen. Warum dem nicht so ist, erläutert Erwin Knebel, Vorsitzender des Vereins Digitalpaten NRW. Er geht davon aus, dass ein Drittel der Menschen ab 60 Jahren, die in Hilden leben, noch niemals im Internet gewesen ist.

Die Digitalpaten helfen vor allem älteren Personen im Umgang mit der Technik. Der Bedarf ist offensichtlich groß: Derzeit werden Helfer gesucht, um der Nachfrage gerecht zu werden. Parken nur noch per App auf dem Smartphone? Das könnte für eine sehr große Gruppe zum Problem werden. Er kenne viele ältere Menschen, die sich eigentlich gar kein Smartphone kaufen wollen, berichtet Knebel. „Man zwingt diese Leute, etwas zu tun, was sie vielleicht nicht tun wollen“, kommentiert der Digitalpate das Vorgehen von Politik und Verwaltung. Ein weiterer Kritikpunkt: Was die Abbuchung der Gebühren angeht, äußert Knebel mit Blick auf die NFC-Schnittstelle Sicherheitsbedenken. Diese sei auch in der Debatte des Ausschusses diskutiert worden, so Ludger Reffgen.

Die Abkürzung NFC steht für den Begriff Near Field Communication (Nahfeldkommunikation). Es handelt sich hierbei um einen internationalen Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten. Zwar können solche Systeme von Hackern ausgenutzt werden, doch die Wahrscheinlichkeit eines Missbrauchs sei relativ gering, teilen als seriös geltende Quellen im Internet mit. Jedoch: Smartphone und Bezahl-Apps sollten stets auf dem neuesten Stand sein, empfiehlt die Verbraucherzentrale und rät: „Am besten automatisch updaten lassen.“

Ludger Reffgen schließt nicht aus, dass viele ältere Menschen ein Knöllchen riskieren werden, weil sie mit der Technik überfordert sind. Ob die Parkhäuser als Alternative bleiben, scheint fraglich zu sein. Darauf weist auch die Beschlussvorlage hin: Im Parkhaus am Kronengarten ist seit wenigen Monaten keine Barzahlung mehr möglich und es werde durch den Betreiber nicht ausgeschlossen, „dass dies zukünftig auch auf weitere Parkhäuser in Hilden ausgeweitet wird“.

Vom technischen Wandel versprechen sich die Befürworter Kosteneinsparungen. Zwar stünden auf der einen Seite Ausgaben für die Umstellung, doch auf der anderen Seite würden, so die Rechnung, mehr als 38.000 Euro pro Jahr an Kosten für die Bargeldentleerungen eingespart werden. Der Aufwand könne sich bereits im Laufe des kommenden Jahres amortisieren, so die Prognose. Diese Aussage deutet an, dass die Umstellung möglicherweise relativ schnell erfolgen wird, sollte sich der Rat der Stadt am 25. September dafür aussprechen.