Reiner Nieswandt ist jetzt ein Pastor für gleich zwei Pfarren
Reiner Nieswandt leitet ab 1. September die Seelsorgebereiche Haan und Hilden. Was bedeutet das für die beiden Pfarreien?
Hilden/Haan. Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat den Haaner Pfarrer Reiner Nieswandt zusätzlich zum Leitenden Pfarrer für die Gemeinde St. Jacobus Hilden ernannt. Ab 1. September müssen sich die beiden Gemeinden einen Pastor teilen. Woelki begründet seine Entscheidung mit dem Priestermangel. Im Erzbistum Köln seien 15 weitere, zum Teil sehr große Seelsorgebereich ohne Leitenden Pfarrer. Rund 100 Planstellen im Pastoralen Dienst seien nicht besetzt. Ein Verwaltungsleiter soll Nieswandt bei der Personalführung und Verwaltung entlasten: „Er kommt noch in diesem Jahr.“
Was bedeutet das für die beiden Gemeinden? „Sie sollen weiter selbstständig bleiben“, sagte Nieswandt. „Die Seelsorgebereiche werden künftig aber wohl noch größer werden.“ Die Entwicklung illustriert eine Zahl: In 25 Jahren wird es in ganz Deutschland nur noch etwa 1000 aktive Priester geben, schätzen Fachleute.
So viele Geistliche gab es vor 25 Jahren allein im Bistum Köln. Nieswandt will nach Hilden ziehen, sobald eine Wohnung frei ist: „Nach einem ungeschriebenen Gesetz wohnt der Pfarrer stets in der größeren Gemeinde.“ Sein Vorgänger Monsignore Ulrich Hennes verlässt Mitte Juli das Hildener Pfarrhaus und zieht nach Düsseldorf. „Das ganze Pastoralteam muss seine Arbeitsweise neu erfinden“, sagt Nieswandt: „Ich werde nicht mehr so präsent sein können.“ Er sei kein Freund repräsentativer Aufgaben: „Ich halte aber ganz viel von ungeplanten Begegnungen“, meint er.
Die Gottesdienste in Hilden und Haan müssten besser abgestimmt werden: „Es wird Kürzungen geben, aber erst in der Zukunft.“ Fünf der neun Priester in Hilden sind bereits im Ruhestand: „Ich bin sehr dankbar für ihre Unterstützung, kann sie aber nicht voll einplanen. Wir wollen Ehrenamtliche ermutigen, auch Gottesdienste zu halten.“ Sie sollen — nach entsprechender Ausbildung — auch Beerdigungen übernehmen — so wie Diakone und Pastoralreferenten. Ganz wichtig ist Pfarrer Nieswandt die „Überwindung der religiösen Sprachlosigkeit. Wir müssen Menschen ermutigen, ihren Glauben zu leben und auch darüber zu sprechen.“
Hilden hat nach neun Monaten Vakanz wieder einen Pastor. Das ist für Peter Groß, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, eine gute Nachricht: „Pfarrer Nieswandt war als Pfarrverweser sehr präsent und immer ansprechbar. Dass er die Leitung von Hilden mit übernimmt, ist ein Glück. Unsere Aufgabe ist es, ihn dabei zu unterstützen. Ich bin sicher, dass wir uns aneinander gewöhnen.“ Die Laien müssten jetzt mehr Verantwortung übernehmen. „Wir werden den Priestermangel deutlich spüren“, glaubt Groß. „Es wird nicht mehr in jeder Kirche regelmäßig Gottesdienste geben. Wir müssen jetzt besprechen, wie wir damit umgehen.“ Zwischen den Gemeinden Hilden und Haan stimme die Chemie: „Wir sitzen in einem Boot und können uns gut ergänzen.“
Die Pfarre Hilden habe alle großen Bauprojekte abgeschlossen — bis auf die Sanierung von St. Jacobus. „Es ist schade, dass wir unseren Pfarrer mit Hilden teilen müssen“, sagt Rainer Augsburg vom Haaner Pfarrgemeinderat. „Angesichts des Priestermangels müssen wir alle zusammenrücken.“