Sieben Fakten zum Hilden-Clean-Team Sie räumen ehrenamtlich Hilden auf

Hilden · Seit rund fünf Jahren sagt das „Hilden Clean Team“ Zigarettenstummeln, Verpackungen und Co. in der Itterstadt den Kampf an. Die jüngste Aktion war in Kooperation mit den Stadtwerken die jährliche Kippensammlung, deren Ergebnis auf dem alten Markt präsentiert wurde. Sieben Fakten zu dem Verein, der in Hilden aufräumt.

 Bei den jüngsten Kippenwochen wurden rund 40 000 Zigarettenstummel gesammelt; Udo Höpfner schüttet einen Sammeleimer um.

Bei den jüngsten Kippenwochen wurden rund 40 000 Zigarettenstummel gesammelt; Udo Höpfner schüttet einen Sammeleimer um.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Auch die zweiten Hildener Kippenwochen waren wieder ein (trauriger) Erfolg für die fleißigen Helfer des „Hilden Clean Teams“. 13 Männer und Frauen sammelten gemeinsam mit zwölf Mitarbeitern der Stadtwerke in Hilden mehr als 40.000 Zigarettenstummel. Ziel war es, ein Bewusstsein nicht zuletzt dafür zu schaffen, dass jede Kippe bei Regen den Boden und damit das Grundwasser kontaminiert.

Wer ist das Hilden Clean Team? 2019 gründete Matthias Mustafovski das „Itter Clean Team“. Die Umbenennung erfolgte zwei Jahre später. Seit 2022 ist das „Hilden Clean Team“ ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Mustafovski initiierte das Unterfangen, weil er auf Spaziergängen vor allem entlang der Itter immer wieder viel Unrat wie Glasscherben und Metall und die damit verbundene Verletzungsgefahr sah. Der heutige Vorsitzende des „Hilden Clean Team“ Jürgen Dewes erinnert sich: „Die Umweltproblematik kam mit neuen Mitstreitern erst sukzessive dazu. Mehr und mehr haben wir uns nicht nur auf die Itter, sondern auch auf andere Bereiche konzentriert und gesehen, dass wilde Müllkippen überall zu finden sind.“ Anfangs kamen die Helfer vor allem aus dem eigenen Freundes- und Familienkreis, heute gehören der Facebook-Gruppe des Vereins 250 Personen an.

Zwar ist die Stadt für die Müllentsorgung zuständig. Doch gibt es Bereiche, die nicht in kommunale Verantwortung fallen – so etwa Landes- und Bundesstraßen (Straßen NRW), Bahnanlagen oder auch Gewässer. In manchen Bereichen findet Müllentsorgung nicht statt. Jürgen Dewes nennt stadtnahe Wälder wie die Lodenheide und Flächen rund um die Ohligser Heide. Auch die Bahn halte ihr Gelände, insbesondere Bahndämme, nicht konsequent sauber. Bei Flüssen sind die Zuständigkeiten gesetzlich überhaupt nicht geregelt: „Wir wissen vom BRW (Bergisch-Rheinischer Wasserverband), dass er nichts macht.“ Dewes: „Gerade in Städten, die an Flüssen liegen, haben die Leute das Bewusstsein entwickelt: Wenn etwas im Wasser landet, landet es irgendwann auch in den Weltmeeren.“

An Gesamtgewicht nimmt der Müll hierzulande jährlich immer weiter ab – das Phänomen des sogenannten Littering (die Vermüllung) des öffentlichen Bereichs verstärkt sich hingegen. Das ist der paradoxe Befund, zu dem Jürgen Dewes kommt. Ihm zufolge sind 80 Prozent des wilden Mülls Verpackungsmüll aus dem Takeaway-Gastronomiebereich. Lindenplatz und Gabelung sind besonders stark betroffene Orte.

 Das „Hilden Clean Team“ kooperiert mit der Initiative „RhineCleanUp“ (hier im Einsatz am Düsseldorfer Rheinufer).

Das „Hilden Clean Team“ kooperiert mit der Initiative „RhineCleanUp“ (hier im Einsatz am Düsseldorfer Rheinufer).

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Auch außerhalb der Innenstadt gibt es das Problem: „Bei einer unserer letzten Aktionen an der Lodenheide in der Nähe von ,McDonald’s’ ging ungefähr die Hälfte des gesammelten Mülls auf die Kosten von deren Kunden – obwohl wir nicht einmal auf ihrem Gelände gesammelt haben“. Dewes plädiert dafür, dass die Stadt an neuralgischen Punkten saisonale, mobile Mülltonnen aufstellt. Im vergangenen Jahr fragten mehrere Mitglieder bei der Stadt an, ob eine kommunale Verbrauchssteuer für Takeaway-Verpackungen in der Gastronomie eingeführt werden könnte. Die Verwaltung habe seinerzeit keine Empfehlung ausgesprochen; diesen Herbst soll das Thema im Stadtrat wieder aufgegriffen werden. Jürgen Dewes hat Verständnis für die zögerlichen Reaktionen, da die Rechtslage unklar ist. Derzeit läuft beispielsweise vor dem Bundesverfassungsgericht eine Klage von „McDonald’s“ gegen die Stadt Tübingen, die eine solche Verpackungssteuer eingeführt hat.

 Nicht zuletzt in Freizeitgebieten wie am Elbsee ist Müll oft ein Problem.

Nicht zuletzt in Freizeitgebieten wie am Elbsee ist Müll oft ein Problem.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Privat werde außerdem häufig Baumüll und Schutt entsorgt. Und dann ist da noch der illegal entsorgte Gewerbemüll. Dewes erinnert sich immer noch fassungslos an 30 Reifen, die mitten auf einem Parkplatz westlich des Bahnhofs abgelegt worden waren. Und außerhalb der Raststätte Ohligser Heide hat das „Clean Team“ einmal zehn Kanister Altöl gefunden, an einem anderen Ort Gerüstplanen von einer Baustelle.

Die monatliche Müllsammelaktion bildet das Rückgrat der Aktivitäten des „Hilden Clean Teams“. Sie findet in der Regel am letzten Sonntag jedes Monats statt; regelmäßig nehmen fünf bis 20 Personen teil. Der nächste Termin ist bereits am 23. Juni (11-13 Uhr, Treffpunkt: Knaak’s Büdchen am Lindenplatz).

Neben den „Kippen-Wochen“ bietet auch die Aktion „Düsselkrönchen“ die Gelegenheit, auf die Jagd nach einer ganz bestimmten Sorte von Müll zu gehen: Kronkorken liegen nicht nur überall herum, sondern können auch recycelt werden. Die Sammlung kommt wohltätigen Einrichtungen zugute. Sammelstelle in Hilden ist beispielsweise „Denns Biomarkt“ Am Kronengarten.

Das Hilden Clean Team
will in die Fläche gehen

Eine politische Ausrichtung hat das „Hilden Clean Team“ nicht. Jürgen Dewes: „Als Verein versuchen wir, uns politisch neutral zu verhalten.“ Natürlich freut sich das Team über Unterstützung seitens der Stadt wie zum Beispiel bei den „Kippen-Wochen“. Der Bauhof stellt regelmäßig Müllsäcke und Greifzangen zur Verfügung und holt den gesammelten Müll ab.

Insgesamt neigen die Leute nach Beobachtung von Jürgen Dewes immer weniger dazu, über den eigenen Tellerrand zu schauen und sich im Sinne der Gemeinschaft einzubringen: „Der Selbstbezug nimmt zu. Die Menschen nehmen das Problem des Mülls gar nicht richtig wahr. Unsere Ökonomie erzeugt nicht nur den Müll, sondern befördert auch den Individualismus.“ Dass sich viele Leute davor ekeln, in fremdem Müll herumzuwühlen, kann Dewes gut verstehen. Doch trotz allem legt das „Hilden Clean Team“ die Hände nicht in den Schoß. „Ich mache mit, um ein gutes Gewissen zu haben“, bekennt Dewes: „Schließlich habe ich unsere ökologische Katastrophe mitverursacht.“ Auch der Wunsch, die eigene Stadt schön zu halten, spiele eine Rolle. Die positiven Rückmeldungen der Hildener könnten ein weiterer Antrieb sein. So wurden „Clean Team“-Mitglieder bereits spontan zum Kuchenessen eingeladen oder bekamen zwei Euro Trinkgeld.

Das „Hilden Clean Team“hofft darauf, geeignetes Personal zu finden, um an Kindergärten und Schulen pädagogische Angebote machen zu können. Darüber hinaus werden aktuell Cleanup-Patenschaften initiiert. Im Rahmen solcher Patenschaften behalten eine oder mehrere Personen einen bestimmten Straßenzug im Auge und sammeln dort hin und wieder Müll. Jürgen Dewes: „Wir würden gerne in die Fläche gehen. Das werden wir im zweiten Halbjahr gezielt angehen.“ Wer mithelfen will, findet alle Informationen auf der Homepage des Vereins.