Jedes fünfte Kind braucht Hilfe
Einrichtungen in Hilden arbeiten zusammen, um der Kinderarmut vorzubeugen.
Hilden. „Eigentlich sind alle Angebote vorhanden. Sie werden nur zu wenig genutzt“, fasst Ute Belz die Situation in Hilden beim 2. Fokustag zur Kinderarmutsprävention zusammen. Sie ist Koordinatorin des Projekts „Pro-Te-Kt“, das es seit August 2011 gibt, und das durch zielgerichtetes, gemeinsames Zusammenwirken verschiedener Einrichtungen versucht, armen und von Armut bedrohten Kindern zu helfen. Zusammengefasst ist dies jedes fünfte Kind in Hilden.
Wichtiger Bestandteil bei Pro-Te-Kt sind die sogenannten Mittler. Sie sehen optimalerweise, welches Kind bedürftig ist und vermitteln schnell zielgerichtete Hilfe. Etwa 50 dieser „Begleiter, Betreuer und Paten“, wie Belz die Mittler auch nennt, sind bereits im Einsatz und „zum Erfahrungsaustausch miteinander in einem Netzwerk verbunden“.
Ein wichtiges Ziel des Aktionstages ist es, die Protagonisten noch besser miteinander bekanntzumachen und weitere Mittler zu finden. Optimalerweise unter sozial engagierten Schülern wie Christiane (14), Ann (12) und Heike (13). „Eine Handvoll Mittler an jeder Schule wären ein großer Erfolg“, sagt Belz.
„Im Vorfeld des Fokustages hatten wir Beratungsstellen, Nachhilfeinstitute, Kindergärten und Schulen angeschrieben“, sagt Nora Spiller. Viele folgten der Einladung zu Vorträgen und anschließender Podiumsdiskussion. Als Mitarbeiterin des Familienbüros Stellwerk betreut Spiller seit 2012 mit drei Kollegen etwa 140 Familien. Und sie benennt ein heikles Problem: Kinder von Eltern, die kein Hartz IV bekommen, aber in ihrem Job zu wenig verdienen, haben kein Geld für beispielsweise einen Schulausflug. Auf Nachfragen kommen oft Ausreden, erst in persönlichen Gesprächen erfährt sie, dass es schlicht am Geld fehlt.
Die Mittler können in solchen Fällen auf das Bildungspaket verweisen. Außerdem gibt es den Sozialfonds der Stadt, aus dem „auf kurzem Dienstweg“ geholfen werde, wie Spiller sagt. 2013 wurde bereits bei etwa 30 Anfragen geholfen — von der Bezuschussung einer Kirchenfreizeit bis zum Geld für Schulmaterialien.
Mit im Pro-Te-Kt-Verbund ist unter anderem die Schuldnerberatung des SKFM. 420 Beratungen nahmen Geschäftsstellenleiter Hubert Bader und seine Kollegin Iris Peters 2012 vor. Erschreckend ist, dass „immer mehr junge Leute in die Beratung kommen. Dass die 20 000 Euro Schulden haben, ist keine Seltenheit“, weiß Claudia Brodmann aus der Schulden-Prävention: „Es ist sehr leicht Geld auszugeben. Und wer den Umgang mit Geld nicht gelernt hat, verliert schnell den Überblick über seine Ausgaben.“
2012 fand der erste Fokustag Kinderarmutsprävention statt. „Seither ist es uns gelungen, Kinderarmut zum Thema zu machen. Es gibt viele, die mit ihren Angeboten helfen wollen“, sagt Belz. Mehr zu Pro-Te-Kt im Internet.
www.bildung-hilden.de