Diekermühlenstraße Haans erste Fahrradstraße wird ein Jahr getestet
Haan · Die Diekermühlenstraße wird Haans erste Fahrradstraße: Daran können auch die Proteste von Anwohnern nichts ändern. Allerdings beschloss der Ausschuss für Umwelt und Mobilität in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich, das Projekt zunächst einmal als einjährige Testphase laufen zu lassen.
Ein Antrag der CDU, die die Halteverbote in der Straße auf die Zeit zwischen 7.30 und 16.30 Uhr – also den Zeiten des Schulverkehrs – beschränken wollte, wurde mit elf zu sechs Stimmen abgelehnt.
Der Frust bei den Anwohnern der Diekermühlenstraße saß tief. Eine Gruppe von Nachbarn hatte sich ins Rathaus aufgemacht, um dort noch einmal um den Erhalt ihrer etwa 40 Parkplätze zu kämpfen, die wegen der Einrichtung der Fahrradstraße weggefallen sind. Im Ausschuss für Umwelt und Mobilität argumentierten sie wortreich. Das größte Fahrradaufkommen gebe es jeweils 15 Minuten morgens bei Schulbeginn und nachmittags nach dem Unterrichtsende, berichtete ein Vertreter der Anwohnerschaft: Danach könne man den Fahrradverkehr „an den Fingern einer Hand abzählen“. Das seit 2017 geltende Durchfahrverbot zum Drosselweg werde von 99 Prozent aller Radfahrer konsequent ignoriert – und doch habe es in all der Zeit keinen Unfall gegeben.
Verschiedene Vorschläge zur Abmilderung
Meike Lukat (WLH) verwies auf den Parkplatz des Gymnasiums, der nicht einmal 100 Meter entfernt sei: „Dort gibt es 155 Parkplätze, die auch von den Anwohnern genutzt werden können“, sagte sie: „Das halte ich für zumutbar, auch wenn es bei einzelnen Schulveranstaltungen vielleicht einmal ein paar Stunden etwas enger werden könnte.“
Die Anwohner sahen das anders: Die Politiker, so hieß es, sollten bedenken, dass in der Straße eine Reihe älterer und gehbehinderter Menschen wohnten, die keine langen Wege zurücklegen könnten. Daraufhin kamen von verschiedenen Seiten mehrere Vorschläge, die die Auswirkungen der Fahrradstraße „abmildern“ sollten. Jörg Dürr (SPD) brachte die Idee eines „Shared Space“ ins Spiel – eine Planungsidee aus den Niederlanden, die auf Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer beruht. Die CDU plädierte dafür, eine Art zeitliche Begrenzung (für die Schulzeiten) zu schaffen, damit die Anwohner wenigstens zu den schulfreien Zeiten in ihrer Straße parken könnten.
All diese Bedenken und Anregungen konnte Guido Mering für die Stadtverwaltung zwar nachvollziehen – der Tiefbauamtsleiter gab jedoch zu bedenken, dass mit jeder Einschränkung oder Veränderung der Charakter der Fahrradstraße verändert beziehungsweise verwässert werde. „Rechtlich möglich wäre da sicher so einiges“, räumte Mering ein. Aber es habe ja auch Gründe für die Einrichtung der Fahrradstraße gegeben. Mehrheitlich (gegen die Stimmen der CDU) angenommen wurde am Ende der Antrag der WLH, die Fahrradstraße wie geplant umzusetzen, das Ganze aber zunächst auf ein Jahr Testphase zu begrenzen, um danach die gesammelten Erfahrungen für eine Neubewertung nutzen zu können.
Das Land strebt Radverkehrs-Anteil von 25 Prozent an
Mit der Ausweisung der Diekermühlenstraße als Fahrradstraße liegt die Stadt Haan auch auf einer Wellenlänge mit einer landesweiten Bewegung. So hat die vom „Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club NRW“ maßgeblich mit initiierte Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“ mit mehr als 200.000 Unterschriften große Wirkung gezeigt: Am 1. Januar dieses Jahres trat das „Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz NRW“ in Kraft.
Es war die erste Volksinitiative, der durch den Landtag einstimmig zugestimmt wurde. Ann-Kathrin Schneider, Bundesgeschäftsführerin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) kommentierte das seinerzeit mit den Worten: „Durch den unermüdlichen Einsatz des ADFC und tausender Radfahrer und Zufußgehender ist Nordrhein-Westfalen das erste Flächenland mit einem Mobilitätsgesetz.“ Auf dem Weg zu 25 Prozent Radverkehrsanteil habe sich das Land Nordrhein-Westfalen viele gute Ideen vorgenommen, nun müsse es an die schnelle Umsetzung gehen.