Feurwehreinsätze in Hilden und Haan Gewalt im Einsatz: „Der Alkohol schaltet die klare Denke im Kopf ab“

Hilden/Haan · Vor allem verbal werden die Rettungskräfte angegangen. „Wir hatten auch schon einen Kollegen mit einem gebrochenen Nasenbein“, erklärt Hildens Feuerwehrchef Hans-Peter Kremer. Vor allem Alkohol und Drogen ließen Hemmungen fallen.

Die Feuerwehr in Erkrath ist in der Nacht von Silvester auf Neujahr mit Raketen beschossen und mit Böllern beworfen worden. Die Polizei musste mehrfach einschreiten.

Foto: dpa/David Young

Nach den Silvesterrandalen in Erkrath, Berlin und im Ruhrgebiet halten die Diskussionen um die Gewalt gegen Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei weiter an. Während die genauen Hintergründe der Angriffe noch immer geklärt werden, stellt sich die Frage, ob die Stimmung gegenüber Feuerwehrleuten in den vergangenen Jahren aggressiver geworden ist. Die Feuerwehr in Erkrath zieht eine ernüchternde Bilanz. Bei den 22 Notfalleinsätzen und fünf Rettungsdiensteinsätzen zum Jahreswechsel hätten sich die Angriffe und das respektlose Verhalten gegenüber den Einsatzkräften gehäuft – Rettungskräfte wurden mit Raketen beschossen und mit Böllern beworfen. Die Polizei musste eingreifen.

Doch wie erleben die Feuerwehren in Hilden und Haan generell die Stimmung, ist sie aggressiver geworden?

„Wir hatten schon ein größeres Einsatzaufkommen als an Silvester. Wir sind zu sechs kleineren Bränden rausgefahren“, sagt Hans-Peter Kremer, Sprecher der Feuerwehr in Hilden. Die Silvesternacht sei zwar immer eine besonders spannende Nacht für die Feuerwehr, allerdings sei es in Hilden noch „vergleichsweise human“ geblieben.

Verbale Angriffe auf
Einsatzkräfte sind häufiger

Generell hat Kremer jedoch den Eindruck, dass die Stimmung gegenüber seinen Rettungskräften in jüngerer Vergangenheit zunehmend aggressiver geworden ist. „Das ist ein Trend, der schon seit Jahren zu beobachten ist. Die Leute denken meistens mehr an sich selbst und ihren eigenen Vorteil“, sagt der Leiter der Hildener Feuerwehr. Vor allem verbale Angriffe seien häufiger zu beobachten, aber auch körperliche Angriffe würden, zwar viel seltener, durchaus vorkommen. „Wir hatten auch schon einen Kollegen mit einem gebrochenen Nasenbein“, erklärt Hans-Peter Kremer.

Verbale Angriffe würden manchmal von „kleineren“ Beschimpfungen bis hin zu ernsten Androhungen reichen. In manchen Fällen waren die Rettungskräfte gezwungen, den Einsatz abzubrechen. „Wenn der- oder diejenige keine Hilfe möchte und noch geschäftsfähig ist, dann müssen wir unsere Intention zu helfen auch mal abbrechen“, sagt Hans-Peter Kremer. In den schlimmsten Fällen werde das auch an die Polizei weitergeleitet. Generell versuche man aber davon abzusehen. „Wir haben wenig Interesse daran, drei Anzeigen am Tag aufzugeben“, erklärt der Feuerwehrchef.

Alkohol und Drogen seien in den Augen von Hans-Peter Kremer eine der Hauptursachen für die verstärkte Aggressivität. „Vor allem nachts und am Wochenende kommt es vermehrt zu solchen Einsätzen, weil dort Alkohol und Drogen im Spiel sind. Der Alkohol schaltet die klare Denke im Kopf ab.“ Insgesamt sei die Lage in Hilden aber überschaubar. „Da gibt es Bereiche, die deutlich brisanter sind“, weiß Kremer.

Diesen Eindruck hat auch Carsten Schlipköter, Feuerwehrchef der Gartenstadt Haan. Dennoch beobachtet auch er eine zunehmend aggressivere Stimmung in den vergangenen Jahren. „Natürlich ist der Respekt mittlerweile ein anderer, als es früher mal der Fall war. Einzelne Menschen nehmen sich da teilweise immer mehr raus.“

Das äußert sich beispielsweise darin, dass Absperrungen auf der Fahrbahn teilweise eigenständig aus dem Weg geräumt werden von Personen. Carsten Schlipköter wünscht sich wieder mehr Menschlichkeit und Respekt gegenüber den Einsatzkräften.