Sieben Fakten in Hilden Mystisches Holterhöfchen
Hilden · Was genau stand eigentlich früher am Holterhöfchen? Gibt es den langen Gang zu Haus Horst wirklich? Hier lesen Sie sieben Fakten zur Ringwallanlage am Rande der Innenstadt.
Auch heute noch ranken sich viele Mythen um das Holterhöfchen. Es soll im 9. Jahrhundert entstanden sein, damals soll eine Art Zauberwald um die Ringwallanlage gewachsen sein. Außerdem soll es mal einen unterirdischen Gang zwischen der Anlage und Haus Horst im Hildener Westen gegeben haben. Was an diesen Gerüchten dran ist – und was nicht – das lesen Sie in unseren sieben Fakten.
Der Ursprung
Die unscheinbaren Erhebungen am Holterhöfchen beschäftigen seit rund 150 Jahren die Wissenschaftler. Archäologen haben dort gegraben, Historiker die Ergebnisse analysiert, doch die ungewöhnliche Anlage gibt den Forschern noch immer Rätsel auf. Wer diese Ringwallanlage einst angelegt hat und gegen wen er sich und seinen Besitz damit schützen wollte, liegt weiter im Dunkel der Geschichte. Der rheinische Archäologe C. Koenen hatte 1887 erstmals versucht, Licht in die Entstehung des Holterhöfchens zu bringen. Bei seinen Untersuchungen stieß er unter den Wällen auf Brandschichten und Gefäßscherben, die er auf das späte 9. Jahrhundert datierte. Der Sage nach soll damals um das Holterhöfchen herum ein verwunschener Wald gestanden haben. Nach Raphael von Uslar, der sich in den 30er-Jahren mit der Anlage beschäftigt hat, berichten verschiedene Quellen, dass Holzsammler am lichten Tag das „furchtbare Schnaufen eines jagenden Rosses und das Klappern der Hufe“ hörten, „ohne irgendetwas mit den Augen wahrnehmen“ zu können. In diesem Jahrtausend beschäftigte sich Archäologe Michael Gechter mit dem Holterhöfchen, hat den damals aktuellen Stand der Forschung im „Hildener Jahrbuch 2001“ zusammengefasst hat und mit vielen falschen Informationen aufgeräumt. Die Wallanlage sei demnach eine befestigte Hofanlage, die im 9. Jahrhundert abbrannte und im 10. Jahrhundert dann mit Doppelgraben und -wall wiederaufgebaut wurde. Auf beiden Wällen finden sich die Fundamente von Bruchsteinmauern. Eine Sicherung der Hofanlage war aufgrund der Nähe zu der überregionalen Fernhandelsstraße Mauspfad nötig. In Richtung Mauspfad, der auf der Niederterrasse verlief, sind die Wälle auch verstärkt. Gechter stellt die Anlage in Bezug zu ähnlichen Bodendenkmälern im Rheinland und kommt zum Schluss, dass sie die einzige Kleinanlage auf der Niederterrasse des Rheintals ist. Als Bauherren werden Kleinadlige vermutet. „Ein Teil der Wirtschaftsflächen wird sich wohl auf dem Löslehm der unteren Mittelterrasse befunden haben, die direkt östlich des Hofes anschloss. Mit Wasser versorgte der Itterbach die Anlage. Eine Vorburg scheint nicht bestanden zu haben“, stellt Gechter fest. Während die äußere Mauer durchaus dem Einsatz von Rammböcken standgehalten hätte, diente die innere Mauer wohl hauptsächlich als Schutzwall für die Verteidiger.
Unterirdischer Gang
Urkundlich taucht das Holterhöfchen erstmals in einer Erwähnung von 1295 auf. Dort wird der Hof Holte mit seinen Feldern in der Nähe von Hilden lokalisiert. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Wälle abgetragen, der äußere Ring auch bebaut. Reste von Mauerwerk sind stumme Zeugen dieser Zeit. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Teile der Wälle auch abgetragen. Zuletzt 1878, um die Erde für die Anschüttung an einem Haus zu verwenden. Zu dem Mutmaßungen über die Ringwallanlage gehört die, dass ein unterirdischer Gang von dort bis hin zu Haus Horst führen soll. Mit diesem Irrglauben versuchte schon 1943 ein Journalist in der Rheinlandzeitung aufzuräumen. „Niemand ist bisher gekommen, der den geheimnisvollen Gang von etwa zwei Kilometern gesehen hat“, schreibt er.
Kauf
Da Ende des 19. Jahrhunderts die Einebnung des Geländes drohte, erwarb es die Stadt Hilden 1880. Zunächst war der Plan, ein Kriegerdenkmal zu bauen. Doch in den Jahren 1885 und 1886 wurde der Park erschaffen, in den 1960er-Jahren modernisiert.
Acker
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Menschen in Hilden noch ganz andere Sorgen. Der Hunger der Bevölkerung machte der schönen Parkanlage erst einmal den Garaus. „Seit dem Krieg war das Holterhöfchen zu einem Teil umgebrochen und als Grabeland bestellt worden. Nach dem Zusammenbruch bestand in der Hungerperiode erst recht die Notwendigkeit, dort mancherlei Essbares zu ziehen“.
Bodendenkmal
Die Mauerreste eines 6,5 mal 7 Meter großen Gebäudes des befestigen Hofes sind auch heute noch zu sehen. Es wurde wahrscheinlich zu einem späteren Zeitpunkt auf dem äußeren Wall errichtet. Der gesamte Bereich gilt als Bodendenkmal, ist seit April 1985 auch in der Denkmalliste eingetragen.
Bildungscampus
Bereits 1910 wird der Grundstein für den Bildungscampus am Holterhöfchen gelegt. Damals nahm die städtische Realschule an der Schulstraße ihren Betrieb auf. In den Folgejahren wuchs die Schule, zog mehrfach um. 1923 erfolgte die Umwandlung der Helmholtz-Realschule in eine Oberrealschule, an der die Allgemeine Hochschulreife erworben werden konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung in Hilden spürbar an. Von rund 22.000 im Jahr 1945 auf etwa 32.000 im Jahr 1955. Dadurch gab es natürlich auch mehr Kinder, die in die Schule gehen mussten. In Hilden gab es damals als reine Realschule nur die Theresienschule, ausschließlich für Mädchen. Jungs mussten nach Haan fahren, dort richtete die Stadt eine Parallelklasse ein und ließ sich das von der Stadt Hilden teilweise bezahlen. Doch die Politik wollte eine eigene Knabenrealschule, die zunächst an der Gerresheimer Straße (zeitgleich mit der evangelischen Mädchenrealschule und dem evangelischen Aufbaugymnasium – heute Wilhelmine-Fliedner-Gesamtschule und Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium – an den Start ging. Der Platz wurde indes schnell zu eng, in den 60er-Jahren entstand am Holterhöfchen ein Neubau für die Realschule, die seit 1960 den Namen Wilhelm-Fabry-Realschule trug. 1973 zog dann auch das Helmholtz-Gymnasium von der Gerresheimer Straße ins Holterhöfchen. Das Berufskolleg des Kreises am Holterhöfchen komplettiert den Bildungscampus, auf dem aktuell noch eine Großkita gebaut wird.
Aufwertung
Die Grünanlagen und die Teiche im Holterhöfchen sind in die Jahre gekommen: In den 60er-Jahren geplant, in den 70er-Jahren eröffnet, versprühen sie einen gewissen nostalgischen Charme und haben sich bis heute nicht verändert. Was damals schick und modern war, wirkt heute überholt, ziemlich kantig und wenig ökologisch. Dazu kommt noch, dass die Teiche nicht mehr dicht sind und fast ununterbrochen mit neuem Wasser versorgt werden müssen, wie Hildens Baudezernent Peter Stuhlträger erklärt.
Doch nun soll das Holterhöfchen umgestaltet werden. Wie genau, das wird noch geprüft. Klar ist nur, dass die beiden Teiche dringend saniert werden müssen. Die Politik muss noch entscheiden, der Baubeginn wird nicht vor dem Jahr 2025 sein.