Margret Raddatz: Die Frau der Choreographien
Margret Raddatz gründete im Haaner TV die Jazztanz-Abteilung. Nun lässt sie anderen den Vortritt.
Haan. Die Musik gibt im Leben von Margret Raddatz den Ton an und den Takt vor. Einfach mal Klänge an sich vorbeirauschen lassen, das ist für die Haanerin unmöglich. Jeder Rhythmus formt sich in ihrem Kopf zu einer Bewegung, zu Schritten, Formen, Figuren — bis ein Tanz entsteht. „Früher habe ich gleich alles im Wohnzimmer ausprobiert. Das war mein ganz privater Übungssaal. Am liebsten nachts, wenn nichts und niemand mich gestört hat. Heute spielt sich das alles mehr in meinem Kopf ab“, erzählt die 66Jährige und ihre blau-grauen Augen unter den randlosen Brillengläsern leuchten.
Mit dieser Leidenschaft entstanden unzählige Choreographien für ihre Schüler beim Haaner TV. Dort leitete Margret Raddatz fast 33 Jahre lang die Abteilung Rhythm and Dance, die anfangs unter dem Namen Jazztanz fungierte. Ein halbes Leben widmete sie ihrem „dritten Kind“, wie sie selbst gerne sagt. Nun war es Zeit, den längst erwachsenen Sprössling in die Freiheit zu entlassen. „Das habe ich mir so vorgenommen. Irgendwann muss Schluss sein, dann ist die nächste Generation dran.“
Ihre Nachfolge hat Anke Diekamp angetreten. Sie begann selbst als Kind mit dem Tanzen, ist daran gewachsen, hat ihre Übungsleiter-Ausbildung absolviert und teilt sich seit anderthalb Jahren die Abteilungsleitung mit Margret Raddatz. „Ich habe früh gemerkt, dass sie Führungsqualitäten hat, doch mir war wichtig, dass sie den gesamten Umfang kennenlernt“, sagt die Gründerin.
Sie selbst hat die Abteilung allmählich großziehen können. Die Geburt des Projektes hat sie noch sehr lebhaft in Erinnerung. „Eigentlich habe ich das alles für unsere Tochter Simone gemacht“, erzählt Marget Raddatz lachend. Die ging damals zum Ballettunterricht und ihre Eltern kamen gespannt zur Weihnachtsaufführung. „Simone kam als Schwan herein, drehte eine Runde, bildete die Kulisse für ein Pas de Deux und verschwand nach einer weiteren Runde auf der Bühne wieder.“ Gemeinsam mit ihrem Mann wartete sie vergeblich auf den großen Auftritt ihrer Tochter. Enttäuscht und wütend meldete Herbert Raddatz das Kind anschließend ab. „Nach monatelangem Unterricht konnte sie keinen einzigen Schritt“, erinnert sich der Ehrenvorsitzende des Haaner TV. Er bat damals seine Frau als gelernte Gymnastiklehrerin, das Training der Tochter zu übernehmen.
Zum ersten Schritt musste Herbert Raddatz seine Ehefrau erst bewegen. „Denn sie wollte auf keinen Fall in meinen Verein“, berichtet er. Er blieb hartnäckig — und sie lenkte ein. „Es war eine Marktlücke, denn wir waren die Ersten, die damals in Haan für einen geringen Beitrag Kindertanzen angeboten haben“, sagt der ehemalige Präses mit hörbarem Stolz.