Kinderfest begeistert mehr als 100 Besucher
Das vielfältige Programm an der Emir-Sultan-Moschee reicht von Gospel bis hin zu Karate.
Hilden. Hausherr Erhan Akyol ist überall. Eben noch hat er Bürgermeisterin Birgit Alkenings verabschiedet. Jetzt führt er die türkische Vizekonsulin Gülvesim Seremet zu einem Stand, der sich unter all den Salaten, Pasteten, Kuchen, Pizzen und Aufläufen durchzubiegen scheint. Dann wieder begrüßt er Ersin Özcan, den Vorsitzenden von Ditib Nordrhein-Westfalen, der das Hildener Internationale Kinderfest an der Emir Sultan Moschee in den blauen, nur von gleißenden Sonnenstrahlen durchzogenen Himmel lobt: „So muss Integration sein!“ Mehr als 1000 Gäste hatten gestern einen einzigartigen Nachmittag, bei dem sich alle von ihrer allerbesten Seite zeigten. „Gratulation zu diesem gelungenen Fest“ heißt auf Türkisch „Baar’l’ bir parti tebrikler“.
Wenn etwas so leicht aussieht, steckt meist jahrelanger, unermüdlicher Einsatz dahinter. Christian Meyn-Schwarze vom Mobilen Mitmachzirkus Hilden war mit seinen Diabolos, chinesischen Jonglage-Tellern, Gymnastikbändern und Zirkusleitern bereits zum sechsten Mal Teil dieses Kinderfestes. „Ich habe gesehen, wie sich die Veranstaltung gewandelt hat — von einem türkisch-deutschen Kennenlernen hin zu dem echt internationalen Fest, das es heute ist.“ Und wenn dann 60 Prominente, deutsche wie türkische wie internationale, am Schwungtuch versuchen, einen Ball in Bewegung zu halten, dann ist das mehr als eine simple Gymnastikübung. Da feiern Nachbarn zusammen, die sich weder durch Weltpolitik noch durch populistische Parolen auseinander bringen lassen.
Der Schlüssel zu Hirn und Herz — das sind die Kinder — und die Kultur. Vor der Fahrertür von Gerd Hölterhoff zum Beispiel sind alle Jungs gleich — kleinklaut. „Klar, darfst Du einsteigen, aber nicht mit dem Eis“, sagt der Polizeihauptkommissar streng. Stolz nehmen die Dreikäsehochs Platz am Lenkrad und sind in Gedanken schon in der nächsten Verbrecher-Verfolgung. Da ist es zumindest vorausschauend, dass die Schalter für Blaulicht und Sirene so weit als möglich abgeschaltet sind. Auch wenn es in der Vergangenheit auch schon mal Kinderschuh-Abdrücke auf dem Armaturenbrett gegeben haben soll, hält Hölterhoff dem Kinderfest die Treue: „Ich bin zum 15. Mal hier.“
Während Sahin Ince vom Shotokan Karate Dojo Satori Hilden mit seinen Kindern einige Selbstverteidigungsübungen zeigt, erzählt die Leiterin der Hildener Musikschule, Eva Dämmer, wie es zu dem ersten gemeinsamen Auftritt mit Nicolin aus Albanien gekommen ist: „Unsere Trommlergruppe übt in der Grundschule Elbsee und ist einfach mal zu den Flüchtlingen hinüber gegangen. Alle kamen aus ihren Räumen und schließlich holte der Albaner seine Gitarre und sang. Spontan war ein Kontakt entstanden. „Es war immer mein Wunsch, dass man sich über die Musik gegenseitig inspiriert“, sagt Eva Dämmer. Nun trommeln sie zusammen — Deutsche und Flüchtlinge, jeden Montag, 18 Uhr. Es kann jederzeit dazukommen, wer auch mal auf die Pauke der Integration hauen will. Und dank der Emir Sultan Moschee an der Otto-Hahn-Straße sind gestern wieder neue Kontakte entstanden.