Klimaanpassung in Düsseldorf Ein Quartierswäldchen für Flingern-Süd
Düsseldorf · Wo einst ein Schotterparkplatz war, bilden an der Albertstraße 123 neue Bäume und 175 Großsträucher jetzt den ersten Pocket Park in Düsseldorf. Das Projekt in Flingern gilt als wichtige Maßnahme der Klimaanpassung im urbanen Raum.
Bis diese Bäume Schatten spenden, werden noch ein paar Jahre vergehen, aber der Anfang ist schon mal gemacht: An der Albertstraße wurde jetzt der erste Pocket Park in Düsseldorf eröffnet. Auf fast 2000 Quadratmetern wurden 123 neue Bäume, 175 Großsträucher sowie Wiesenstauden für mehr Artenreichtum gepflanzt. Das Ergebnis ist ein lichter Baumhain mit dem Charakter eines Quartierwäldchens mitten im hochverdichteten Flingern-Süd. Nur knapp ein Jahr hat es gedauert, den gewerblich genutzten Parkplatz in „eine kleine grüne Oase zu verwandeln – ein krasser Wechsel“, wie Oberbürgermeister Stephan Keller hervorhebt.
So sei aus einer Hitze-Insel und einer versiegelten Fläche ein Ort entstanden, der durch Abkühlung das Stadtklima verbessert. „Die Folgen des Klimawandels sind in Düsseldorf deutlich spürbar: Die Stadt verzeichnet steigende Durchschnittstemperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und nicht zuletzt Extremwettereignisse“, so Keller. Insofern seien Maßnahmen zur Klimaanpassung wichtiger denn je. So ein Projekt sollte in Düsseldorf jedenfalls Schule machen. Und die Kosten von 700 000 Euro würden sich ja auch dadurch relativieren, dass sie zu 90 Prozent aus Mitteln eines Bundesprogramms gefördert wurden.
Doris Törkel, Leiterin des Gartenamtes, kann das sogar noch toppen: Denn von den 200 Projekten aus dem Programm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ habe der Fördergeldgeber das neue Wäldchen in Flingern in die 20 „Best Practice“-Modelle eingestuft. „Das ist doch ein tolles Feedback“, so Törkel. Und dem Pocket Park an der Albertstraße sollen noch viele weitere folgen. „Versiegelte Flächen in der Stadt, die sich dafür eignen, gibt es genug. Wir befinden uns aktuell noch auf der Suche und beziehen dabei zum Beispiel auch Schulhöfe ein“, sagt Törkel.
Für Umweltdezernent Jochen Kral ist der gewählte Standort in Flingern jedenfalls genau der richtige, denn hier könne auch ein beispielhaftes Bewässerungssystem Anwendung finden. Anfallendes Regenwasser wird direkt vor Ort für die Bewässerung der Bäume im Park nutzbar gemacht. „Das entspricht dem Prinzip der Schwammstadt, und wir verschwenden kein wertvolles Trinkwasser“, so Kral. Dafür ist an der Straße ein neuer Sinkkasten mit Schlammfang entstanden. Von dort wird das Wasser in eine begrünte Versickerungsmulde geleitet. Die letzten dafür noch nötigen Arbeiten erfolgen in den kommenden Wochen. Anstatt in die Kanalisation abzufließen, versickert das Wasser dann über die begrünte Fläche. Von der Mulde aus führen unterirdisch mehrere Rigolen zu den einzelnen Baumstandorten und versorgen die Bäume mit Wasser. Zusätzlich wird von der benachbarten Grundwassersanierungsanlage ein Teil des gereinigten Wassers zur Verfügung gestellt, um in Trockenperioden damit zusätzlich wässern zu können.
In Drei-Meter-Abständen hat die Stadt die neuen Bäume in Gruppen gepflanzt – so entsteht der Wald-Charakter. Dafür hat die Verwaltung eine vielfältige Mischung aus 25 Baumarten und -sorten ausgewählt – darunter Ulmen, Zerreichen, Amberbäume und verschiedene Kiefern. Zudem hat das Gartenamt eine artenreiche Krautflur angelegt. An den Grundstücksgrenzen wurden heimische Großsträucher gepflanzt. Zu den zwölf verwendeten Arten und Sorten gehören Sanddorn, Feldahorn, Roter Hartriegel und Traubeneiche. Die südliche Grenze des Pocket Parks wurde zum Sichtschutz mit säulenförmigen, schnellwüchsigen Bäumen im engen Abstand bepflanzt. Bei der Pflanzenauswahl hat die Stadt Wert auf klimaangepasste Arten gelegt. Ebenso sorgt die breite Palette an Arten dafür, dass der Pocket Park zu jeder Jahreszeit ansprechend gestaltet ist – von der Blüte im Frühjahr, über attraktive Herbstfärbungen bis hin zu immergrünen Gehölzen. Durch die Anlage führt ein Rundweg, Bänke laden zum Verweilen ein. Jetzt müssen die Bäume nur noch schnell wachsen, damit aus dem noch unscheinbaren Hain ein richtiger Wald wird.