In der Kulturszene brodelt es
Aus Spargründen hat die Stadt den Vertrag mit dem Verein „Nostromo“ gekündigt. Damit verliert das „Area 51“ Organisator Peter Brack.
Hilden. Es brodelt in der freien Kulturszene in Hilden. Künstler drohen bereits damit, der Stadt Hilden den Rücken zu kehren. Der Grund für die Aufregung: Peter Brack vom Veranstaltungsdienstleister „Nostromo“, der seit bald 20 Jahren im Auftrag der Stadt Rock-Konzerte und Kabarettabende organisiert und dabei von einem jungen Team unterstützt wird, soll diesen Job nicht länger machen.
Das sei „eine Spar-Idee der Jugendförderung“ gewesen, erklärt Bürgermeisterin Birgit Alkenings: „Die hat überlegt, wie am wenigsten inhaltliche Einschnitte nötig sind, aber trotzdem gespart werden kann.“ Also soll die „outgesourcte Dienstleistung (von Peter Brack und Team) zukünftig durch bereits bei der Stadt beschäftigte Mitarbeiter erbracht werden und das bisher für diese Dienstleistung gezahlte Geld — 4800 Euro pro Jahr — gespart werden.“
Brack ist zutiefst enttäuscht. Für gerade einmal 399 Euro pro Monat — einen Minijob — hat er seit der Eröffnung des „Area 51“ gearbeitet.
„Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Nach 20 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit jagt man uns wie leidige Kostgänger vom Hof, obwohl wir schon die Zusage für die Planung 2017 hatten“, sagt der Veranstalter. Er stammt aus der alternativen Szene in Hilden und hat schon in den 90er Jahren an diversen Jugend-Kulturangeboten mitgewirkt. Das „Area 51“ hat er seit der Planung begleitet und dort ein Kulturprogramm organisiert, das viele Fans hat. Es besteht aus (Punk-)Konzerten und Kabarettabenden. Das Besondere daran: „Viele bekannte Kabarettisten sind hier für wenig Geld aufgetreten und haben in Hilden ihr neues Programm getestet.“ Dank Bracks guter Kontakte, glaubt nicht nur er.
Birgit Alkenings, Bürgermeisterin
Hinzu kamen etliche Benefizkonzerte. Jürgen Drewes ist einer der Benefiz-Veranstalter, die mit Brack seit langem zusammenarbeiten: „Schlimm“ nennt er den Vorgang.
„Wenig Geld“ war wichtig, denn der Etat für die alternative Kultur im „Area 51“ fällt mit „6000 Euro pro Jahr, manchmal auch etwas mehr“ , so Brack, eher bescheiden aus.
Mehr Geld will die Stadt auch nach der Kündigung von Peter Brack nicht in die Hand nehmen. „Die Veranstaltungsreihe soll fortgeführt werden“, bestätigt Bürgermeisterin Alkenings. „Der Etat bleibt unverändert bestehen.“ Ob das funktioniert, darf bezweifelt werden. Zahlreiche Kabarettisten (Thilo Siebel, Anny Hartmann, dat Rosi) haben bereits ihren Ärger und ihre Solidarität mit Peter Brack und „Nostromo“ bekundet und angedroht, künftig wegzubleiben. So schreibt etwa der Kabarettist Jens Neutag an die städtische Mitarbeiterin, die Brack 2017 ersetzen soll: „Das Area 51 ist ohne Nostromo nicht der Ort, an dem ich gastieren möchte, denn es würde sich für mich falsch anfühlen.“ Die Stadt hofft, so Birgit Alkenings, dass das junge Team von „Nostromo“, das „bisher ehrenamtlich an Theke und Einlass geholfen hat, dies weiter tun wird.“ — Peter Brack hat bereits zahlreiche E-Mails von diesem Team erhalten, die nicht danach klingen.
In den sozialen Netzwerken schließlich befürchten treue Fans des „Area 51“ das Ende der Punk-Live-Konzerte. Bei der Stadt herrscht vorerst Gelassenheit. Das Programm für 2017 steht bis Mai, organisiert von „Nostromo“. Und falls die Punk-Bands und damit deren Fans wegbleiben sollten, „dann kommen neue Leute. Das ist auch ok“, sagt Alkenings.