Hilden historisch: Handelshaus ist verschwunden

Die Geschichte einer Postkarte aus dem Jahr 1907 führt von der Ellerstraße zum Walderweg.

Hilden. 1907: In Berlin wird das KaDeWe (Kaufhaus des Westens) eröffnet, Henkel bringt in Düsseldorf mit „Persil“ das erste selbsttätige Waschmittel auf den Markt, und der Hildener Weinhändler Carl Jansen richtet am Walderweg seinen Neubau ein. Letzteres geht aus dem Text auf der am 26. September 1907 abgeschickten Postkarte hervor, die WZ-Leser Heiner Klausgrete der Redaktion zur Verfügung gestellt hat, um die Geschichte hinter der historischen Aufnahme zu recherchieren. Dabei hat auch wieder Wilfried Krüll geholfen. Der Hochdahler ist Mitglied im Düsseldorfer Verein für Familienkunde und hat die handschriftlichen Zeilen auf der Postkarte entziffert.

Die Abbildung auf der Postkarte zeigt das Gebäude an der Ellerstraße 4, in dem der Kaufmann seine Wein-Großhandlung betrieben hat. Dort verkaufte Jansen vor allem Weine von Rhein, Mosel und Ahr sowie aus Ungarn, Spanien und Bordeaux. Aus dem Werbeaufdruck seines Briefpapiers, das im Stadtarchiv aufbewahrt wird, geht außerdem hervor, dass er auch mit Cognac gehandelt hat.

Carl Jansen ist Mitte der 1930er-Jahre gestorben. Haus und Geschäft wurden von seiner Tochter Addy Jansen übernommen. In den Adressbüchern der Stadt Hilden taucht der Name Jansen anschließend noch bis ins Jahr 1967 auf. Wer danach Besitzer des Hauses war, ist nicht überliefert. Sicher ist hingegen, dass es gemeinsam mit dem auf der Postkarte ebenfalls abgebildeten Nachbarhaus an der Ellerstraße 2 gegen Ende der 1970er-Jahre abgerissen wurde — im Zuge des letzten Bauabschnitts der Berliner Straße.

Auf seiner Postkarte bittet Jansen einen „Herrn Nic. Neff“ von der Schwanenstraße, „heute nachmittags gegen 5 Uhr mal in meinen Neubau am Walderweg zu kommen, und die Garderobenhalter nebst Schrauben mitzubringen. Auch einige Halter, um in dem größeren Zimmer die verschiedenen Gardinenbretter anzubringen“. Der Empfänger des Schreibens ist der Schreinermeister Nikolaus Neff, der laut Adressbuch 1907/08 seinen Betrieb an der Schwanenstraße 21 hatte.

Wo der von Jansen erwähnte Neubau entstanden ist, war nicht zu recherchieren. Sicher ist lediglich, dass er an der Walder Straße östlich der heutigen Zufahrt zum Ostring stand — oder noch steht. Denn bis dort reichte damals die Walder Straße, dahinter führte der — offensichtlich nicht ausgebaute — Walderweg über Ohligs nach Wald.

Im Gegensatz zu dem am Niederrhein häufigen Familiennamen Jansen (allein im Hildener Adressbuch von 1907 gibt es 28 Nennungen), gibt es dort nur drei Einträge für den Namen Neff. Deshalb dürfte es ziemlich sicher sein, dass der Empfänger der Postkarte zu jenen acht Männern gehörte, die Anfang November 1873 den Männergesangverein Liedertafel zu Hilden gegründet haben. Aus der Chronik des daraus hervorgegangenen Kirchenchors Cäcilia an St. Jacobus geht hervor, dass ein Nikolaus Neff als Schriftführer dem ersten Liedertafel-Vorstand angehört hat.