Stadtführerin aus Leidenschaft „Was lebe ich in einer tollen Stadt“

Hilden · Heidemarie Linke ist Stadtführerin in Hilden. Und das mit Leidenschaft und aus Überzeugung. „Wenn ich am Schluss der Führung in glänzende Augen sehe, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe“, sagt sie. Daher wirbt sie auch für Nachwuchs, der dringend benötigt wird.

Heidemarie Linke ist mit Leidenschaft Stadtführerin.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Mit dem Interesse an der Historie der neuen Heimat hat für die Haanerin Heidemarie Linke alles angefangen. Mittlerweile hat die Stadtführerin, die sowohl Touristen wie Einheimischen Haan und Hilden näher bringt, über 100 Führungen hinter sich. „Es ist noch immer spannend, und erst, wenn ich am Schluss der Führung in glänzende Augen sehe, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe“, schwärmt Heidemarie Linke, die ursprünglich Wissenschaftsjournalistin werden wollte, diesen Wunsch aber dann zugunsten ihrer Familie aufgab. Ihre Leidenschaft zu verschiedenen Themen zu recherchieren und Wissen weiterzugeben, lebt sie jetzt als Stadtführerin aus.

Aktuell sucht die VHS Hilden-Haan wieder Verstärkung für das Stadtführungsteam. Weil Stadtführungen als kulturelle Visitenkarten sowohl einen Beitrag zur Tourismusförderung, als auch eine lebendige Erinnerungskultur darstellen, legt die VHS ein besonderes Augenmerk auf eine solide Ausbildung. Diese umfasst 64 Unterrichtsstunden, und ist bereits am 26. März gestartet und endet am 29. November 2025. Daran lässt sich schon ersehen, dass Stadtführungen alles andere als Spaziergänge mit auswendig gelernten Textvorgaben sind.

Der Entschluss, sich zur Stadtführerin ausbilden zu lassen, ist aus einem VHS-Frauen-Geschichtskreis, der das Weltgeschehen aus weiblicher Perspektive analysierte. Im Rahmen der Vorbereitung auf das Fabry-Jahr 2010 waren die historisch interessierten Frauen auch auf Marie Colinet gestoßen und am Ende der umfänglichen Recherchearbeit verkündete die damalige Abteilungsleiterin Juliane Kerzel-Kohn Heidemarie Linke, dass sie ganz oben auf der Liste zur Ausbildung als Stadtführerin für Hilden stünde. „Und was ist mit Haan?“, entgegnete Linke spontan mit dem Erfolg, dass sie dann auch für in Haan Führungen entwickelte. Das Führungskonzept, samt den inhaltlichen Schwerpunkten, ist nämlich den Stadtführerinnen und Stadtführern selbst überlassen. Während sich Heidemarie Linke auf die weiblich geprägte Geschichte von Hilden und Haan konzentriert, so bietet ihr Kollege Bernd Gemeiner eine „Schlenderführung“ zu Kunst und Kneipen, während Kollegin Yvonne Appler auf ihrer Führung die Rolle Hildens während des Nationalsozialismus beleuchtet.

Fragen die zum Nachdenken anregen sollen

„Man darf keine Angst vor Menschen haben und muss in vielerlei Hinsicht improvisieren können, Improvisationstalent ist enorm wichtig“, sagt Linke, denn die Gruppen, die sich anmelden, sind mitunter extrem unterschiedlich. Sie macht sich mit Kita-Kindern ebenso auf den Weg wie mit Schulklassen verschiedenen Alters und Erwachsenengruppen, darunter Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl. Da muss logistisch genau geplant werden, welche Strecke geeignet ist, andernfalls gilt wieder das Gesetz der Improvisation. Für alle kennt sie die richtige Ansprache, beantwortet nicht nur Fragen, sondern stellt auch welche, die die Menschen zum Nachdenken anregen. Und immer rückt sie den Menschen und seine Beziehung zur jeweiligen Stadt in den Mittelpunkt, lässt auf diese Weise Geschichte lebendig werden.

„Manchmal gehe ich mit nur zwei Interessierten, mal sind es zwanzig und mal sind es Familien, die sich an ihrem Heimatort treffen und etwas über die zwischenzeitliche Entwicklung erfahren wollen“, sagt Linke. Gelegentlich spitzt auch sie die Ohren, wenn sie Neues erfahren kann. „Das sind dann die Dönekes“, die ich manchmal selbst nicht gewusst habe und meinen Vortrag dann bereichern können“, verrät die Stadtführerin, die großen Wert auf eine gute Kommunikation innerhalb der Gruppe legt. „Da ist es auch unabdingbar, dass man über eine gut artikulierte und auch deutlich hörbare Sprache verfügt“, so Linke. Manchmal zwingen auch äußere Umstände zum Improvisieren, etwa wenn ein plötzliches Unwetter aufzieht oder ein gesundheitlicher Notfall eintritt.

Besonders freut es Heidemarie Linke, wenn sie ihren Zuhörenden das Gefühl von „Boah, was lebe ich in einer tollen Stadt“ vermitteln kann“, da ist sie trotz einiger aus ihrer Sicht städtebaulicher Fehlentwicklungen ganz Lokalpatriotin.