Neue Ausstellung in Hildener Galerie Künstler lädt in surreale Welten ein

Hilden · Ab Mittwoch stellt der im Iran geborene Künstler Mehrdad Rashidi seine Werke in der Städtischen Galerie im Bürgerhaus aus. Er nimmt Bezug auf die alte persische Kultur und kritisiert zugleich das aktuelle Mullah-Regime.

Mehrdad Rashidi stellt seine Werke in der Städtischen Galerie im Bürgerhaus an der Mittelstraße aus.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Faszination, die von den Bildern des im Iran geborenen Künstlers Mehrdad Rashidi ausgeht, liegt neben ihren universellen Botschaften in der bemerkenswerten Vielschichtigkeit des künstlerischen Ausdrucks. Seine Arbeiten, für die er unterschiedliche Untergründe nutzt, verbinden orientalische Ornamentik, kalligraphische Zugaben und surreal Zeichnerisches mit Poesie. Mit einer eigenen Handschrift, die durchaus auch wörtlich verstanden werden kann, begründet er ein eigenes Genre zauberhaft gestalteter Flugblätter.

Ab dem 4. Dezember – die Eröffnung seiner Ausstellung „Gesichter“ in der Städtischen Galerie im Bürgerhaus Mittelstraße findet um 18.30 Uhr statt – besteht die Möglichkeit, sich in eine surreale Phantasiewelt der alten persischen Kultur zu versenken und sich gleichzeitig mit massiver Kritik des aktuell im Iran herrschenden Mullah-Regimes konfrontiert zu sehen.

Der Ausstellungstitel „Gesichter“ sorgt zunächst für Irritation, insbesondere wenn versucht wird, individuelle Gesichtszüge und entsprechende Emotionen in den zahllosen Gesichtsskizzen, die bisweilen wie ein Puzzle arrangiert sind, auszumachen. Es sind Frauengesichter, die nach islamistischer Doktrin überwiegend Schleier tragen, ihre Haare verbergen. Ihr Gesichtsausdruck, in sich gekehrt, eine Mischung aus Ergebenheit und Leid, erinnert an den einer Pietà.

Mehrdad Rashidi, 1963 in Sari, in der iranischen Nordprovinz Mazandaran gelegen, geboren, sah sich bereits als 19-Jähriger gezwungen, aus seinem Heimatland zu flüchten. Gemeinsam mit seinem Bruder gelangte er über Pakistan und Afghanistan zunächst in die damalige Sowjetunion. Jahre später erfolgte dann mit seiner Familie die Ausreise nach Deutschland. Auf Anregung seines Bruders beteiligte er sich 2006 an einer Kunstaktion auf dem Worringer Platz in Düsseldorf, erhielt viel positive Resonanz und entdeckte den bildnerischen Ausdruck als Möglichkeit, die Zustände in seinem Vaterland, insbesondere die Unterdrückung der Frauen, zu verarbeiten und anzuprangern.

Er begann mit Kugelschreiber – Zeichnungen auf unterschiedlichem Malgrund, das konnten Zettel, Magazine, Bücher, Schachteln iranischer Süßigkeiten, Transportformen für Honigmelonen aus dem Supermarkt aber auch Baumrinde sein. Ob als kleines Format oder als vier Meter breiter Fries, meist behandelt Rashidi seine Grundthemen Freiheit, Kampf um Demokratie, Frauenrechte sowie Hoffnung und Liebe. „Ich beziehe eindeutig gegen den Islamismus Stellung und fordere Menschenrechte für die Frauen“, so der Zeichner und Dichter.

Explizit drückt er seinen Künstler-Protest in der Arbeit „Nika“ aus, die sich auf Nika Shakarami bezieht, die 2022 aus Protest ihr Kopftuch verbrannte und daraufhin von der iranischen Polizei festgesetzt und anschließend getötet wurde. Eigene Gedichte auf Farsi komplementieren die Hommage an diese mutige junge Frau.

Auf einem vier Meter breiten Roll-Bild sind Frauen zu sehen, die ihre Kopftücher abgenommen haben und Vögeln, Sinnbilder der Freiheit, nachsehen. Einen lustigen Anstrich hat das Bild einer Wurzel, das durchaus als Illustration in ein Kinderbuch passen würde, jedoch spiegelt es Rashidis Bekenntnis zu seinen kulturellen Wurzeln wider.

„Ich gebe meine Hoffnung nicht auf, dass diese reiche Kultur irgendwann einmal zu neuer Blüte gelangt“, versichert Rashidi, der sich eigentlich schon als Junge künstlerisch betätigen wollte. Mittlerweile kann der spät berufene Künstler jedoch internationale Erfolge verbuchen. 2013 erhielt er den Grand Prix der 16. Biennale der Naiven und Marginalen Kunst, seine der Art Brut zugerechnete Kunst ist in internationalen Museen und Sammlungen zu sehen, darunter im Pariser Centre Pompidou, im The College of Psychic Studies in London, im American Folk Art Museum New York sowie in The ABCD Art Brut Collection in Paris.

Im März 2023 erhielt er einen Preis der Daniel and Florence Guerlain Foundation for Contemporary Art, im Dezember 2023 war er mit 16 Werken bei der Art Brut in Lausanne vertreten.

(sb arue)