Koffer für Lebensreise ist gepackt

Bei einem Projekt der katholischen Kitas packen Eltern Symbolisches für ihre Kinder ein.

Foto: Stephan Köhlen

Haan. Der lange Tisch hat ein bisschen was von einem unsortierten Trödelstand. Unzählige Gegenstände liegen willkürlich darauf herum: Schneebesen, ein Miniglobus, Taschenlampen, ein kleines Vogelhäuschen, Matchbox-Autos, Playmobilmännchen, ein Brille, Postkarten, Pinsel, ein Kreuz. Kathrin Schnepel ist eine von fünf Müttern, die sich alles genau anschaut, Dinge in die Hand nimmt, sie fühlt, dreht, vielleicht wieder zurücklegt oder auch in einen kleinen braunen Koffer packt. So wie zwei Ballettschühchen.

„Die packe ich für unsere fünfjährige Tochter Hanna ein. Die Schläppchen sollen nicht für eine außergewöhnliche Ballettkarriere als Prima Ballerina stehen, sondern sie haben für mich einen anderen Symbolwert: viele Tänzerinnen haben blutige Zehen, aber machen weiter, weil sie an sich und ihren Erfolg glauben. Ich wünsche Hanna mit diesen Schuhen, dass sie, auch wenn es Schwierigkeiten im Leben gibt, sich nicht aufgibt, sondern weitermacht und für das kämpft, was sie erreichen möchte.“

Barbara Barlage hat den Koffer für Tochter Charlotte bereits gefüllt. Museumspädagogin Irina Wistoff ordnet die Gegenstände so an, dass möglichst alle von oben sichtbar sind. „Wir fotografieren jeden Kofferinhalt für die Eltern. Die fertigen dann dazu noch eine Liste mit den ausgewählten Gegenständen und deren Symbolik an. Später wird es von allen fotografierten Koffern noch eine Ausstellung geben.“

Barbara Barlage ist es ganz wichtig, dass eine kleine Papiertüte mit dem Wort „Gesundheit“ gut zu erkennen ist. Die hat Charlottes Vater ihr mitgegeben. Barbara Barlage selbst hat einen Wecker hineingelegt und ein paar bunt angemalte Steine. „Der Wecker steht für die Kostbarkeit der Zeit, ich wünsche meiner Tochter einen sorgsamen Umgang damit und viel Zeit für die schönen Dinge im Leben. Und die Steine bedeuten, dass Charlotte nicht daran verzweifeln soll, wenn das Leben holperig verläuft und einen Weg findet, damit umzugehen.“ „Ein Koffer für das Leben“ gibt es seit dem Jahr 2014 und ist ein Projekt des Katholischen Bildungswerks im Kreis Mettmann. In allen vier katholischen Kitas in Haan können Eltern, aber auch Großeltern oder Freunde, Koffer packen für die Menschen, die ihnen besonders wichtig sind.

In der Kita St. Chrysanthus & Daria war das Interesse am Anfang eher zögerlich. „Ich denke das lag daran, dass das Thema schwer zu erklären ist, man muss es „sehen“. Nachdem wir aber einen Infoabend dazu veranstaltet hatten, war die Begeisterung groß bei den Eltern“, erinnert sich Leiterin Andrea Lukaschewski und nimmt eine Banane hoch, die ebenfalls auf dem Tisch liegt. „Allein diese Banane lässt einen wahnsinnigen Spielraum zu, wofür sie symbolisch stehen könnte. Für stets gesunde Ernährung oder dafür, nicht alles gleich krumm zu nehmen. Oder man konzentriert sich auf das Gelb, das bedeutet, dass man niemals die Hoffnung verlieren sollte.“