Hilden verabschiedet Masterplan Integration
Freiwillige, Vereine und Verbände sollen Hilfesuchende als Paten begleiten. Zur Finanzierung hofft die Stadt auf Unterstützung von der Landesregierung.
Hilden. Keine andere Stadt im Kreis war auf die Flüchtlinge so gut vorbereitet wie Hilden. Das war das Verdienst von Sozialdezernent Reinhard Gatzke und seinen Mitarbeitern, und das hat Landrat Thomas Hendele bei dessen Verabschiedung hervorgehoben. Gatzkes letzte Tat vor seiner Pensionierung für Hilden ist ein Strategiekonzept für die erfolgreiche Integration der Flüchtlinge. Alle Fraktionen im Stadtrat stehen dahinter. „Mit diesem Fahrplan haben wir ein tragfähiges Fundament für ein gutes und friedliches Zusammenleben gelegt“, erklärte Gatzke.
Michaela Neisser, Stadt Hilden
Schon im Jahr 2005 habe Hilden als eine der ersten Städte in NRW ein Masterplan Integration beschlossen. „Diese Strukturen helfen uns heute, die sozialen und kulturellen Herausforderungen zu bewältigen, die der hohe Flüchtlingszugang mit sich bringt“, ist Gatzke überzeugt. Unschätzbarer Vorteil sei, dass in Hilden alle Hand in Hand arbeiten, damit Integration gelingt.
Er geht davon aus, dass Hilden bis Ende des Jahres rund 1100 Flüchtlinge aufgenommen hat. Sie sollen dezentral untergebracht werden. An der Herderstraße, Schalbruch und Breddert werden jeweils maximal 200 Flüchtlinge wohnen. Sie werden nicht mehr zentral aus dem Rathaus, sondern vor Ort von einem Team aus Sozialarbeitern, Hausmeistern und Nachtservice betreut. Mehr als 200 Bürger helfen dabei bereits. Diese Freiwilligen, Vereine und Verbände sollen die Hilfesuchenden als Paten begleiten und unterstützen. Das soll das städtische Integrationsbüro koordinieren. Das Familienbüro „Stellwerk“ kümmert sich um die individuellen Förder- und Unterstützungsangebote, das Sportbüro um Sportangebote für Flüchtlinge.
Integration durch Arbeit: Die Rotary-Stiftung qualifiziert Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt, zusammen mit dem Jobcenter und anderen Trägern. Ein Hildener Unternehmen will Flüchtlinge einstellen: ein Pionierprojekt, das von vielen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wird. Hilden ist eine der wenigen Kommunen, die noch über eine eigene städtische Wohnungsbaugesellschaft verfügt. Sie hat das nötige Know-how und wird deshalb beim Bau von günstigen Wohnungen die Schlüsselrolle übernehmen.
„Integration setzt persönliches Engagement voraus — von allen, die gemeinsam in einer Stadt leben“, erklärt Michaela Neisser, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt. Die Hilfesuchenden sollen Wertschätzung in ihrer neuen Umgebung erfahren. „Wir müssen ihnen schnell unsere Grundwerte aufzeigen und erklären“, heißt es in dem Masterplan: „Menschenwürde, Respekt und Toleranz, Gleichstellung von Mann und Frau. Religions-, Presse- und Meinungsfreiheit sind nicht verhandelbar (...) Für ein friedliches Zusammenleben ist die Akzeptanz unserer Grundwerte eine unverzichtbare Voraussetzung.“
Bei der Integration der Flüchtlinge komme den Bildungs- und Teilhabecoaches eine Schlüsselfunktion zu, erklärte Anne Gronemeyer (Grüne). Leider hätten diese engagierten Mitarbeiter aber immer noch befristete Verträge. Die Stadt müsse die Verträge entfristen, um sie nicht zu verlieren. Die „Wegweiser“ werden bis Ende 2017 von Bund und und Land bezahlt. Reinhard Gatzke hofft, dass die NRW-Landesregierung den Kommunen bald zusagt, die Teilhabecoaches dauerhaft zu finanzieren.