Heftige Kritik, aber auch Zustimmung in Hilden In diesem Parkhaus kann nur noch bargeldlos bezahlt werden
Hilden · Das Parkhaus am Kronengarten bietet seit Dienstag ausschließlich eine bargeldlose Bezahlung an. Das kritisieren viele Menschen heftig – und kündigen an, dort nicht mehr parken zu wollen.
Kleines Schild, große Wirkung: „Zahlung nur noch bargeldlos ab 16. Juli 2024“ steht in großen Lettern auf einem Plakat am Parkhaus Kronengarten. Bezahlen ist am Automaten nur noch ohne Bargeld möglich: mit der EC-Karte (Girocard), American Express, MasterCard, Visa, Google Pay oder Apple Pay sowie mit der sogenannten PCard, einer Karte von Contipark selbst. „Man sollte an die älteren Herrschaften denken, die kein Smartphone haben und nicht mehr zu Fuß bzw. mit öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs sein können. Nicht jeder ist so jung und handybewandt“, erklärt ein aufgebrachter Hildener. „Ich meine es muss beides funktionieren, Bar oder Karte sollen die Leute selbst entscheiden können. Klare Bevormundung mündiger Bürger“, meint ein anderer.
Der Hildener Seniorenbeirat hat eine geteilte Meinung zu dem Thema. „Es ist nicht richtig, dass Automaten bestimmen, dass hochaltrige Menschen ausgeschlossen werden“, sagt Beiratsmitglied Horst Müller. Er sei skeptisch, ob bei diesem Schritt auch die älteren Senioren mitgenommen werden. Seine Vorstandskollegin Christel Gerling erklärt, dass der Seniorenbeirat aber auch Menschen ab 60 vertritt – „und die allermeisten von ihnen haben mit bargeldloser Zahlung überhaupt keine Probleme.“
In der Facebook-Gruppe „Du kommst aus Hilden, wenn...“ wird die Umstellung auf bargeldlose Zahlung ebenfalls recht ausgewogen diskutiert. Einerseits gibt es heftige Kritik: „Da werde ich nicht mehr parken – können sich gerne andere zwingen lassen... Ich zahle, wie ich möchte“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer meint: „Und dann beschweren, wenn die Kunden noch mehr ausbleiben und lieber online shoppen…. Hilden ist die Stadt der gut betuchten Rentner, dann sollte die Stadt sich auch nach denen orientieren.“ Andererseits gibt es auch Befürworter: „Wie oft habe ich in einem Parkhaus gestanden, wo ein mülliger Automat keine Scheine angenommen hat oder ich zu wenig Kleingeld hatte. Wer lässt Bitteschön seine Karten zu Hause…. Dann parkt halt woanders. Ich find‘s klasse. Smartphone raus. Zack. Bezahlt.“ Oder: „Reist mal nach Skandinavien – dort wird alles mit Karte bzw. Handy gezahlt. Man benötigt kein Bargeld. Das ist hoffentlich die Zukunft!“
In 15 Prozent der Anlagen kann nur mit Karte gezahlt werden
Betreiber Contipark betreut 570 Parkeinrichtungen in Deutschland und Österreich. „In ungefähr 15 Prozent aller Anlagen ist nur noch bargeldloses Zahlen möglich“, erklärt Unternehmenssprecher Christoph Blase. Die Vorteile von bargeldlosem Zahlen überwiegen „in jeder Hinsicht“, wie er sagt: „Wir sehen sowohl in unseren Parkeinrichtungen sowie übergeordnet auch in allen Bereichen der Wirtschaft eine wachsende Akzeptanz von bargeldlosem Bezahlen.“
Das Unternehmen richte sich „immer nach den lokalen Anforderungen. Nur wenn mindestens 80 Prozent der Kunden bereits bargeldlos bezahlen, überlegen wir die Einführung einer vollständigen Cashless-Variante vor Ort. Die Kunden gewöhnen sich erfahrungsgemäß sehr schnell an den Komfort und schätzen unser Angebot. Denn das bedeutet kein Suchen von Münzen, kein Rumhantieren mit Geldscheinen, keine Wechselgeldproblematik am Automaten.“
Darüber hinaus entfielen mechanische Zwischenschritte, die oftmals fehleranfällig seien, wie die Verarbeitung von Tickets oder Bargeld. „Für die Contipark reduziert sich der Aufwand aus der Verarbeitung von Bargeldbeständen. Im Vordergrund stehen jedoch für uns die Vorteile der Kunden“, erklärt er. Contipark betreibt über das Parkhaus am Kronengarten auch das am Itterkarree. Ist dort in naher Zukunft auch eine Umstellung vorgesehen? „Derzeit gibt es dazu keine aktuelle Planung“, erklärt Contipark-Sprecher Christoph Blase.
Aber nicht nur Contipark betreut Parkhäuser in Hilden. Die Optimal Parken GmbH betreibt in der Itterstadt gleich mehrere Parkhäuser und Tiefgaragen: Nove-Mesto-Platz, am Rathaus, das City-Parkhaus an der Robert-Gies-Straße, das Parkhaus am Penny-Markt und die Tiefgarage an der Südstraße. Wie sehen die Pläne dort aus? „Aktuell haben wir uns noch nicht entschieden, auf 100 Prozent bargeldlos in Hilden umzustellen“, erklärt Unternehmenssprecher Roman Rohrberg. „Was aber in den nächsten Monaten passieren wird, ist, dass wir eine neue Technologie einbringen werden, die es ermöglicht, noch einfacher bargeldlos und ticketlos in den Objekten zu parken.“ Eine komplette Umstellung sei aber noch nicht geplant.
Die Stadt Langenfeld ist übrigens noch einen Schritt weiter gegangen. Dort gibt es seit 1. Juli weder Schranken noch die Möglichkeit, mit Bargeld zu bezahlen. Ein externes Unternehmen hat die Parkraumbewirtschaftung übernommen. Die Firma stellt die Infrastruktur wie Parkscheinautomaten sowie Kamera zur Kennzeichenerfassung und überweist der Stadt die kürzlich um 100 Prozent erhöhten Parkgebühren.