Leben mit der Behinderung
Handicap Morgen lädt Gaby Bongard wieder sehbehinderte und blinde Menschen zum Erfahrungsaustausch ein. Die Treffen finden inzwischen einmal im Monat statt.
Haan. Wenn Gaby Bongard morgen wieder sehbehinderte und blinde Menschen zu Hilfe, Information und geselligem Beisammensein einlädt, dann hofft sie auf mehr Gäste als in den Tagen vor Weihnachten, als der viele Schnee die Besucher von einem Kommen abhielt. War die üppige weiße Pracht für viele Haaner ein Ärgernis, war sie für Bongard, die seit ihrer Geburt sehbehindert ist, und andere Blinde durchaus gefährlich.
„Wenn auf dem Bürgersteig überall Schneeberge liegen, kann man keine Tiefe und keine Abstände mehr erkennen“, erläutert die 51-Jährige das Problem. Ein Langstock hänge zum Beispiel oftmals im Schneehaufen fest. An ganz verschneiten Tagen mussten sie und andere Betroffene schlicht zu Hause bleiben und sich bedienen lassen. Irgendwann könnte die Gruppe auch als Lobby auftreten Jetzt ist der Schnee weg und einem weiteren Treffen der Interessengemeinschaft steht zumindestens von Wetterseite nichts im Wege. Im Gemeinschaftsraum der Parea am Bandenfeld sollen Erfahrungen ausgetauscht werden. Irgendwann könnte die Gruppe auch als Lobby auftreten, sagt Bongard
Zu den ersten beiden Treffen, zu denen sie eingeladen hatte, erschienen jeweils mehr als zehn Frauen und Männer, unter ihnen auch der ehrenamtliche Behindertenbeauftragte der Stadt Haan, Peter Kuhn. Er fragt zum Beispiel gezielt, an welchen Gebäuden in Haan Sehbehinderte gerne etwas verbessern würden. Gaby Bongard muss da nicht lange überlegen und spricht direkt fehlende Markierungen im Rathaus an.
Mit weißen Streifen an den Stufen sei da schon einigen geholfen. Auch an vielen Ampeln gelte es nachzurüsten: „Die Vibrationsmelder müssen verstärkt werden. Oder man macht es so wie in Hilden. Dort gibt es Leitspuren, die einem mit Hilfe von Noppen auf dem Boden richtig zur Ampel führen.“ Kuhn hört sich all diese Ideen genau an. Doch auch bei bestem Willen sei es schwer, alle Wünsche unter einen Hut zu bringen: „Wir haben in Haan 2600 Schwerbehinderte und ungefähr nochmal genau so viele Behinderte.
Das ist bei einer Einwohnerzahl von 30 000 in Haan eine sehr große Zahl. Und das, was für einen Sehbehinderten gut ist, also deutliche Erhebungen oder viele Noppen, ist für Rollstuhlfahrer dann wieder ein Ärgernis.“ Eingeladen wurden auch Referenten der Kreispolizei Mettmann Neben solchen grundlegenden Diskussionen möchte Bongard bei den Treffen auch ganz andere Dinge ausprobieren: Ein Lesegerät vorstellen oder auch sehenden Menschen einmal zeigen, was es heißt, nichts zu sehen.
Für die Treffen im Februar und im März kündigt sie Referenten der Kreispolizeibehörde Mettmann an, die zu den Themen „Haustür-Kriminalität“ und „Verkehrssicherheit“ sprechen sollen. Darüber hinaus plant sie, einen Augenoptiker-Meister einzuladen, der die Gäste über die Themen Optik und Rehabilitation informieren soll.