Hilden Jazztage locken Musikliebhaber nach Hilden
Hilden. · Bei „Jazz im Park“ spielen Woodhouse und das Jermaine Landsberger Trio im Park von Haus Horst.
Sehr positiv lautet die Zwischenbilanz von Peter Baumgärtner zu den 24. Hildener Jazztagen, die der Musiker und Festival-Macher als künstlerischer Leiter verantwortet. Konsequentermaßen übernimmt er auch am Donnerstag die Verantwortung für die erst am Morgen getroffene Entscheidung, die Konzerte von Woodhouse sowie dem Jermaine Landsberger Trio im idyllischen Park-Grün und nicht in eintönigen Grau des überdachten Parkplatzes stattfinden zu lassen. Das zahlreiche Publikum verzeiht ihm die zwischenzeitlichen Regenschauer, die jedoch der guten Stimmung insgesamt nichts anhaben können. Begeistert applaudierend rückt es unter der dichten Krone der Rotbuchen-Farnbuchen-Kreuzung zusammen oder spannt vorsorglich mitgebrachte Regenschirme auf.
Für Freunde traditioneller Jazz-Sounds wie New Orleans oder Swing bietet Woodhouse den idealen Einstieg. Seit 66 Jahren lässt die Formation, deren Gründungsmitglieder einst in einem Mülheimer Holzhaus zusammenkamen, musikalisch Mississippi und Ruhr zusammenfließen und konnte auch schon illustre Gäste wie Paul Kuhn, Bill Ramsey, Gitte Haenning, Helge Schneider oder Till Brönner in ihren Reihen begrüßen. Die Jazz-Klassiker hatte Schlagzeuger Rolf Drese dezent mit moderneren Arrangements aufpoliert und bringen zahlreiche Füße zum Mitwippen.
Gaby Goldberg gelingt es, eine intime Stimmung zu zaubern
Das atmosphärische i-Tüpfelchen liefert jedoch Sängerin Gaby Goldberg, der es mit ihrer besonderen Phrasierungskunst gelingt, trotz verhaltener Stimme im Open-Air-Areal eine intime Stimmung wie in einem Jazz-Club zu verbreiten. Klassiker des American Songbook wie „Don`t Get Around Much Anymore“, „Almost Like Being in Love“ oder George Gershwins Klassiker „They Can`t Take That Away From Me“ bescheren Band und Vokalistin regelmäßig begeisterten Applaus. Ohne eine Zugabe dürfen Woodhouse und Gaby Goldberg nicht von der Bühne.
Ein Schwergewicht, zweifelsohne auch in musikalischer Hinsicht, ist Pianist Jermaine Landsberger. Der Pianist mit Sinti-Wurzeln, 1973 im Niederbayerischen geboren, katapultiert sich selbst in seiner kraftstrotzenden und dennoch technisch perfekten Spielweise immer wieder vom Klavierhocker. Er hat nicht nur seine exzellenten Kollegen Martin Gjakonowski (Kontrabass) und Matthias Gmelin (Schlagzeug) mitgebracht, sondern auch Sandro Roy. Der Violin-Virtuose, der mit seiner Spielkunst auf höchstem Niveau in Klassik und Jazz gleichermaßen zuhause ist, intoniert Kompositionen von Django Reinhardt mit swingend lyrischem Schmelz wie einst Stephane Grapelli. Edith Piafs Chanson-Klassiker „La Vie en rose“ intoniert er feurig glutrot und rockt klanglich innovativ auf den vier Saiten wie einst Jerry Goodman von The Flock. Auch „Las Olas“ von Jaco Pastorius surft auf einer Welle, die Sinti-Sentiment und jazzige Experimentierfreudigkeit bestens vereint. Das Konzert-Publikum ist hellauf begeistert.