Thema Migration in Hilden Wenn Tiere flüchten müssen

Hilden · „Hallo, das ist ja eine Begrüßung, wenn ich die immer so hätte“, freute sich überrascht Bürgermeister Claus Pommer, als er die Klasse 3a der Wilhelm-Busch-Grundschule betrat. Die 19 anwesenden Schülerinnen und Schüler der Schildkröten-Klasse verhielten sich keinesfalls so zögerlich wie Schildkröten, sondern hatten einen tosenden Applaus zum Empfang verabredet.

Bürgermeister Claus Pommer liest den Kindern der Wilhelm-Busch-Schule aus dem Buch „Die Neuen“ vor.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Beifall galt der Bereitschaft des Bürgermeisters, an der Vorleseaktion für Grundschulkinder zum Thema Migration teilzunehmen und das Buch „Die Neuen“ von Susanne Isern und Sonja Wimmer vorzulesen.

Die Geschichte, die in der Tierwelt angesiedelt ist, nimmt Bezug auf das Thema Begegnung mit Neuem und Unbekanntem. Aufgrund der Umwidmung der Sporthalle am Weidenweg – die bereits längere Zeit nicht mehr als Sporthalle nutzbar war – zur Unterkunft für Geflüchtete, sind die Kinder zumindest mittelbar von den Konsequenzen der Migration betroffen.

Zwei Fassungen für das
Ende der Geschichte

Pommer nahm auf einer Art Lesethron, ausgeschlagen mit rotem, samtenen Tuch samt Hermelin-Borde, Platz: Fast zu seinen Füßen hatten die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer auf Gymnastikmatten Platz genommen. Klassenlehrerin Jennifer Ferenschild übernahm die Illustration der Lesung, indem sie die Bilder des Buches via Beamer präsentierte. „Als besonderen Clou bietet die Geschichte zwei alternative Schluss-Varianten, eine traurige und einmal ein Happy-End“, verriet Ferenschild.

In der Basis-Geschichte von „Die Neuen“ geht es um afrikanische Tiere, die gezwungen sind, ihren angestammten Lebensraum zu verlassen. Sie folgen dem Nordstern, müssen Berge sowie Wüsten überwinden und schließlich noch mit einem Boot ein Meer überqueren. So weit die Parallele mit vielen realen Flüchtlingsschicksalen. In einem Wald angekommen, stoßen die Neuen auf Alt-Eingesessene wie Bären, Wölfe, Füchse, Dachse, Igel, Eichhörnchen und Fische, die jedoch nicht begeistert von den Eindringlingen, die zudem überwiegend groß gewachsen sind, zeigen und sogleich zahlreiche Vorbehalte vorbringen. „Es gibt nicht genug Platz für alle“, quakte beispielsweise ein Frosch.

In der ersten Fassung werden „Die Neuen“ gezwungen, wieder ihr Boot zu besteigen und woanders ihr Überleben zu sichern. In der zweiten Fassung geraten allerdings die Alt-Eingesessenen in Not, denn ein fürchterlicher Waldbrand droht ihren Lebensraum zu zerstören.

Jetzt kehren „Die Neuen“ zurück und engagieren sich, den großen Brand zu löschen. Als versöhnliches Ende gestalten fortan Alt-Eingesessene und die Neuankömmlinge ihre Zukunft gemeinsam.

Anders als auf der realpolitischen Ebene musste Claus Pommer, was den Zuzug weiterer Geflüchteter nach Hilden anbetrifft, bei den Kindern keine Überzeugungsarbeit leisten. Auf gezielte Fragen von Jennifer Ferenschild reagierten die Kinder auf Flüchtlingsschicksale sehr reflektiert sowie empathisch. Viele konnten sich gut in die Situation, nahezu alles, was man hat, zurückzulassen und irgendwo ganz neu starten zu müssen, hineinversetzen.

Vorschläge für eine
bessere Eingewöhnung

Sie machten zudem zahlreiche Vorschläge, insbesondere Kindern die Eingewöhnung zu erleichtern. Die gingen vom Angebot, ein Gästezimmer Geflüchteten zu überlassen, über Spendenaktionen bis hin zum Freundschaften-Schließen, wobei Kinder offenkundig keine Sprachprobleme gelten lassen wollten. Gleich mehrfach wurden Beispiele genannt, wie sich Kinder in fremdsprachigen Urlaubsländern mit Zeichensprache hätten verständigen können. „Toll, wenn man solche Ideen hat“, lobte denn auch Bürgermeister Claus Pommer.

Auch die Klasse 4a, die Löwen-Klasse, plant in Kürze eine Spendenaktion, in deren Rahmen insbesondere Spielzeug für die Geflüchteten gesammelt werden soll. In der Schule soll die Willkommenskultur sichtbar werden. „So planen wir neben der Spendenaktion auch Girlanden, auf denen die geflüchteten Kinder in ihrer Heimatsprache willkommen geheißen werden“, so Klassenlehrerin Britta Behm.