Städtisches Gymnasium Haan Schüler lernen Umgang mit Hass und Hetze
Haan · Beim Projekttag „Diskriminierung spaltet – GymHaan verbindet“ setzten sich die Neuntklässler der Schule an der Adlerstraße mit Rassismus und anderen Formen von Ausgrenzung auseinander.
Eigentlich hat Schule stets den Anspruch, ein geschützter Raum zu sein. Tatsächlich aber ist es oft gerade der Ort des gemeinsamen Lernens, in dem Kinder und Jugendliche besonders schmerzhaft erfahren, was es heißt, anders zu sein – sei es im Hinblick auf Abstammung, Religion, Geldbeutel der Eltern oder körperliche Merkmale. Hass und Ausgrenzung ereignen sich nicht selten auf dem Schulhof – und setzen sich im digitalen Zeitalter daheim vor dem Rechner oder am Smartphone fort. Auf diese Probleme aufmerksam zu machen und aufzuzeigen, wie sich dagegen angehen lässt, hat sich das Städtische Gymnasium Haan mit seinen jährlichen Projekttagen auf die Fahne geschrieben. Der jüngste davon fand am Freitag nach Fronleichnam statt.
Unter dem Motto „Diskriminierung spaltet – GymHaan verbindet“ konnten die 105 Schüler der neunten Klassen dabei zwischen sechs Workshops, angeboten von verschiedenen externen Trägern, wählen. Der 15-jährige Max etwa kam schließlich in einem Kurs der Initiative „Love-Storm“ zum Thema Hass im Internet unter: „Wir haben dabei erfahren, dass viel mehr Leute davon betroffen sind als man denkt“, erklärte er in einer kleinen Pause. In einem nächsten Schritt gehe es nun darum, Strategien und sinnvolle Formulierungen zu entwickeln, um Opfer im Netz zu verteidigen, ergänzt Mitschülerin Emelie (14).
Die 15-jährige Lucie wiederum entschied sich für einen Workshop zum Thema „Klassismus“, den das „Netzwerk Demokratie und Courage“ (NDC) in den Räumen des Gymnasiums anbot. „Jugendliche, die reich sind, sind oft populärer, und da möchten viele irgendwie mithalten“, schilderte sie das Problem. Sie habe auch schon erlebt, dass Kinder aus wohlhabenden Verhältnissen Schulkollegen aus anderen sozialen Schichten gehänselt hätten. Besonders Kleidung spiele dabei nicht selten eine Rolle – ein Grund, weshalb sie und einige Mitschüler sogar die Einführung einer Schuluniform als sinnvoll erachten, um weniger Vergleiche über Statussymbole zuzulassen: „Das würde schon funktionieren“, pflichtete Schulkollege Lukas (15) ihr bei.
Initialzündung für die Schaffung der Projekttage am Haaner Gymnasium sei ein rassistischer Vorfall vor einigen Jahren gewesen, berichtete Axel Heuschen, der die Veranstaltungen aus der Elternschaft heraus mit organisiert. „Meine Tochter ging damals in die Klasse, in der das passierte, und erzählte mir davon“, erläuterte er. Der Klassenlehrer habe sich damals um die konkrete Situation gekümmert. Mit dem Projekttag wolle man die Thematik aber breiter aufstellen – zumal es auch andere vergleichbare Vorfälle gegeben habe. Großzügige finanzielle Unterstützung leiste dabei der Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums, lobte Beratungslehrerin Lisa Gellenberg, die die Antidiskriminierungstage gemeinsam mit ihren Kollegen Robin Ejaz und Christoph Hiestand organisiert. So könne man mehrere externe Anbieter ins Boot holen.
Mit Vorträgen, aber auch theaterpädagogisch und spielerisch brachten die Gäste den Jugendlichen das Thema Ausgrenzung in all ihren Formen näher. „Wir haben das mit einer Art Spiel des Lebens gemacht, in der jedem ein Charakter zugeordnet war“, erzählte etwa Caro (14) aus dem Klassismus-Workshop. Zudem habe man viele historische Beispiele erarbeitet, ergänzte die gleichaltrige Julia. Ein anderer Kurs wiederum nahm sich zum Ziel, Fake News aufzuspüren. Und wieder ein anderer widmete sich dem Thema Antisemitismus. Das wiederum war auch an anderer Stelle bereits Teil des Schulprogramms: „Wir haben mit einer zehnten Klasse am Projekt „Meet a Jew“ teilgenommen“, berichtet Lehrer Robin Ejaz. Das sei auf reges Interesse gestoßen. Größere Debatten vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs und die pro-palästinensischen Proteste habe es aber unter der Schülerschaft am Haaner Gymnasium bislang nicht gegeben.
Die Effekte der Projekttage lassen sich naturgemäß nur schwer fassen. Eine Sensibilisierung, betont Ejaz, habe aber offensichtlich stattgefunden. Und Schülerin Lucie betonte: „Es war interessant und hat Spaß gemacht.“