Kein Tier lebt länger im Tierheim Hilden Jacky sucht seit sechs Jahren ein neues Zuhause
Hilden · Kein Tier lebt länger im Tierheim Hilden als der Dobermann-Rüde Jacky. Der Hund sucht seit knapp sechs Jahren ein neues Zuhause, war zwischenzeitlich auch schon mal vermittelt. Aktuell platzt das Tierheim wieder aus allen Nähten.
Nein, Jacky ist kein einfacher Hund. Nichts für Anfänger, selbst für Halter mit jahrelanger Erfahrung eine Herausforderung. „Notfall“ steht über seinem Foto auf der Internetseite des Hildener Tierheims. „Jacky ist schon seit fast sechs Jahren bei uns – so lange wie sonst kein anderes Tier“, erklärt Günter Dehnert, Vorsitzender des Tier- und Naturschutzvereins, der das Hildener Tierheim betreibt.
Aktuell stößt das Tierheim wieder an seine Grenzen. „Wir haben nur noch wenige freie Plätze“, sagt Dehnert. Sollten weitere Tiere gefunden, abgegeben oder sichergestellt werden, werde es eng. Dann müsse das Tierheim die Aufnahme stoppen. Das war immer wieder mal nötig. „Für jeden Hund, den wir vermitteln, kommen momentan zwei neue“, sagt der Tierschützer. Im neuen Jahr rechnet er mit einem weiteren Anstieg, die „lebenden Geschenke“ sind immer noch in Mode. Aus diesem Grund stoppt das Hildener Tierheim einige Wochen vor Weihnachten auch die Vermittlung von Tieren. Damit sie nach den Feiertagen nicht wieder zurückgebracht werden.
In der Regel bleiben die Katzen, Hunde oder Kleintiere nicht so lange wie Jacky im Tierheim. „Werden Hunde abgegeben, werden sie im Durchschnitt nach rund 100 Tagen vermittelt, ebenso Katzen. Bei Kaninchen, Meerschweinchen und anderen Kleintieren liegt diese Zeit bei etwa 70 Tagen“, berichtet Günter Dehnert. Werden die Tiere behördlich sichergestellt, liege die Zeit für Hunde bei vier Tagen.
Das hänge damit zusammen, dass die Halter in der Regel recht schnell die erforderlichen Nachweise vorlegen können. Bei Katzen vergehen rund 80 Tage, bei Kleintieren etwa eine Woche. Wer seinen Hund verloren hat, weil er beispielsweise einer Fährte im Wald folgt und nicht mehr zurückfindet, holt ihn in der Regel nach drei Tagen ab. Kleine Fundtiere werden nach etwa 20 Tagen, gefundene Katzen nach rund 80 Tagen vermittelt, erklärt Dehnert. Sogenannte Kampfhunde haben es schwerer als andere Rassen.
Hundepfleger suchen eine Einzelperson mit Hundeerfahrung
„Junge, besonders hübsche Tiere werden natürlich schneller vermittelt“, erklärt der Tierschützer weiter. Auch der Dobermann-Rüde Jacky war noch kein Jahr alt, als er im März 2018 ins Tierheim kam. „Schon in jungen Jahren ging er durch einige Hände, jeder ,bastelte’ ein wenig an ihm herum und heraus kam ein Hund, der Fehlverhalten gelernt hat und dies umsetzt“, so umschreiben die Hundepfleger ihr Sorgenkind. Eine Hundetrainerin hat ihm viel beigebracht, sodass er im Juli 2020 zunächst zur Probe auf eine Pflegestelle mit sehr erfahrenen Hundehaltern vermittelt wurde. Dort lief es erst einmal gut, doch dann attackierte Jacky seine Pflegerin. Da der Hund einen Maulkorb trug, seien „keine größeren Schäden“ entstanden. Er zog wieder ins Tierheim, legt dort Zwangsverhalten an den Tag, dreht sich beispielsweise den ganzen Tag. „Es tut einem im Herzen weh, dass ein so junges Tier noch nie wirklich ein richtig tolles Hundeleben hatte.“ Die Hundepfleger suchen nun eine Einzelperson mit Hundeerfahrung und am besten mit einem weiteren Vierbeiner im Haushalt: „Er braucht Konsequenz, muss ausgelastet werden und wissen, wo sein Platz ist. Er braucht Sicherheit, und natürlich möchte auch Jacky geliebt werden.“ An der frischen Luft sei er in der Regel ein absolut lieber und verschmuster Hund. „Aber man darf nie vergessen, dass er umschalten kann.“
Den Tierpflegern ist klar: „Durch seine Attacken wird es sehr schwer werden, einen geeigneten Platz zu finden. Das wissen wir. Und es bricht uns das Herz. Jacky nimmt immer mehr ab, da er so gestresst ist. Er wird ansonsten bei uns einen Gnadenbrotplatz haben und so freut er sich auch sehr über Paten.“ Tiere, die nicht vermittelt werden können, kommen auf eine sogenannte „Endpflegestelle“. Dort leben sie bei Tierfreunden die letzten Jahre ihres Lebens. „Eingeschläfert wird kein Tier“, sagt Günter Dehnert. Außer es ist schwer krank oder hatte einen Unfall. Aber nicht, um Platz im Tierheim zu schaffen.