Serie Nette Nachbarn Taschengeldbörse ist eine Erfolgsgeschichte

Haan · Das vor knapp fünf Jahren gegründete Angebot von Awo, Jugendparlament und Seniorenbeirat hat sich in Haan zu einer rundum gelungenen Börse für Hilfe im Alltag entwickelt. Doch auch dieses vorbildliche Projekt kann nicht ganz sorgenfrei in die Zukunft blicken.

Sie stellten seinerzeit den Info-Flyer zur Taschengeldbörse vor: (v.l.) Maike Frommo (JuPa), Karlo Sattler (Senioren­beirat) und Krisztina Kielbassa (Awo).

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Zahlen sprechen für sich: 66 Jungen und Mädchen stehen momentan in Haan zur Verfügung, um Senioren bei Arbeiten im Haushalt oder Garten zur Hand zu gehen. Das geht aus der jüngsten Statistik hervor, die der Haaner Ortsverband der Arbeiterwohlfahrt jetzt zur sogenannten Taschengeld-börse vorgestellt hat. Demnach konnten in diesem Jahr mit Stand von November genau 208 Hilfstätigkeiten von Jugendlichen für insgesamt 72 „Arbeitgeber“ vermittelt werden. Im gesamten vergangenen Jahr waren es „nur“ 158 gewesen.

Die Statistik weist ebenfalls aus, dass die Zahl der Jobber immer weiter zunimmt. „Außer ein bis zwei Anfragen konnten dieses Jahr wieder alle angebotenen Jobs erledigt werden“, teilt die Awo mit und bedankt sich gleichzeitig beim Jugendparlament, „das sich viel Mühe gibt, die Taschengeldbörse bei Jugendlichen zu verbreiten. So können wir unsere Dienste weiterhin anbieten und fast jede Anfrage beantworten“.

2020 setzten Awo, JuPa und der Haaner Seniorenbeirat das Projekt auf die Schiene. Es wurde schnell zu einem Gewinn für ältere Mitbürgerinnen und -bürger. „Im Fokus stehen diejenigen, die noch gern unabhängig in ihren eigenen vier Wänden wohnen, aber Hilfe bei manchen Tätigkeiten benötigen, bei denen sie sonst schlicht überfordert wären“, betont Seniorenbeirats-Vize Karlo Sattler. Denn nicht immer gebe es Angehörige in der Nähe oder Nachbarn, die unterstützend eingreifen können.

Doch dank der Hilfe durch die engagierten Jugendlichen stellen größere Einkäufe, anstrengende Gartenarbeit oder unwillige Computer keine unlösbaren Probleme mehr dar. Der Gewinn für die Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren liegt nicht nur darin, dass sie sich durch die Jobs Taschengeld verdienen, sie erhalten auch Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Senioren, was wiederum die soziale Kompetenz stärkt.

Hilfe bei der Gartenarbeit
wird am häufigsten gebraucht

„Nach wie vor ist die Hilfe im Garten am häufigsten nachgefragt“, verrät Koordinatorin Krisztina Kielbassa, aber immer mehr Senioren brauchten auch Hilfe beim wöchentlichen Einkauf oder bei leichten Arbeiten im Haushalt. Dass die Zahl der Jobanbieter weiter steige, sei auch ein Beleg für deren Zufriedenheit.

Betrug das Mindest-Taschengeld für eine Hilfstätigkeit bisher fünf Euro pro Stunde, so haben Awo, Jugendparlament und Seniorenbeirat die Empfehlung für kommendes Jahr auf 8 Euro erhöht. „Diese Empfehlung ist von den Senioren selber an uns herangetragen worden“, berichtet Karlo Sattler. Die hätten schon länger gesagt: „Fünf Euro sind doch viel zu wenig.“ Es stehe allerdings auch jedem Jobanbieter frei, eine höhere Vergütung zu vereinbaren.

Die Idee zur Taschengeldbörse ist 2019 auf einem Netzwerktreffen von Jugendparlamenten aus verschiedenen Städten entstanden. Die damaligen JuPa-Vertreter Maike Frommo und Felix Blossey sprachen daraufhin mit dem Seniorenbeirat, und schließlich wurde ein eigenes Konzept für Haan entwickelt.

Die Awo bietet für die Taschengeldbörse den organisatorischen Rahmen. Die Koordinatorenstelle war eigentlich als Minijob geplant, doch konnte trotz intensiver Suche niemand gefunden werden, der diesen Job auch wollte; so dass die Awo diese Aufgabe mit dem entsprechenden Stundenkontingent durch ihre tarifliche Teilzeitkraft Krisztina Kielbassa abdeckt. Vier Stunden pro Woche sind allein für telefonische Sprechstunden vorgesehen. Sie sind eigentlich mittwochs und donnerstags von 15 bis 17 Uhr, doch die Jobanbieter halten sich oft nicht an diese Zeiten. So steht die Taschengeldbörse sieben Tage die Woche von 8 bis 20 Uhr zur Verfügung, auch wenn die Projektkoordinatorin im Urlaub ist. Kielbassa hat eine Karte erstellt, auf der alle Adressen der Jugendlichen und Senioren eingezeichnet sind, um die Entfernungen zwischen Jobbern und Jobanbietern möglichst kurz zu halten.

Außerdem organisiert sie die regelmäßige Verteilung von Info-Flyern, die unter anderem an Schulen, aber auch bei Ärzten, Apotheken, Büchereien oder im Rathaus ausgelegt werden. Die wichtigsten Informationen finden sich zudem auch auf der Awo-Internetseite (www. awo-haan.de).

Bei allem Lob für die Taschengeldbörse gibt es für das kommende Jahr jedoch auch einige Ungewissheiten. Dazu gehört auch der Zuschuss durch die finanziell arg gebeutelte Stadt Haan. Ein Antrag, die jährliche Summe zu erhöhen und damit den Gegebenheiten anzupassen, wurde angesichts der Rückmeldungen aus der Stadtkämmerei erst einmal wieder zurückgezogen. Man werde alles noch einmal neu besprechen und berechnen, um das Thema im kommenden Jahr dann vermutlich erneut anzugehen, kündigt Sattler an.

(peco)