Haan Turnstraße wird „umgedreht“, Luther-Straße zur Einbahnstraße
Haan. · Die Bezirksregierung hat der großen Verkehrslösung von Kreis Mettmann und Stadt Haan zugestimmt. Die sieht auch Tempo 40 vor.
Mit Schwung umkurvt der grüne Kipplaster den am Straßenrand geparkten Kleinwagen. Er schafft es noch einigermaßen glimpflich, die Engstelle zu überwinden. Andere weichen an diesem Vormittag einfach auf einen Teil des Bürgersteiges aus – Normalität an der Turnstraße.
Kaum ein Thema hat die Haaner Politik länger bewegt als die Situation an der Kreisstraße inmitten der Innenstadt, die wie ein Flickenteppich aussieht, nur in einer Richtung befahrbar ist und über die sich doch immer wieder ein Teil des Lkw-Verkehrs in Richtung Ittertal wälzt.
Einiges soll ab April anders werden. Nachdem die Düsseldorfer Bezirksregierung schon 2017 bemängelt hatte, die Turnstraße erfülle ihre Funktion als Kreisstraße nicht und die benachbarte Martin-Luther-Straße sei zwar geeignet, aber als städtische Straße nicht ausreichend qualifiziert, einigten sich Stadt und Kreisverwaltung auf eine große Verkehrslösung. Und die hat jetzt grünes Licht aus Düsseldorf bekommen. Sie sieht folgendes vor:
Die Martin-Luther-Straße wird Teil der Kreisstraße 5 und darf nur noch in eine Richtung befahren werden. Damit wird die Kreisstraßenfunktion künftig durch zwei Einbahnstraßen übernommen.
Die Turnstraße wird in ihrer Fahrtrichtung gedreht und von der Ittertalstraße zur Kaiserstraße befahren.
Im Gegenzug wird die Martin-Luther-Straße zwischen der Bismarckstraße und der Turnstraße zur Einbahnstraße in Richtung Süden.
Auf den beiden Ein-Richtungs-Straßen gilt Tempo 40 als zulässige Höchstgeschwindigkeit. Bis zum Abschluss der Fahrbahnsanierung ist der Kreis allerdings bereit, die derzeitigen Geschwindigkeitsbeschränkungen auf 30 Stundenkilometer weiter zu dulden.
Das Straßenrandparken bleibt abschnittsweise erhalten.
In die Fahrbahn vorgezogene Seitenräume sollen die Straße einengen und den Fußgängern das Überqueren leichter machen.
Die Einmündung der Turnstraße in die Kaiserstraße wird mit Ampeln geregelt. Die Fahrbahnbreite erlaubt die Anlage von getrennten Rechts- und Linksabbiegespuren.
Gerade um das Tempolimit hatte es in der Vergangenheit immer wieder Diskussionen gegeben. An der Skepsis der Anwohner hat sich denn auch nichts geändert: „Die Lösung dient nur dazu, den Lastwagen noch mehr entgegen zu kommen“, befürchtet ein älteres Ehepaar, das namentlich nicht genannt werden möchte: „Je ausgebauter die Straßen werden, desto schneller wird gefahren.“
Der Kreis führt dagegen ein Gutachten ins Feld, das sich mit den Verkehrsmengen beschäftigt. Demnach weist die Martin-Luther-Straße nach der Umgestaltung Verkehrsmengen zwischen 5000 und 7200 Fahrzeugen pro 24 Stunden auf. Gegenüber dem aktuellen Stand betrage die Entlastung etwa 2700 Kfz, heißt es. Auf der Turnstraße werden Verkehrsstärken zwischen 4800 und 5000 Fahrzeugen pro 24 Stunden vorausgesagt. Dort nähme der Kfz-Verkehr entsprechend um mehr als 2500 Fahrzeuge zu.
Die Umstufungsverfügung soll im Laufe des Februars im Amtsblatt der Bezirksregierung bekanntgemacht werden. Die Umsetzung selbst ist ab April geplant. „Das bedeutet aber jetzt nicht, dass sofort die Bagger anrücken“, beruhigt Kreis-Sprecherin Daniela Hitzemann. Immerhin müssten die Arbeiten erst einmal ausgeschrieben werden. Auch die Verfügbarkeit von Personal gelte es zu beachten.
250 000 Euro hat der Kreis für das Projekt bereits zurückgestellt. Mit der Stadt wurde zudem vereinbart, dass der Kreis sich über das vorgeschriebene Maß hinaus auch an der Gestaltung von Bordsteinen und Parkbuchten beteiligt.
Mit der Regelung endet ein über viele Jahre laufendes Verfahren, das Anwohner wie Stadtverordnete in Atem hielt. Der schlechte Fahrbahnzustand der Turnstraße war vor beinahe zehn Jahren Auslöser für die Überlegungen zu einem Straßentausch, von dem man 2018 aber wieder abrückte. Verkehrsgutachter Hans-Rainer Runge schlug in einem Gutachten stattdessen vor, den Kreisstraßen-Verkehr in einem Ring über Turn-, Kaiser- und Martin-Luther-Straße rollen zu lassen. Seitdem bewegt die Tempo-Frage die Anwohner. Einige kündigten jetzt denn auch bereits an, genau hinschauen zu wollen, „wenn der Verkehr erst einmal über die neue Kreisstraße rollt“.