Moschee an der Telleringstraße: Die Pracht hat ihren Preis
Für die Fertigstellung seines Kultur- und Gebetshauses fehlen dem Marokkanischen Freundeskreis noch etwa 300 000 Euro.
Hilden. „Der Einzug ist nah — inshallah“ hatte die Westdeutsche Zeitung im April vergangenen Jahres getitelt — und damit auf die Fertigstellung der neuen Moschee an der Telleringstraße hingewiesen. Für rund 2,2 Millionen Euro baut der Marokkanische Freundeskreis eine Begegnungsstätte, die, so der Vorsitzende Mohamed Bouziani, „für Menschen sein soll, die einander kennenlernen wollen“.
Knapp ein Jahr später steht das Projekt, das auch vom marokkanischen Staat mit etwa 400 000 Euro unterstützt wird, zwar nicht auf der Kippe, hinkt dem Zeitplan aber mächtig hinterher. „Wir sind zwölf Monate in Verzug“, sagt Bouziani und führt finanzielle Probleme ins Feld.
„Trotz großzügiger Spenden unserer rund 170 Freundeskreismitglieder fehlen uns etwa 250 000 bis 300 000 Euro“, sagt er. Das sei zwar ärgerlich, bei einer Baumaßnahme dieser Größenordnung aber nichts Außergewöhnliches. „Wir haben inzwischen einen Antrag bei den marokkanischen Behörden gestellt. Es ist eben alles ein bisschen teurer geworden als ursprünglich erwartet“, sagt Bouziani weiter.
Aktuell laufen die Innenarbeiten, wie an den Schleif- und Sägegeräuschen aus dem Gebetshaus deutlich und lautstark zu hören ist. „Allerdings machen wir im Moment nur das Wichtigste“, sagt Bouziani — beispielsweise die Arbeiten an den Fluchtwegen und an der Notbeleuchtung.
Alles andere müsse erst einmal hinten anstehen, „bis wir die finanziellen Mittel haben“. Dennoch geht der Vorsitzende des Marokkanischen Freundeskreises davon aus, dass der Bau in absehbarer Zeit vollendet wird. „Ich denke, dass wir trotz allem im Juli fertig sind“, sagt er.
Im vorderen Bereich entsteht ein von Licht durchflutetes Kulturhaus, dahinter ein sechseckiges Gebetshaus, außerdem eine Cafeteria, eine Bibliothek sowie Büro- und Klassenräume. Denn wenn die Moschee im Hildener Westen fertig ist, soll sie mehr als nur ein Gotteshaus sein. „Die Zeiten, in denen in einer Moschee nur gebetet wird, sind vorbei“, sagt Bouziani.
Festgehalten hat der Marokkanische Verein, dessen Mitglieder zum großen Teil selbst Hand anlegen, dagegen an einigen baulichen Traditionen: So ist der Gebetsraum der Männer nach wie vor größer als der der Frauen, und auch das Minarett an der Gebäudefront und die Kuppel über der eigentlichen Moschee dürfen nicht fehlen.
„Vor allem das Minarett hat eher symbolischen Charakter. Es ist durch und durch aus Beton und nicht begehbar“, sagt Bouziani. Von daher müsse auch niemand befürchten, dass der Imam plötzlich lautstark zum Gebet rufe.