Hilden Quedo lässt sich gern was vorlesen

Hilden · Seit 2019 besucht Sozialpädagoge Stefan Knobel die Hildener Stadtbücherei mit seinem Therapiehund.

 Vorlesehund Quedo mit Tabea in der Stadtbücherei.

Vorlesehund Quedo mit Tabea in der Stadtbücherei.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ein wenig aufgeregt sitzen Florian, Tabea, Nikita und Luena in einer Ecke im ersten Obergeschoss der Stadtbücherei, während Lukas sich ales erster zu Quedo traut. Der Achtjährige gibt zu, ein wenig Bammel vor Hunden zu haben. Das ausgesuchte Buch fest in der Hand betritt er den Raum, in dem der Golden Retriever mit Herrchen, dem Diplom-Sozialpädagoge Stefan Knobel, auf den Grundschüler wartet.Nun darf neimand mehr hinein. Lukas und Quedo sollen nicht gestört werden.

Lukas‘ Mitschüler sitzen bei OGS-Leiterin Hannelore Horn, die ihnen aus einem Buch vorliest. Die Kinder sind aufgeregt, freuen sich aber auf ihren besonderen Zuhörer. „Ich liebe Hunde über alles und freue mich sehr“, sagt Nikita. Auch Tabea und Luana fiebern dem Moment entgegen, wenn sie Quedo vorlesen dürfen. Tabea hat ihr Lieblingsbuch von Harry Potter mitgebracht. Viel lesen die Grundschüler zu Hause eigentlich nicht, erzählt Nikita. „Am liebsten Pferde- und Abenteuergeschichten.“ Gleich einem Hund vorzulesen, finden die Kinder gar nicht seltsam. In der Öffentlichkeit anderen Menschen vorzulesen, mache mehr Angst.

Nach knapp 20 Minuten kommt Lukas zurück, strahlend und mit funklenden Augen. „Richtig cool“, schwärmt er. Die Angst vor Hunden sei gleich verflogen. „Ich habe ihn gestreichelt, er war ganz weich.“ Ruhig habe Quedo seinem Vorleser zugehört. „Er war ganz entspannt, ich glaube, dass er sogar eingeschlafen ist“, sagt der Junge und lächelt. Was ihm am besten gefallen habe? „Quedo ist ein sehr guter Zuhörer.“ In seiner Hand hält Lukas noch das Buch, aus dem er dem Golden Retriever vorgelesen hat. Es ist Gregs Tagebuch, eine Kinderbuch-Reihe, die Lukas aus Verfilmungen kennt. In 20 Minuten hat es der Achtjährige geschafft, Quedo die ersten 17 Seiten aus dem Buch vorzulesen. „Toll. Da bist du ja richtig weit gekommen“, lobt Büchereimitarbeiterin Nadine Reinhold. „Wirst du denn jetzt weiterlesen?“ Lukas nickt eifrig: „Auf jeden Fall.“

Diesen Effekt hat die Bibliothekarin häufiger erlebt. Quedo und sein Herrchen waren bereits sieben Mal in der Stadtbücherei zu Gast und jedes Mal seien die Kinder strahlend gegangen und mit der festen Absicht künftig mehr zu lesen. „Für einige Kinder ist es sogar der erste Besuch in der Bücherei und manchmal sieht man sie nach der Aktion mit den Eltern hier wieder“, berichtet Reinhold zufrieden. „Schön, wie ein Hund es schafft, den Kindern Spaß am Lesen zu bereiten.“ Seit 2019 besucht Stefan Knobel die Hildener Stadtbücherei mit seinem Therapiehund. Finanziert wird das Projekt durch das Buchhandelsunternehmen Thalia Mayersche. Bibliothekarin Nadine Reinhold hofft, das Projekt fortsetzen zu können.