Nachbarn hoffen auf Denkmalschutz
Anwohner des vom Abriss bedrohten Fachwerkhauses an der Kölner Straße 41 leisten weiterhin Widerstand.
Haan. Das vom Abriss bedrohte Fachwerkhaus an der Kölner Straße 41 steht offenbar wieder zum Verkauf. Das legt eine Veröffentlichung im Internet-Portal „Immobilienscout“ nahe, in dem das „sanierungsbedürftige Fachwerkhaus mit verwunschenem Garten in Haan“ angeboten wird. Der Kaufpreis ist für 762 Quadratmeter Grundstück und 137 Quadratmeter Wohnfläche auf 275 000 Euro angesetzt.
Interessant: Der Duisburger Immobilienmakler, der das Objekt vermarktet, erwähnt in seiner Kurzbeschreibung selbst, dass das Haus 1680 erstmals in den Geschichtsbüchern von Haan erwähnt wurde: „Damals wurde in dem Gebäude eine Nagelschmiede betrieben. Ein alter Mühlstein befindet sich noch heute im Garten“, so der Text im Internet-Portal. Für eine telefonische Stellungnahme war der Makler gestern nicht zu erreichen.
Für Nachbarn und Geschichtsinteressierte, die das Haus vor dem Abriss bewahren wollen, ist dies gleichsam Wind unter ihren Flügeln. Der bevorstehende Verkauf bietet ihrer Sache — nämlich das Haus nach Möglichkeit unter Denkmalschutz zu stellen und zu erhalten — einen wertvollen Zeitaufschub. Diesen will Holger Baier nutzen, um selbst in den Archiven der Stadt zu recherchieren und so das LVR-Amt für Denkmalpflege zu unterstützen. Die Stadt Haan hatte es eingeschaltet, um zu beurteilen, ob das Fachwerkhaus tatsächlich schützenswert ist.
Aufgekommen war die Diskussion um den Erhalt des Fachwerkhauses, als der Stadtentwicklungsausschuss Anfang Dezember vergangenen Jahres dem Vorschlag der Stadtverwaltung zustimmte, für das Grundstück einen Bebauungsplan aufzustellen. So wollen Politik und Stadtverwaltung auf die Pläne möglicher Neubauten auf diesem Gelände Einfluss nehmen. Der ursprüngliche Investor hatte eine Bebauung vorgeschlagen, die von der Straße aus gesehen den Eindruck einer Fünfgeschossigkeit erweckte. Solch eine massive Bebauung wollten die Politiker verhindern. Eine Abrissgenehmigung gibt es noch nicht. Ein offizieller Antrag auf Neuerrichtung wurde noch nicht gestellt, teilt die Sprecherin der Stadt Haan, Sonja Kunders, mit.
Doch die Anwohner gehen noch weiter: Sie sehen in dem kleinen Fachwerkhaus den Bestandteil einer stadtgeschichtlich bedeutsamen alten Siedlung, die es zu erhalten gelte. Nachdem Holger Beier und seine Ehefrau Sandy diese Forderung veröffentlicht hatten, „haben uns in der Zwischenzeit viele angerufen, die uns helfen und mitmachen wollen“, berichtet Holger Baier erfreut. Und nachdem sich bereits die Haaner Heimatfreunde für den Erhalt des Hauses aussprachen, hat nun auch der Bergische Geschichtsverein seine Hilfe angeboten. „Die waren sehr dankbar, auch über die Diskussion, die zurzeit in der Öffentlichkeit geführt wird“, erzählt der Pädagoge.
Viele Ideen wurden bei einem ersten Treffen bereits gesammelt. Auch eine Unterschriftensammlung ziehen die Beteiligten in Betracht. Sie wollen allerdings noch abwarten, bis das Gutachten des LVR-Amtes für Denkmalpflege vorliegt. Auf Unterstützung durch den Gestaltungsbeirat ist allerdings nicht zu hoffen. Wie die Stadtverwaltung nochmals betont, habe er laut Geschäftsordnung die Aufgabe, „die ihm vorgelegten Planungs- und Bauprojekte im Hinblick auf ihre städtebaulichen, architektonischen und gestalterischen Qualitäten zu prüfen und zu beurteilen.“ Und da bisher noch kein Bauantrag eingereicht wurde, „ist der Gestaltungsbeirat noch nicht mit der Thematik befasst gewesen“.