Knallerei an Silvester So können Haustiere Silvester ein wenig entspannen
Hilden · Seit Donnerstag werden wieder Raketen und Böller verkauft. Dass manche Hunde – aber auch andere Tiere – extrem auf Silvester-Knallereien reagieren, ist bekannt. Zum Umgang damit geben Experten unterschiedliche Tipps.
Am Kölner Flughafen spielen sich vor einem Jahr an Silvester merkwürdige Szenen ab. Die Empfangshalle ist am 31. Dezember größtenteils leer, doch durch die Terminals spazieren immer wieder Hundebesitzer mit ihren Schützlingen, die hier an Silvester Zuflucht suchen. Denn das ganze Areal rund um den Flughafen ist böllerfreie Zone. Für Vierbeiner, die vor dem ungewohnten Krach besonders viel Angst haben, ist das die beste Möglichkeit, eine einigermaßen ruhige Nacht zu verbringen.
Dafür, dass schon um die Mittagszeit mit dem Böllern angefangen wird, haben viele Hundehalter kein Verständnis. Manche Hunde suchen panisch nach einem Versteck in der Wohnung, wenn sie einen lauten Knall hören, anderen helfen nicht einmal Beruhigungstabletten. Im vergangenen Jahr sorgte der prominente Hundetrainer Martin Rütter für Furore, als er empfahl, ängstlichen Hunden an Silvester einfach einen kleinen Eierlikör zu verabreichen. Damit bezog er sich auf eine Erklärung des Ulmer Tierarztes Ralph Rückert, erntete aber trotzdem Kritik.
Was hilft denn nun wirklich gegen die Angst vor den Böllern? „Ich rate gerne dazu, schon Tage vor Silvester einen ausgiebigen Spaziergang mit dem Hund zu machen, damit er richtig ausgelastet ist“, sagt die Hildener Hundetrainerin Aleksandra Rosenkranz, die die Hundeschule Dogwhisper betreibt. „An Silvester dann mittags eine größere Runde, abends dann nur kurz zum Pinkeln raus.“ In der Wohnung kann es sinnvoll sein, die Fenster abzudunkeln, denn manche Hunde haben auch Angst vor dem Licht der Raketen. Außerdem können Rollläden schalldämpfend wirken.
Hundeschule plant
Silvesterkurse für Vierbeiner
Der Umgang mit lauten Geräuschen kann schon um Vorfeld trainiert werden. Für das kommende Jahr möchte die Hundeschule Dogwhisper spezielle Kurse anbieten, die Hunde und ihre Besitzer auf Silvester vorbereiten. „Das Training wird aus zwei oder drei Modulen bestehen und viele praktische Übungen beinhalten“, sagt Rosenkranz. „Wir legen außerdem viel Wert darauf, den Kurs individuell zu gestalten, mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen. Sonst könnte man sich ja auch einfach Youtube-Videos angucken.“ Die Nachfrage für das Silvester-Training sei hoch, Interessenten gebe es bereits.
Wie ängstlich ein Hund auf seine Umgebung reagiert, sei auch von der Rassedisposition abhängig, erklärt Rosenkranz. So seien Hütehunde beispielsweise einerseits voller Tatendrang, andererseits aber sehr geräuschempfindlich. Auch Hunde, die aus dem Ausland gerettet wurden und eine Vorgeschichte haben, können besonders empfindlich reagieren.
Der deutsche Tierschutzbund empfiehlt, unbedingt darauf zu achten, dass der eigene Vierbeiner gekennzeichnet und zum Beispiel bei Findefix, dem Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes, registriert ist. Sollte trotz aller Vorkehrungen doch etwas passieren und das Tier weglaufen, kann es so schnell wieder zum Halter zurückgebracht werden. An Waldrändern, auf Lichtungen und Parkanlagen und in der Nähe von Höfen, auf denen Tiere gehalten werden, sollte möglichst nicht geböllert werden, denn Wildtiere reagieren besonders empfindlich auf Geräusche. Bei Pferden und Kühen kann zudem eine Panik ausbrechen. Vögel, die normalerweise nur hundert Meter hoch fliegen, müssen viel Kraft aufwenden, um sich in größeren Höhen in Sicherheit zu bringen. Das kostet sie Energie, die sie eigentlich für den Überlebenskampf im Winter benötigen.
Das Hildener Tierheim setzt sich daher seit Jahren dafür ein, an Silvester auf das Böllern zu verzichten. Am letzten Tag des Jahres gibt es in der Einrichtung sogar einen Bereitschaftsdienst, der spezielle Vorkehrungen trifft, um sich insbesondere um verängstigte Hunde und Katzen zu kümmern. Bis in die Morgenstunden läuft in den Hunde- und Katzenhäusern dann Musik. Tiere, die besondere Schwierigkeiten haben, werden nach Möglichkeit in Pflegestellen untergebracht, zum Beispiel bei Vereinsmitgliedern, bis die Knallerei vorbei ist.