Haan Wenn in der Schublade Gold schläft

Haan.  · Bei alten Smartphones lohnt sich das Recycling. In ihnen schlummern wertvolle Metalle und Seltene Erden. In der Haaner Bibliothek gibt es eine Ausstellung dazu.

Der Hildener Detlef Elstner hat in seinem Barmenia-Büro an der Richrather Straße eine Sammelbox aufgestellt.

Foto: Detlef Elstner

Geschätzt 124 Millionen Schlafhandys (nicht mehr genutzte Mobilgeräte) schlummern in deutschen Haushalten. Kleine Schätze wertvollen Inhalts, wie Gold, Silber und Platinmetallen mit einem Gesamtwert von 95 Millionen Euro. Sie dem Wertstoffkreislauf zurückzuführen und unseren Konsum zu überdenken, ist Ziel einer kleinen Ausstellung in der Stadtbibliothek.

„Elektroschrott ist Gold wert“ heißt die kleine Info-Schau der Verbraucherzentrale NRW, die bis zum 25. Februar im Lesecafé der Bibliothek steht. In kleinen Schaukästen wird die Dimension der wertvollen Erdmetalle deutlich, feinste Goldtropfen, die aus großen goldhaltigen Steinen gewonnen und für die Platinen der Handys und ähnlicher Elektrogeräte genutzt werden. Wertvolle Ressourcen, die in Objekte verarbeitet werden, die in der heutigen Gesellschaft zu Wegwerfprodukten verkommen, macht Astrid Mühlenbrock von der Verbraucherzentrale Langenfeld – auch für Haan zuständig – deutlich.

Ausgediente Handys bleiben häufig in der Schublade liegen

„Alle zwei Jahre gibt es mit dem Mobilfunkvertrag ein neues Handy dazu.“ Das Alte hat dann ausgedient. In manchen Fällen mag das Altgerät vom Inhaber vielleicht noch weiterverkauft werden, häufig aber bleibe es in der Schublade liegen oder würde gar unsachgemäß im Haushaltsmüll entsorgt. „In den bundesweit geschätzten 124 Millionen Schlafhandys befinden sich über 2200 Kilogramm Gold“, sagt
Mühlenbrock.

Nicht das einzige Wertvolle in einem Smartphone: „Bis zu 30 Seltene Erden und Metalle werden in ein Smartphone verbaut, unter anderem auch Tantal.“ Tantalhaltige Erze, wie etwa Coltan, werden beispielsweise im Kongo abgebaut, „was schon politisch fraglich ist“. Nicht nur Kinderarbeit sei in diesem Punkt ein Thema, sondern auch die Arbeitsbedingungen und der Fakt, dass diese Erzgruben meistens von kriminellen Milizen geführt und bewacht würden.

Die Ausstellung gibt es schon seit 15 Jahren, das Thema sei also nicht neu betont auch Constanze Niepenberg von der Verbraucherzentrale Langenfeld. Bisher war die Schau in Haan aber noch nicht zu sehen. „Die Stadt beschäftigt sich ja nun auch schon intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit, unser nächster Workshop findet im März statt, und auch die sechste Klasse unserer neuen Gesamtschule hat das Thema aufgegriffen und sammelt nun alte Handys“, erklärte Bürgermeisterin Bettina Warnecke.

Carmen Viehmann von der städtischen Abfallberatung bietet die Entsorgung von Handys in Haan schon seit 2007 an. „Zuerst lief es schleppend an, doch mittlerweile bringen uns viele ihre alten Mobilgeräte.“ In Zusammenarbeit mit der Telekom und der Deutschen Umwelthilfe würden diese dann in ihre Einzelteile zerlegt, die wertvollen Metalle entnommen und dann an die entsprechenden Hersteller wiederverkauft. Verboten sei es, seitens der Wertstoffhöfe, die Altgeräte ins Ausland zu verkaufen.

Bei Herstellern wie „Fairphone“ lassen sich Teile austauschen

Doch nicht nur für das richtige Recycling von Smartphones und Co. will diese Ausstellung sensibilisieren, unterstreicht Niepenberg. „Wir sollten auch unser Konsumverhalten überdenken. Warum muss man sich alle zwei Jahre ein neues Handy anschaffen?“ Sie zum Beispiel hat sich für ein „Fairphone“ entschieden, ein Gerät, das sich bei Bedarf umrüsten lässt, defekte Teile austauschen lassen und im Zweifel dadurch auch langlebiger ist, als die üblichen Modelle großer Hersteller.