Tag des offenen Denkmals in Hilden Stadtgeschichte am Denkmaltag hautnah erleben

Hilden · Am Tag des offenen Denkmals haben viele Hildener Einblicke in historische Gebäude erhalten, die sonst eigentlich nicht zugänglich sind.

Die Besitzerin des Kückeshauses an der Eisengasse, Ecke Schwanenstraße, Stefanie Breuers, präsentierte historisches Werkzeug.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der „Tag des offenen Denkmals“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, bundesweiter Beitrag zu den „European Heritage Days“, fand in diesem Jahr zum 30. Mal statt. Mehr als 5500 Denkmale in ganz Deutschland öffneten am Sonntag ihre Pforten, darunter auch solche, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind. In Hilden waren sechs historische Gebäude dabei, sowohl städtische als auch solche in Privatbesitz. Die Stadtführungen, die das Programm zum Denkmaltag abrundeten, fanden ebenfalls viele interessierte Zuhörer. Der ersten Runde „Durch das historische Hilden“ begegneten Besucher eher zufällig vor dem „Kückeshaus“.

Der Name leitet sich tatsächlich von „Küche“ ab, denn das Fachwerkhaus, das im 18. Jahrhundert an Stelle eines noch älteren Baus errichtet wurde, war ursprünglich das Armenhaus der evangelischen Kirchengemeinde. „Hier wurden die Truppen versorgt, die Armen mussten dafür arbeiten“, erklärt Stadtführer Reinhold Brüning. In der napoleonischen Zeit sei das Haus dann in staatliche Hand übergegangen. In den 1970er-Jahren kaufte die Familie von Stefanie Breuers den Fachwerkbau und restaurierte ihn. „Dieser Mut ist bemerkenswert“, findet Brüning, der auch an sonst Stadtführungen für die VHS anbietet. Stefanie Breuers empfängt die Teilnehmer der Stadtführung eine halbe Stunde später in ihren altehrwürdigen Räumen. Das Erdgeschoss wirkt wie ein Museum, originalgetreu eingerichtet und mit jahrhundertealten Werkzeugen bestückt. „Ich dekoriere immer nur für den Tag des offenen Denkmals, sonst wohnen wir hier“, verrät Stefanie Breuers.

Gegenüber des Kückeshauses befindet sich das Haus zum Schwan, ebenfalls ein Fachwerkbau und voller Geschichte. Das besondere dort sei, dass es 1976 komplett auseinander genommen und an den heutigen Platz umgesetzt worden sei, weiß Stadtführer Brüning. Ein paar Meter weiter an der Mittelstraße befindet sich ein original Bauhaus-Gebäude aus den 1930er-Jahren. Es ist Teil des „Nebeleck“ genannten Ensembles des aus Ostpreußen zugewanderten Bauunternehmers Carl Jacob Nebel (1831-1893).

Zum Abschluss der Führung lernen die Teilnehmer zwei der berühmtesten Söhne der Stadt kennen: Wilhelm Fabry (1560-1634), dessen Büste auf dem Marktplatz steht, und Leo Meyer (1891-1953), dessen Stele erst vor kurzem eingeweiht wurde. Der jüdische Getreide- und Futtermittelhändler war in den 1930er-Jahren von den Nazis drangsaliert worden, floh nach Belgien und bekam nach dem Krieg seine Besitztümer nicht zurück.

Zum Schluss gehen alle noch zum Fabry-Museum, denn zu diesem gehört die alte Kornbrennerei, eines der offenen Denkmäler. Von Museumsleiterin Sandra Abend erfahren wir, dass die Brennerei 1864 von einem Johann Peter Vogelsang gebaut worden und über 100 Jahre lang in Familienbesitz war. Erst 1979 sei sie aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt worden. „Das tolle ist, dass alle Maschinen noch in Bewegung gesetzt werden können, wenn auch heute elektrisch. So etwas gibt es sonst kaum noch“, sagt Sandra Abend. Über den Köpfen drehen sich die Umlenkräder mit den Transmissionsriemen, die früher von Dampfkesseln angetrieben wurden. Genaueres über dieses Stück Industriegeschichte und den Prozess der Schnapsherstellung lässt sich in dem vom Museums- und Heimatverein herausgegebenen Fachbuch „Die Historische Kornbrennerei“ (1995) nachlesen.

Torsten Schmitz aus Duisburg ist gerade mit dem Museum „durch“ und jetzt auf dem Weg zu den weiteren Etappen sein Tagesausflugs am Rhein: „Hat mir gut gefallen, im Ruhrgebiet ist ja nicht mehr so viel erhalten.“