MGV-Jubiläum: Die Freude am Singen vereint

Der Haaner Männergesangverein feierte am Samstag sein 125-jähriges Bestehen mit befreundeten Chören. Sorge bereitet der fehlende Nachwuchs.

Haan. Es ist ein locker beschwingter Auftakt für einen großen Feiertag. 30 Männer intonieren im Gemeindesaal „Wie herrlich ist es doch zu wandern“. Die Tenöre setzen ihre Akzente auf die Melodie, Chorleiter Frank Bleckert gibt mit federnder Gestik die Einsätze. Es ist der 125. Geburtstag des Männergesangvereins Haan, und die Mitglieder feiern mit befreundeten Chören im Forum der katholischen Kirche.

„Ich will das nicht so offiziell machen. Das kann man alles nachlesen“, sagt der Vorsitzende und verweist auf die Geschichte des Chores, der zwei Kriege überstanden und 1945 einen Neuanfang unter alliierter Kontrolle mit gerade einmal 21 Sängern wagte.

An erster Stelle soll die Freude am Singen stehen, sagt Dirigent Bleckert: „Die Chorgemeinschaft zählt. Stimmlich ist der Verein sehr ausgewogen. Das ist in 30 bis 40 Jahren so gewachsen.“

Seit 50 Jahren singt Klaus Peter Koßmann in Männerchören: „Mein Großvater hat mich mit 19 Jahren mitgenommen.“ Beim Männergesangverein „Deutsche Sänger“ in Wülfrath seien es damals alles Kalkwerker gewesen. Dass inzwischen ausschließlich graue Köpfe im Chor zu sehen sind, nimmt der 70-jährige Koßmann mit Humor: „Ich bin hier der Jugendwart“, behauptet der zweite Vorsitzende.

Den Rückgang der Mitgliederzahlen sieht er als Folge eines geänderten Arbeitstages: „Die Leute müssen zur Arbeit jetzt weit fahren. Wenn man den ganzen Tag weg ist, ist man abends nach zehn oder zwölf Stunden zu müde.“ Vor allem ein regelmäßiges Engagement sei vielen lästig, vermutet Vorsitzender Dieter Schaich: „Für ein Musical-Projekt würden sofort viele kommen.“ Der Verein pflege aber lieber die wöchentlichen Probenabende. Anderthalb Stunden werde jeden Dienstag stramm durchgesungen: „Das ist anstrengend“, sagt Schaich. Eine Erfrischung gebe es erst hinterher.

Das Notenarchiv des Vereins nimmt einen raumhohen Schrank im hinteren Teil des Gemeindesaals ein. In Kartons verpackt sind die Blätter für „Tiritomba“, für „Habet Dank ihr Freunde“ und den „Abschied vom Walde“. Herren über das Repertoire sind die drei Notenwarte: „Ich bin irgendwann dazu-gestoßen“, sagt Christoph Brinkmann und schließt den Schrank wieder zu. Er ist seit 30 Jahren im Verein.

„Ich komme gern zu den Konzerten. Es ist sehr schön, wenn nur Männer singen“, sagt Ingrid Owedyk, Ehefrau eines Sängers, und genießt gleichzeitig die „freien“ Dienstagabende. „An den Probenabenden kann ich die Unterhaltungssendungen sehen, die mir gefallen.“

Als nächstes bereitet sich der Chor auf seine Reise in Haans britische Partnerstadt Berwick-upon-Tweed im September vor. „Wir singen mit dem Berwick Male Voice Choir, dem Berwicker Männcherchor. Wir haben uns schon oft besucht“, sagt Schaich. Einiger Stolz klingt mit, wenn Schaich erklärt, dass die Haaner englische Texte inzwischen souverän singen. Umgekehrt könnten die Berwicker allerdings auch sehr schön in Deutsch singen.