Integration Mentoring-Projekt bringt Flüchtlinge in den Job

Hilden · Ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren aus der Wirtschaft unterstützten Menschen mit Fluchterfahrung mit dem Projekt „Wir2 zum Job“ dabei, Arbeit oder eine Ausbildung zu finden. Neun Teilnehmer haben es geschafft.

Mithilfe der Unterstützung von Mentor Michael Reuter (rechts) hat der 33-jährige Yama Farooq, der aus Afghanistan stammt, im Rahmen des Projektes „Wir2 zum Job/3-Phasen-Modell – Integration in den Arbeitsmarkt“ einen Ausbildungsplatz gefunden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Yama Farooq aus Afghanistan strahlt. Der 33-Jährige hat soeben Angebote von zwei Firmen für eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann erhalten. „Ich freue mich sehr darüber. Mein Mentor Dr. Michael Reuter war mir bei allem sehr hilfreich“, sagt der junge Mann, der vor zweieinhalb Jahren als Ortskraft in Afghanistan gearbeitet hatte und mit seiner Familie vor den Taliban nach Deutschland geflohen war. In Afghanistan studierte der Familienvater BWL, allerdings konnte er sein Studium nicht beenden. Ohne Zeugnisse und Deutschkenntnisse kam Yama Farooq mit seiner Familie nach Deutschland und begab sich auf Jobsuche.

Mentor begleitete zu Jobbörsen und sichtete Unterlagen

Was für viele Menschen nicht einfach ist, ist für Menschen mit Fluchterfahrung oftmals noch schwieriger, wenn sprachliche, kulturelle und bürokratische Hürden hinzukommen. Für Yama Farooq war die Lösung die Teilnahme am Mentoring-Projekt „Wir2 zum Job/3-Phasen-Modell – Integration in den Arbeitsmarkt“. Seit sechs Monaten unterstützt ihn sein Mentor Michael Reuter, der mit ihm zu Jobbörsen ging und ihm bei seinen Unterlagen half. „Es macht großen Spaß, Yama Farooq zu unterstützen und ihn auf seinem Weg zu begleiten. Ich freue mich, dass Yama es so weit geschafft hat“, sagt der pensionierte Unternehmer, der für ein großes multinationales Unternehmen tätig war. Bevor die beiden sich als Tandem zusammengefunden hatten, gab es ein erstes Kennenlernen in einer Speeddatingveranstaltung.

„Es sollte natürlich auch zwischenmenschlich zwischen einem Mentor und einem Mentee passen“, sagt Anja Voß, Leiterin des Amtes für Jugend, Soziale Dienste und Integration. Damit Menschen mit Fluchterfahrung in den Arbeitsmarkt integriert werden können, benötigen sie nicht nur eine Arbeitserlaubnis. „Ein Problem ist, dass viele ausländische Abschlüsse, Qualifikationen und Zeugnisse oftmals fehlen oder, wenn es sie gibt, in Deutschland nicht anerkannt werden“, so Anja Voß. Das „Wir2 zum Job/ 3-Phasen Modell“ unterstützt deshalb auch mit Weiterbildungen.

„Das Projekt ist ein niederschwelliges Leuchtturmprojekt. Wir müssen dafür sorgen, dass wir die Menschen, die Stärken und Qualifikationen mitbringen, auch nutzen. Es ist eine Riesenchance für beide Seiten“, sagt Sozialdezernent Sönke Eichner. Dafür wurden Ende 2023 das Projekt in drei Phasen unterteilt, in der die Teilnehmenden stufenweise auf die Arbeitssuche und den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. „Wir möchten langfristige Beschäftigungsverhältnisse und Integration ermöglichen. Dafür benötigen wir die Unterstützung der Unternehmen sowie das Bildungsangebot der VHS“, sagt die Projektleiterin Rachida El Khabbachi. Neun Mentees konnten bisher in Praktikumsstellen, Ausbildungen oder Arbeitsverhältnisse vermittelt werden.

Technologieunternehmen stellt Lebensmittelchemikerin ein

Tetiana Barabash aus der Ukraine hat nac h vielen Praktika, unter anderem bei einem Metzger und einem Bäcker, einen einjährigen Arbeitsvertrag bei einer Technologiefirma erhalten. Die studierte Lebensmittelchemikerin ist Mutter von drei Kindern und floh nach Ausbruch des Krieges nach Deutschland. In ihrem alten Bereich konnte sie nichts finden. Bei der Jobsuche hat Jana Sabelleck die Ukrainerin begleitet. Die Managerin arbeitet im Finanzsektor und unterstützt Frauen in Führungspositionen. „Ich finde es super, dass Tetiana so offen war, als studierte Lebensmittelchemikerin ihre Branche zu wechseln und als Quereinsteigerin ganz neu anzufangen. Hilfreich war dabei auf jeden Fall auch das passende Sprachniveau“, sagt Jana Sabelleck, die über viel Personalerfahrung verfügt.

„Jana ist für mich der deutsche Kopf. Ich bin froh, dass sie mir mit Rat und Tat zur Seite steht. Mein neuer Job ist etwas ganz anderes, aber es ist eine Chance“, sagt die 43-jährige Ukrainerin. Das Projektteam ist mit seinem Ergebnis zufrieden. „Wir sind offen dafür, wenn sich überregional andere Kommunen unser Projekt abgucken wollen“, sagt Sönke Eichner.