Haan Grundschule: Denkzettel fruchten

Haan. · Immer weniger Eltern bringen ihre Kinder in Haan mit dem Auto direkt bis vors Schultor.

Aktion der Gemeinschaftsgrundschule Unterhaan. Selbstgemalte Denkzettel – wie dieser – werden an Verkehrssünder auf der Straße Steinkulle verteilt.

Foto: GGS Unterhaan

Es war eine der eindrucksvollsten Verkehrserziehungs-Aktionen der vergangenen Jahre in Haan. Mehrere Wochen im Sommer verteilten Schüler der Grundschule Steinkulle selbst gebastelte „Denkzettel“ vor dem Schultor an Autofahrer. Auf denen standen Botschaften, wie „Wir können selber laufen“, oder „Wir sind nicht aus Zucker. Wir wollen keine Unfälle“.

Den Hintergrund hatte Schulleiterin Alexander von Kuenheim kurz zuvor auf den Punkt gebracht: „Wir können froh sein, dass noch nichts Schlimmeres passiert ist“, sagte die Rektorin. „Wenn die einen Eltern in die Sackgasse hinein fahren, die anderen gerade drehen und die Dritten auf dem Rückweg sind, können Sie sich ungefähr vorstellen, wie eng es dort zugeht. Und zwischen all den rangierenden Fahrzeugen müssen Kinder, die zu Fuß unterwegs sind, über die Straße gehen. Das ist auf Dauer nicht tragbar.“

Die Grundschulkinder können
zwei Ecken vorher aussteigen

Solche Denkzettel gab es für „Verkehrssünder“ auf der Straße Steinkulle.

Foto: GGS Unterhaan

Die Schule liegt in einem Wohngebiet – es wäre also kein Problem, die Kinder ein oder zwei Ecken früher aussteigen zu lassen. Sie könnten über den Bürgersteig die letzten Meter bis zur Schule gehen. Weil aber immer wieder Eltern meinten, unbedingt bis zur Eingangstreppe vorfahren zu müssen um ihr Kind dort aussteigen zu lassen, war die kleine Sackgasse zu den Stoßzeiten einfach überlastet. Die Teilnehmer des Kinderparlaments entwickelten gemeinsam einen tollen Plan: Die Schüler malten bunte und schön gestaltete Denkzettel, die sie an die Eltern verteilten, wenn diese ihre Kinder bis vor die Schule fuhren.. Von Kuenheim kündigte das damals so an: „Ich werde irgendwann in den nächsten Tagen jeweils mit einer Klasse und der Klassenlehrerin, ausgestattet mit Warnwesten, Schildern und von den Kindern angefertigten Flyern, am Straßenrand stehen. Die Tage sind den Eltern nicht bekannt. Kommt ein Fahrzeug zum Stehen und setzt ein Kind vor der Schule ab, verteilen die Kinder ihre „Denkzettel“. Und dann hoffen wir auf einen nachhaltigen Effekt.“

Der hat sich tatsächlich eingestellt – und das nicht nur, weil auch die Polizei die Aktion mit eigenen Kräften begleitete. „Ich stelle wirklich fest, dass bei den Eltern der Klassen zwei bis vier ein Umdenken stattgefunden hat“, berichtet die Schulleiterin auf Anfrage. Anstatt die Kinder mit dem Auto gnadenlos bis vor den Eingang zu bringen, hätten sich Väter und Mütter zusammengetan, um die letzten Teil des Schulwegs gemeinsam mit den Kindern zu Fuß zurückzulegen. „Das funktioniert hervorragend“, lobt Alexa von Kuenheim. Nur in wirklich notwendigen Situationen werde das Kind auf die letzte Strecke mit dem Auto gebracht.

Gleichwohl muss noch einmal nachgearbeitet werden, wie die Schulleiterin betont: „Die Eltern der neuen Erstklässler hatten die Aktion damals nicht mitbekommen“, berichtet sie. Die müssten jetzt dazu quasi nachgeschult werden: „Wir werden gleich nach den Weihnachtsferien noch einmal Denkzettel an diese Gruppen verteilen“, kündigt die Pädagogin an.

Der ADAC lobt die Aktion
der Grundschule

„Es ist paradox“, sagt Thomas Moss vom Fachverlag der Deutschen Verkehrswacht. Denn eigentlich erhoffen sich Eltern mit ihrem Handeln mehr Sicherheit für ihre Kinder. Als „Taxi Mama“ provozierten sie aber das Gegenteil. Dabei birgt die Mitfahrt in einem Auto laut ADAC ein noch größeres Risiko für Kinder zwischen sechs und neun Jahren als die Fortbewegung mit jedem anderen Verkehrsmittel. Daher seien Aktionen wie die an der Grundschule in Haan genau richtig, befand der ADAC. Schulleiterin von Kuenheim glaubt fest an die Einsicht auch der Eltern der jetzigen Erstklässler: „Die Aktion hat bisher so nachhaltig funktioniert“, sagt sie: „Das wird auch bei der jetzigen Gruppe Eindruck machen.“