Internat wird zur Asylunterkunft
Die Stadt hat ein weiteres Gebäude der ehemaligen Finanzschule hergerichtet. Rund 100 Flüchtlinge sollen im September kommen.
Haan. Die Mauern sind 100 Jahre alt und haben schon viel gesehen: Kranke wurden hier im ersten Haaner Krankenhaus gepflegt. Dann büffelten 50 Jahre junge Beamte Steuerrecht dort. Und jetzt sollen ab September bis zu 100 Flüchtlinge in das „Haus Rheinland“ der ehemaligen Landesfinanzschule an der Kaiserstraße einziehen. 17 Quadratmeter sind die ehemaligen Krankenzimmer groß. Darin stehen zwei einfache Betten und ein Schrank. Dazu gibt es von Sozialhausmeister Dieter Schauf Bettzeug und eine Küchen-Grundausstattung. Denn die Asylsuchenden bereiten ihr Essen selbst zu. In zwei anderen Gebäuden auf dem Gelände — „Haus Westfalen“ und „Seminargebäude“ (direkt an der Kaiserstraße) — leben bereits 101 Asylbewerber.
Die Herrichtung des ehemaligen Internats für Flüchtlinge war schwierig und aufwendig, berichtet Janine Preuß-Sackenheim vom städtischen Gebäudemanagement.
„Haus Rheinland“ ist ziemlich verschachtelt und verfügt über fünf Geschosse in drei Gebäuden mit Einzel- und Doppelzimmern. Das gesamte Gebäude lässt sich nicht mehr nutzen: „Es können nur die unteren vier Geschosse in zwei von vier Gebäudeteilen ertüchtigt werden. Der restliche Teil des Hauses ist nicht mehr wirtschaftlich auf den brandschutztechnisch notwendigen Stand zu bringen.“ Weil die vorhandenen Sanitäranlagen überwiegend in dem Gebäudeteil lagen, der nicht mehr genutzt werden kann, mussten pro Geschoss neue WC und Duschen für beide Geschlechter, eine Gemeinschaftsküche, ein Waschmaschinen- und Trockenraum sowie ein Gemeinschaftraum eingerichtet werden. Ins Erdgeschoss ist bereits das Sachgebiet Beistandschaften, Pflegschaften und Vormundschaften des Amt für Jugend, Soziales und Schule mit drei Mitarbeitern eingezogen. „Im historischen Rathaus herrscht Platznot“, erläutert Bürgermeisterin Bettina Warnecke: „Auch weil wir Arbeitsplätze für die Betreuung der Flüchtlinge brauchen.“ Da habe es sich angeboten, die drei Kollegen im „Haus Rheinland“ unterzubringen.
Die Herrichtung des Gebäudetraktes wird mindestens 600 000 Euro kosten und 100 Bewohnern Platz bieten. Allein auf den Brandschutz entfallen 180 000 Euro. Doch der Stadt Haan bleibt nichts anderes übrig, als schnellstens weitere Unterkünfte für Flüchtlinge herzurichten. Denn im September wird die Bezirksregierung Arnsberg 100 Asylsuchende in die Gartenstadt schicken, hat sie der Bürgermeisterin bereits mitgeteilt. 50 sollen in das hergerichtete Haus Rheinland einziehen, 50 in das ehemalige Rockwell-Bürogebäude in Gruiten, das die Stadt gekauft und umgebaut hat.
Haan kann die ehemalige Landesfinanzschule seit 2015 nutzen. Der Vertrag mit dem Land läuft zunächst drei Jahre und hat eine Option auf Verlängerung. Der Eigentümer verlangt zwar keine Miete. Doch die Nutzung kostet die klamme Stadt viel Geld: 220 000 Euro im Jahr allein für Strom und Wasser, 135 000 Euro für die Instandhaltung, 600 000 Euro allein für die Herrichtung von Haus Rheinland. Und das ist noch nicht alles. Preuß-Sackenheim hat die Politik bereits darauf hingewiesen, dass noch in diesem Jahr die Mittelspannungsanlage und die Transformatoren erneuert werden müssen. Für geschätzt 52 000 Euro, sagt der Bundesliegenschaftsbetrieb NRW.
Ute Eden, Leiterin des städtischen Gebäudemanagements, will noch versuchen, diese Summe zu drücken — indem nur das Allernotwendigste gemacht wird. Die Stadt Haan kann allerdings nicht schalten und walten wie sie will, sondern muss zu jeder Umnutzung und baulich-technischen Änderung die Zustimmung des BLB NRW als Eigentümer einholen.