Warnstreik in Hilden Wie sich der Streik ausgewirkt hat
Hilden · Die Auswirkungen des Streiks im Öffentlichen Dienst bekamen die Menschen insbesondere im öffentlichen Nahverkehr zu spüren. Aber auch Kitas und das Hildorado waren betroffen. Verdi hat schon den nächsten Streik in Hilden angekündigt.
Tanja Mainka und Christian Stallmann sind stocksauer – schon wieder fahren keine Busse, schon wieder haben Rheinbahn-Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt: „Jetzt leiden die Menschen unter dem Streik, die auch nicht so viel verdienen und auf den Bus angewiesen sind“, sagt Stallmann. Er und seine Arbeitskollegin stehen an der Gabelung in Hilden, es ist vier Grad unter Null. Normalerweise nutzen beide täglich die Verbindung nach Erkrath, um dort zu arbeiten. Doch heute fährt kein Bus in diese Richtung. In die Firma kommen sie trotzdem: „Unser Arbeitgeber hat eine Fahrgemeinschaft organisiert“, erklärt Mainka. Mit einem Elektro-Auto sollen sie gleich abgeholt werden.
Tanja Mainka und Christian Stallmann sind zwei von vielen Rheinbahn-Kunden, die am Dienstag, 28. Februar, den ÖPNV nicht nutzen konnten. Aber nicht nur der Nahverkehr, auch andere Bereiche des öffentlichen Dienstes legten die Arbeit nieder. Die Gewerkschaft Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens 500 Euro. Die Arbeitgeber hatten eine Erhöhung von drei Prozent Ende 2023 und zwei Prozent Mitte 2024 über eine Laufzeit von 27 Monaten vorgeschlagen – plus Inflationsausgleichsprämie in zwei Raten von 1500 und 1000 Euro. Zu wenig, findet Verdi und hat nach den Streiktagen Mitte Februar nun zu weiteren Warnstreiks aufgerufen.
Das wirkte sich am Dienstag auch auf den Schwimmbetrieb aus: „Liebe Hildorado-Besucher, leider muss heute streikbedingt der öffentliche Badebetrieb komplett ausfallen. Ausgenommen hiervon ist der Besuch von Schulklassen und Vereinen. Die Kurse werden wir ebenfalls alle durchführen“, teilen die Stadtwerke am Dienstag auf Facebook mit.
Auch der Bauhof wurde bestreikt: Eine Warnbake versperrte am Dienstagmorgen die Einfahrt. Ein DinA4-Zettel klebte daran. „Der Wertstoffhof bleibt am 28. Februar 23 wegen Streik geschlossen“ war darauf zu lesen. Doch der Warnstreik hatte sich herumgesprochen, viele Hildener kamen nicht. Die Müllabfuhr gehört zum Bauhof, leerte aber trotzdem die Mülltonnen, da die Fahrzeuge von anderen Betriebsteilen unterstützt werden. Die Sperrmüllabfuhr lief ebenfalls ohne Einschränkungen. Auch die Innenstadt wurde gereinigt, die Bezirksreinigung war allerdings nicht besetzt. Laut Stadt wurden auf den Friedhöfen die angesetzten Beisetzungstermine durchgeführt beziehungsweise für den folgenden Tag vorbereitet, ansonsten herrschte eingeschränkter Betrieb. Nicht besetzt beziehungsweise geschlossen waren laut Stadt: Wertstoffhof, Straßenunterhaltung, Grünunterhaltung- und pflege sowie die Bauhofverwaltung.
Die S-Bahnen fuhren, aber die Regiobahn und damit der RE47 wurde bestreikt. Eine Verbindung pro Stunde fiel so am Bahnhof Hilden aus. Während der Großteil der Busse ausfiel, bediente die Rheinbahn die Linien 782 und 785 weiter. Jedoch fuhren die Busse teils unregelmäßig.
Beim Streik geht es auch
um die Qualität beim Personal
Die Krankenhäuser in Hilden und Haan wurden nicht bestreikt, da sie nicht von der öffentlichen Hand betrieben werden. Die städtische Kita Kunterbunt an der Lortzingstraße sowie die Kita Traumquelle waren am Dienstag geschlossen. In der Kita Rappelkiste an der Augustastraße gab es eine Notbetreuung.
Auch die OGS-Betreuung an der Astrid-Lindgren-Schule (ALS) wurde bestreikt. „Ich verstehe, wenn die Eltern wütend sind, wenn wir streiken, aber ich glaube auch, dass jeder der in der Situation wäre, auch so handeln würde“, erklärte eine Betreuerin des Offenen Ganztags an der ALS. Vielen geht es bei dem Streik auch darum, die Qualität des Personals zu sichern. „Wir ziehen den Streik durch, bis wir an unserem Ziel ankommen. Also mindestens, dass unsere Gehälter an die der Grundschullehrer angepasst werden“, erklärte Roman Sander, Erzieher der Kita Kunterbunt. Betreuer und Erzieher hoffen auf das Verständnis der Eltern. Die Streikenden des Verdi-Bezirks Düssel-Rhein-Wupper trafen sich in Wuppertal zu einer großen Demonstration, an der auch einige Hildener teilnahmen. „Ich verstehe, wenn die Menschen verärgert sind über unseren Streik, aber wir sind genauso verärgert“, betonte Tom Schumacher (24). Am Donnerstag wird erneut gestreikt (siehe Info).