Auszeichnung in Hilden Integrationspreis geht an Hildener Leih-Oma
Hilden · Für ihr besonderes Engagement hat die Stadt nun Helma Uebbing geehrt. Die pensionierte Lehrerin für Sonderpädagogik kümmert sich seit fünf Jahren als Leih-Oma um eine Familie aus Äthiopien.
Als wichtige Unterstützung und als einen gelebten Akt der Solidarität bezeichnete Bürgermeister Claus Pommer den Förderpreis Integration, dessen Vergabe 2007 einstimmig durch den Rat der Stadt beschlossen wurde und 2009 erstmals für das Vorjahr vergeben wurde. Zahlreiches Publikum hatte sich zur Verleihung des Förderpreises für das Jahr 2023 in der Hildener Stadtbibliothek am Nove Mesto-Platz eingefunden. Der Preis, der im vergangenen Jahr sowohl an das Jugendparlament der Stadt Hilden sowie an das ehrenamtliche Team „Deutsch mit Nachbarn“ beim katholischen Nachbarschaftszentrum St. Marien/St. Jacobus ging, soll das Engagement von Menschen, Initiativen und Unternehmen in Sachen Integration öffentlich machen und als Bereicherung der Stadtgesellschaft wertgeschätzt werden. „Ich freue mich über die große Bereitschaft zu bürgerlichem Engagement in dieser Stadt“, so Pommer, der Helma Uebbing, die sich im Rahmen des Projekts „Leihgroßeltern“ der Arbeiterwohlfahrt (Awo) engagiert.
Sönke Eichner, Erster Beigeordneter und als Dezernent auch für das Sachgebiet Integration zuständig, stellte das Projekt und das konkrete Engagement von Helma Uebbing, einer pensionierten Lehrerin für Sonderpädagogik, vor. Im „Unruhestand“ war Uebbing über ein Plakat im Rathaus auf das Projekt „Leihgroßeltern“, das insbesondere Kindern aus Migrationsfamilien beim Start in eine ihnen neue Umgebung von Kita und Schule unterstützen will, aufmerksam geworden.
Nach einem „Leihoma“-Grundkurs kümmerte sich Helma Uebbing dann ab 2019 um eine alleinerziehende Mutter, die mit ihren zwei Kindern aus Äthiopien nach Deutschland geflüchtet war. Aus einem wöchentlichen Kontakt entwickelte sich eine intensive Betreuung, die die Themen Schule, Behörden sowie Arbeitsplatzsuche und Bewerbung umfasste. „Die Kinder wurden bei den Herausforderungen in der Schule unterstützt, sie erlebten Kulturveranstaltungen und machten sogar gemeinsam mit Frau Uebbing Urlaub auf Norderney. Heute ist der Junge in einem Fußballverein, und das Mädchen tanzt Ballett“, resümierte Eichner die von Helma Uebbing als verlässlicher Partner erfolgreich begleitete Integrationsgeschichte der Familie.
„Es erfüllt mich mit Freude und mit Stolz“, sagte fast schüchtern Helma Uebbing, als sie den Preis entgegennahm. Zunächst hatte sie an einen Scherz geglaubt, als ihr während eines Einkaufs Tobias Wobisch, städtischer Integrationsbeauftragter, mitteilte, die Jury des Integrationsrates hätte sie als Preisträgerin für das Jahr 2023 ausgewählt. Aufmerksam geworden war die Jury über einen Instagram-Post, den aber nicht sie selbst gepostet hatte, sondern in dem eine Freundin Uebbings Engagement geschildert hatte.
Geldpreis wird in einen Familienurlaub investiert
In den vergangenen fünf Jahren sei für die Familie viel passiert. Das neunjährige Mädchen sei noch auf der Grundschule, der elfjährige Junge besuche jetzt eine Gesamtschule in Langenfeld, und beide hätten sich charakterlich sehr gut entwickelt. Die Mutter habe einen neuen Partner – „das Beste, was ihr passieren konnte“ – der ihr nicht nur zusätzlich Stabilität vermittele, sondern mit dem sie auch noch ein weiteres Kind bekommen habe.
Weitere Preise für sechs junge Künstlerinnen und Künstler
Ursprünglich ist für das Engagement von Leih-Omas ein Tag in der Woche vorgesehen. „Bei mir sind es vier, auch wenn es gelegentlich Ärger gibt, alles in allem überwiegt die Freude bei weitem“, versicherte Uebbing. Den Preis, der mit 800 Euro dotiert ist, wolle sie für einen weiteren Urlaub verwenden. „Dann geht es mit der gesamten Familie in ein Haus in Domburg, das der evangelischen Kirche gehört“, so die überzeugte Leih-Oma, die aus ihrer Vorfreude keinen Hehl machte.
Preise gingen ferner auch an sechs junge Künstlerinnen und Künstler, die sich am Malwettbewerb „Alle Menschen sind verschieden“ beteiligt hatten und deren Arbeiten in der Stadtbibliothek ausgestellt sind. Den ersten Preis erhielt Emilio Trautewig, dessen Bild „Stop Rassismus“, mit dem durch zwei Hände formierten Herz und der Aussage, dass es nicht auf die Hautfarbe, sondern auf das Menschsein ankomme, es auf den Titel des Flyers der „Hildener Wochen gegen Rassismus“ geschafft hat. Für musikalischen Wohlklang sorgten ferner mit Julia Solmerz (Mandoline) und Paul Stoklossa (Posaune) zwei Landespreisträger der Hildener Musikschule.