Auf dem Neuen Markt Retter üben den Kirmes-Ernstfall

Haan · Um auf die Haaner Kirmes gut vorbereitet zu sein, führte die Feuerwehr zusammen mit dem Roten Kreuz und dem Malteser Hilfsdienst eine große Übung durch. Worauf die Einsatzkräfte dabei achteten.

Täuschend echt: Die Feuerwehrübung am Neuen Markt ist immer sehr realistisch gestaltet.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Während der Haaner Kirmes herrscht in der Gartenstadt der Ausnahmezustand. Die komplette Innenstadt ist fest in der Hand von Fahrgeschäften und Buden, Besucherströme wälzen sich durch die Straßen. Für die Feuerwehr und die Rettungsdienste bedeutet dies, in ständiger Alarmbereitschaft zu sein. Und um im Notfall routiniert und schnell helfen zu können, muss geübt werden. Aus diesem Grund führte die Feuerwehr Haan zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz Haan und dem Malteser Hilfsdienst Haan-Hilden eine große Kirmes-Notfallübung durch.

„Wir haben hier zwischen 40 und 50 Einsatzkräfte“, sagt Übungsleiter Tim Cramer von der Haaner Feuerwehr. „Dazu kommen noch 20 Verletztendarsteller.“ Es sind alles Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die in diesem Jahr die Verletzten spielen. Sie bekommen eine Karte mit den entsprechenden Verletzungen in die Hand gedrückt. Dabei reichen die Verletzungen von schwersten Verletzungen, die mit der Farbe Rot markiert werden, über schwere Verletzungen, die gelb gekennzeichnet sind, bis hin zu leichten Verletzungen, die durch die Farbe Grün zu erkennen sind. Simuliert wird ein Reizgaseinsatz in der Marktpassage mit folgender Massenpanik. „Wir haben hier Verletzungen, die durch die Massenpanik entstehen können“, erklärt Tim Cramer. „Meist Quetschverletzungen, aber auch der eine oder andere Herzinfarkt kann durch die Aufregung dabei sein.“

Der Wagen der Einsatzleitung, den die Feuerwehr Hilden für die Übung zur Verfügung gestellt hat, steht auf dem Neuen Markt. Über Funk bekommt Tim Cramer gemeldet, dass in der Marktpassage mit 15 verletzten Personen zu rechnen sei. Und dann läuft die ganze Übung an. Die Rettungsdienste werden informiert und rücken an, um sich um die Verletzten zu kümmern, um sie in die stabile Seitenlage zu bringen, um zu sehen, ob es erste Notfallmaßnahmen gibt, die zu ergreifen sind, wie Beatmen oder eine Blutung abbinden. Denn Ziel ist es nicht, die Verletzten an Ort und Stelle zu versorgen, sondern so schnell wie möglich abzutransportieren.

„Die Schwerstverletzten zuerst, dann die Schwerverletzten“, erklärt Tim Cramer. Die Leichtverletzten werden von der Kirmeswache weggebracht. Für die schwer Verletzten braucht es natürlich Rettungswagen. „Die müssen erst aus den umliegenden Städten angefordert werden“, sagt Cramer. Bei einem ganz normalen Rettungseinsatz wird der Verletzte bis zu einer dreiviertel Stunde im Rettungswagen vor Ort behandelt. Das kann bei einer großen Anzahl Verletzter natürlich nicht gemacht werden. Hier werden die Verletzten in den Rettungswagen geladen und sofort abtransportiert. Ungefähr eine halbe Stunde dauert es vom Notruf bis zum Abtransport.

Die Einsatzkräfte arbeiten zügig, aber ruhig, genauso, wie es im Ernstfall auch sein sollte. Jeder weiß, was er zu tun hat. Während der Übung bleiben auch mal Passanten stehen, um zuzusehen, was da passiert. „Es ist uns nicht unrecht, dass die Haaner mitbekommen, dass wir uns vorbereiten“, sagt Tim Cramer, denn natürlich ist das Sicherheitsbedürfnis seit dem Attentat in Solingen noch einmal gestiegen. „Solingen spielt auch bei uns eine Rolle“, erklärt der Übungsleiter. „Wir haben unser Konzept noch einmal überprüft.“

Natürlich ist da eher das generelle Sicherheitskonzept gefragt, denn die Rettungsdienste sind immer erst dann im Einsatz, wenn das Unglück bereits passiert ist. „Wir kommen, wenn die Leute schon verletzt sind“, bestätigt Cramer. Aber dann wollen die Einsatzkräfte auch alles in ihrer Macht Stehende tun, um zu helfen und zu retten.

Glücklicherweise war auf der Haaner Kirmes noch keine Massenpanik zu beklagen. Aber Schlägereien oder Unfälle gab es schon, wie vor zwei Jahren, als ein Kind aus einer Gondel fiel und ein anderes Kind traf. Zwei Schwerverletzte und einige Leichtverletzte hatte es dabei gegeben.

Solche Übungen sind deshalb nötig, und ab und zu möchte die Feuerwehr nach eigener Aussage auch unter Originalbedingungen, also zwischen den Buden. üben, aber das sei natürlich nicht immer so leicht möglich.