Künstler erinnert an den Weltkrieg

In der Ausstellung „Subjektive Bildwelten“ zeigt Jan Masa 51 seiner Werke in der Haaner Kirche Sankt Chrysanthus und Daria.

Künstler erinnert an den Weltkrieg
Foto: Köhlen

Haan. „(K)ein Dialog“ ist ein dreiteiliges Werk. Die Fotos des im zweiten Weltkrieg umkämpften Eisenbahntunnels Erpel nahe Remagen und das verwitterte Blechschild von dort werden erst durch den dritten Teil des Ensembles komplett: In einer Vitrine beugt sich eine abgebrannte Kerze über einem zerfledderten deutsch-polnischen Wörterbuch, das in einer Spirale aus Stacheldraht gefangen ist. Künstler Jan Masa erinnert so an die vielen verpassten Chancen auf ein Gespräch, einen Dialog, die im Zweiten Weltkrieg mündeten.

Einzig ein rostiger Metallschlüssel gibt die Hoffnung auf bessere Zeiten. Dass derzeit wieder Dialoge verpasst werden, Gespräche im aufquellenden Nationalismus ersticken, legt am Sonntag zur Ausstellungseröffnung in St. Chrysanthus und Daria die Frage nach dem aktuellen Bezug nahe. Da wird der sanfte, eher leise Jan Masa knapp und entschieden: „Fragen Sie mich nicht nach heutiger Politik. Das macht mich nur wütend.“ Der 1950 in Danzig geborene Masa sieht mit Entsetzen, wie plötzlich wieder Trennendes betont und Hass gepredigt wird. Die Lehren der Geschichte werden so sträflich ignoriert. Das Bemühen um Verständnis ins Gegenteil verkehrt. Umso wichtiger ist es, in die 51 Werke umfassende Ausstellung „Subjektive Bildwelten“ einzutauchen in diesem einmaligen, sonnendurchfluteten, ovalen Kirchenschiff an der Königstraße. Von der Danziger Kunstakademie bringt Jan Masa ein Bildhauerdiplom mit. „Ich arbeite immer noch gerne dreidimensional.“ Daneben ist die Fotografie bei Masa als Betätigungsfeld hinzugekommen. Aber nicht als oberflächliche Abbildung, sondern wie in den „Pantha rhei“, alles fließt, genannten Photographien mit Langzeitbelichtung, als verwischter Spur der Zeit. Wie die an strengen Formen orientierten Fotografien von Räumen lassen Masas Bilder einen immer innehalten und nachdenken. Ausstellungsbesucher sollten etwas Zeit mitbringen.

In ihrer Würdigung von Jan Masa und seinem Schaffen sah Ulrike Proba-Köhler zur Ausstellungseröffnung im Zyklus „Pantha rei“ „Sein und Vergehen, Werden und Wandel“, die so auf einer Photografie sichtbar festgehalten werden. An anderer Stelle suche Jan Masa geradezu nach Spiritualität und Harmonie, sagte Proba-Köhler.

Bereits während Merle Buyken (15, Alt-Saxophon) und Linus Radig (19, Cello) die Ausstellungseröffnung gekonnt umrahmten, konnte sich das Ausstellungsteam von St. Chrysanthus und Daria sicher sein, erneut einen Akzent mit dieser, nunmehr 23. Jahresausstellung gesetzt zu haben. Manche Puristen aus der Gemeinde fragen immer noch nach dem Sinn einer Galerie im Kirchenschiff. Ein gutes Bild und eine gute Predigt erreichen die, die sehen und zuhören wollen.