Einblick: Berufswelt im Klassenzimmer
Schüler der Fabry-Realschule lernen in einem Parcours diverse Arbeitsfelder kennen.
Hilden. „Fertig!“ „Ich auch!“ „Hier auch!“ Im Sekundentakt rufen die Schüler in den Raum. Die Zeit wird gestoppt, eifrig notieren die Schüler sie in ihren Heften. Die anderen Schüler scheinen davon nichts mitzubekommen, konzentriert sitzen sie an ihren Tischen. In den Händen halten sie Schraubendreher, Pinsel und Bohrer. Ein ungewöhnliches Bild für ein Klassenzimmer, aber es ist auch eine besondere Woche für die achten Klassen der Wilhelm-Fabry-Realschule.
An drei Tagen in Folge macht dort der mobile Berufserprobungsparcours Station. Was zunächst abenteuerlich klingt, hat einen ernsten und nützlichen Hintergrund: Die Schüler sollen einen praktischen Einblick in die Berufswelt bekommen. Der Parcours besteht aus 14 bis 18 Stationen, an denen die Schüler in kleinen Aufgaben ihre Fähigkeiten testen sollen.
Die Berufe, aus denen die Aufgaben kommen, sind vielfältig. So umfasst der Parcours die Berufsfelder Elektronik, Holz, Metall, Farbe, Büro und Dienstleistung. „Der Fokus liegt auf praktischen Fähigkeiten, sie bilden die Grundfähigkeiten der Ausbildungsberufe, und dafür wollen wir die Schüler begeistern“, sagt Schulleiterin Sabine Klein-Mach.
Die Schüler müssen diverse Aufgaben erfüllen, mit denen sie sonst nicht in Berührung kommen. So montieren sie an einer Station Elektrokabel, an einer anderen verlegen sie Parkettboden, oder sie versuchen, präzise zu sägen. Aber auch alltägliche Herausforderungen werden im Parcours geübt, etwa einen Überweisungsschein auszufüllen.
Anhand einer simplen Aufgabenstellung müssen die Achtklässler in der Lage sein, die Anforderungen zu erfüllen. Dafür haben sie fünf Minuten Zeit — nicht viel, um sich in eine fremde Thematik einzuarbeiten. Das erfordert eine hohe Konzentration von den Schülern. „Es sicherlich anstrengend, aber die Realität sieht nun einmal so aus“, sagt Dorothee Mittelbach-Weichler, Mitarbeiterin der Gemeinnützigen Jugendwerkstatt Hilden und Betreuerin des Projektes SAB (Schule — Ausbildung — Beruf), die den Parcours entwickelt hat.
Rund 90 Schüler durchlaufen den Parcours pro Durchgang, mit fast durchweg positiver Resonanz: „Die Schüler würden das gern öfters machen. Ein Schüler erzählte, er hätte ein paar der Aufgaben auch in seinem Vorstellungsgespräch lösen müssen“, sagt Mittelbach-Weichler. Sichtlich zufrieden ist auch Lucas Steen. Der 14-jährige Fabry-Schüler hält den Parcours für sinnvoll, um eigene Stärken und Schwächen herauszufinden: „Besonders Spaß gemacht hat mir das Bohren, das hat mir mein Vater schon beigebracht. Der ist Handwerker. So etwas könnte ich mir auch vorstellen.“ So eine Art von begründeter Berufswahl wünscht sich Sabine Klein-Mach für alle ihre Schüler.